Blumfeld. Über kaum eine Band wird so oft und lang diskutiert wie über diese. Viele ewig gestrige Fans der ersten Stunde regen sich auf, dass Distelmeyer nur noch Schlager komponiert und nicht mehr politisch genug ist. Seit Jahren regen sie sich auf. Und akzeptieren nicht, dass sich eine Band vielleicht auch mal weiterentwickelt. Oder zumindest in eine andere Richtung entwickelt. Und das man sich in einem solchen Fall nicht aufregen sollte, sondern einfach eine andere Lieblingsband suchen sollte. Mir ging es in den vergangenen Jahren etwas anders. Klar, ich mochte die früheren Songs auch. Aber ich mochte die Stücke, die dann kamen noch viel lieber: “Graue Wolken” zum Beispiel, das gesamte “Testament der Angst”-Album und auch weite Teile der “Jenseits von Jedem”-Platte. Und auch wenn ich nicht alles vom neuesten Blumfeld-Werk “Verbotene Früchte” gut finde und mich bei Texten wie dem von “tiere um uns” schon etwas fremdschäme, so gibt es doch wieder ein paar großartige Lieder auf der Platte. Und hey, wenn Distelmeyer nunmal über den “Apfelmann” singen will, soll er es halt tun.
Keine Frage also, dass ich mir Blumfeld ein zweites Mal live ansehen wollte – nach dem Mannheim-Auftritt vor etwas mehr als zwei Jahren. Wie damals, so war der Publikumszuspruch auch diesmal nicht sooo hoch. Das Düsseldorfer Zakk war zwar gut besucht, aber im Vergleich zum ausverkauften Kettcar-Konzert, das mich damals so genervt hat, waren vielleicht nur halb so viele Leute da. Das tat der Stimmung aber nicht schlecht. Die, die da waren, genossen den Abend, würdigten die Band und machten richtig viel Stimmung. Und ich mag Konzerte ohnehin lieber, bei denen man nicht ständig angetanzt wird, den Schweiß des Nebenmannes riechen muss und mehr Platz hat als ein Käfighuhn.
Blumfeld spielten eine gute Mischung aus neuem, altem, und ganz altem Material (Setlist siehe hier) und bewiesen auch in der mal wieder neuen Besetzung, dass sie eine großartige Liveband sind. Mir persönlich gefielen die Songs der beiden oben erwähnten mittelalten Platten am besten, aber das mag auch daran liegen, das ich das neue Material noch nicht so sehr im Kopf habe. Ein absolutes Highlight war natürlich wie immer “verstärker”, der Song, mit dem Blumfeld bekannt geworden sind und der wie immer in eine Kurzversion des Prefab-Sprout-Klassikers “electric guitars” überging. Und danach in “everytime we say goodbye” von Cole Porter. Einziges kleines Manko an diesem Abend: “graue wolken” fehlte. Schade, aber angesichts der 22 gespielten Stücke verschmerzbar. Ein großartiger Abend also, unspektakulär, entspannt, unaufgeregt und gerade deswegen so gut. Blumfeld sind auch im 17. Jahr ihres Bestehens ein absolut empfehlenswertes Live-Erlebnis.