Bernd Stelter. Michelle. Hartmut Engler. Sido. Die dieswöchigen New Entries lesen sich wie ein Horrorkabinett. Aber da muss ich wohl durch. Hier sind die Neu-Einsteiger in die deutschen Singlecharts vom 31. Januar 2005:
100: Brings – “su lang mer noch am lääve sin”
Der Karneval bringt sogar die alte Kölner Kapelle Brings mal wieder in die Charts. Das Liedchen setzt sich aber von dem üblichen Karnevals-Rotz ab. Es ist eine seltsam eingängige, nur bedingt peinliche Mischung aus Ska (?!?) und Kölscher Mitgröhl-Musik. von mir gibt’s dafür (für Songs auf Kölsch rekordverdächtige) 2 von 10 Punkten.
91: Willi Herren – “wer bist denn du?”
Weiter geht’s in den Karnevals-Charts. Olli aus der “Lindenstraße” aka Dschungel-Willi ist also der Meinung, er muss jetzt auch noch Platten aufnehmen. Nun ja. Ich bin da etwas anderer Meinung. Das was er hier verbrochen hat, klingt irgendwie wie der dämliche Dschungel-Song an dem er auch schon mitgewirkt hat. Außerdem glänzt der Song natürlich vor allem durch einen äußerst peinlichen Text. Ausschnitt gefällig? “Wer bist denn du? uhuh lalalalalalala nur ich und du lalalalala wir zwei vielleicht lalalalala komm sag mir leis’ lalalalalala was hast du heut nacht noch vor?”. Glasklare 0 von 10 Punkten.
87: Mando Diao – “down in the past”
Und gleich nach Willi Herren dann Mando Diao. Welch ein Ãœbergang. Die erste Mando-Diao-Platte mochte ich nicht so richtig. Und diese Wir-sind-die-geilste-Band-der-Welt-Attitüde erst recht nicht. Die neue Platte soll besser sein. Mal sehen. Die erste Single ist auf jeden Fall ganz okay. Zwar typisch Mando Diao, aber skandinavische Bands entwickeln sich ja auch grundsätzlich nicht weiter. Was in vielen Fällen auch okay ist. Für “down in the past” gibt’s 7 von 10 Punkten.
85: Bernd Stelter – “mahatma”
“mahatma glück, mahatma pech, mahatma gandhi. ma weiß im leben vorher nie jenau wat kann die. die janze wahrheit kennt noch nischmal der computaa. kama verjessen oder eher kamasutra.” Keine weitere Kommentare. 0 von 10 Punkten.
59: Joachim Deutschland – “ein wenig anarchie”
Oh nein. der Herr Deutschland schon wieder. Er möchte ja so gern ein toller Rocker sein. Und mit jedem neuen Song scheitert er wieder kläglich. Der Text ist zwar nicht mehr ganz so peinlich wie beim letzten Mal, die Musik dafür aber immer noch so altbacken, so belanglos, so überflüssig. 1 von 10 Punkten.
55: Delta Goodrem – “out of the blue”
Achtung! Schmalz-Attacke! Delta Goodrem stammt aus Australien, hat wie ihre Vorgängerinnen Kylie Minogue und Natalie Imbruglia auch in der Soap “neighbours” mitgespielt und hat mit ihren Schlagern schon diverse australische Platinplatten abgestaubt. Die Musik klingt, als würde sich sich um ein Duett mit Ronan Keating bewerben. Und das ist kein Kompliment. 1 von 10 Punkten.
49: Michelle – “fliegen”
Ich hab’s aber auch schwer in dieser Woche. Als würde all der Karneval-Müll nicht reichen, steigt auch noch Schlager-Schnepfe Michelle in die Charts ein. Mit ihrer piepsigen Stimme singt sie ein Liedchen, dass mir irgendwie extrem bekannt vorkommt. Mir will aber nicht einfallen, woher. Egal, ob geklaut oder nicht, auf jeden Fall 0 von 10 Punkten.
48: Hartmut Engler – “fortunate guy”
Und dann auch noch meine musikalische Hassfigur Nummer 1. Mister Pur. Jetzt macht er auch noch auf Singer/Songwriter, singt englisch, versucht es zumindest. Gut, er hat schon schlimmere Musik geschrieben als dieses Pop-Nümmerchen, aber das heißt ja nichts. Seichter Radio-Pop für Über-40-Jährige. 1 von 10 Punkten.
25: Sido – “mama ist stolz”
Oh. Hatte ich behauptet, Hartmut Engler sei meine musikalische Hassfigur Nummer 1? Da hatte ich wohl Sido ganz vergessen. Aber andererseits: Was hat Sido mit Musik zu tun? “Ich geh klauen, scheiß auf Frauen und nehm Drogen. Aber Mama kann mir vertrauen, ich bleib aufm Boden”. Herzlichen Glückwunsch! 0 von 10 Punkten.
24: Danzel – “you are all of that”
Danzel heißt in Wirklichkeit Johan Waem, kommt aus Belgien und macht Musik für Großraumdiscos. In Deutschland hatte er mit “pump it up” schon einen Top-5-Hit. “you are all of that” knüpft dort nahtlos an. Inspirationslose, pumpende Tanzmusik fürs Dorf. 1 von 10 Punkten.
19: Good Charlotte – “I just wanna live”
Moment mal. Waren Good Charlotte nicht eine Green-Day-Blink-182-Kopie für Kinder? Und sehen die nicht auch alle so “gefährlich” aus? Aber das hier ist ja riesige Boyband-Scheiße. Als hätten die Backstreet Boys oder irgendjemand das aufgenommen. Gut, es gibt (aus Versehen?) ab und zu auch ein Gitarrenriff, aber das ist nicht der Rede wert. Ganz schlimm. 1 von 10 Punkten.
18: The Chemical Brothers – “galvanize”
Die Chemical Brothers sind in meiner Gunst in den vergangenen Jahren etwas gesunken. Ende der 90er mochte ich sie. “hey boy, hey girl” war ein Knaller. 2002 hab ich sie dann mal live gesehen und war ziemlich enttäuscht angesichts der Langeweile. Nun erscheint ein neues Album und vorweg die Single “galvanize”. Und auch die kann an die “alten Zeiten” nicht heranreichen. Der Track klingt ziemlich lahm. Es sind absolut keine neue Ideen zu erkennen. Angesichts des Karneval-Schlager-Engler-Sido-Mists ist er aber natürlich ein Highlight unter den dieswöchigen New Entries. 4 von 10 Punkten.
12: Ashanti – “only u”
Und zum Schluss wieder einer dieser amerikanischen Soul-Black-Music-Songs, die ich nicht verstehe. Es ist nur eine fragmentarische Melodie zu erkennen, auch sonst glänzt die Nummer nicht gerade durch Innovation. Warum steigen diese Songs immer wieder so hoch in die Charts ein? 1 von 10 Punkten.