popkulturjunkie on tour: nick cave in bonn.

Es fehlen noch ein paar Worte zu meinem Dienstagabend. Da wohnte ich nämlich einem leicht religiös anmutenden Ereignis in der Beethovenhalle zu Bonn bei: Altmeister Nick Cave gab sich die Ehre. Ohne die Bad Seeds zwar, aber das war mir egal. Den Mann musste ich unbedingt mal live sehen. Eigentlich hatte ich mir ja auch mal geschworen, niemals ein Rockkonzert im Sitzen zu verfolgen. Schließlich ist Sitzen für’n Arsch. Aber was soll man machen, wenn für ein Konzert ausschließlich Sitzplatzkarten angeboten werden? Augen zu und durch. Nach gut 45 Minuten standen ohnehin fast alle auf, gingen an den Bühnenrand oder suchten sich andere Plätze zwischen den Stuhlreihen. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall, auch wenn mit der kleinen Band-Besetzung auf fast alle bekannten Songs verzichtet wurde. “abattoir blues”, “weeping song”, “mercy seat” waren die meiner Meinung nach bekanntesten Stücke, die er spielte. Es machte Spaß, den vier Musikern zuzuschauen, vor allem dem etwas sehr Waldschrat-mäßig aussehenden Warren Ellis, der ständig an seiner Elektro-Geige zupfte. Der König des Abends war aber natürlich Cave selbst. Wenn er bei agressiveren Passagen am Klavier steht, wild gestikuliert, seine Musiker anfeuert. Großartig. Fast 2einhalb Stunden spielte die Band. So hat sich auch der zugegebenermaßen sehr hohe Preis der Tickets absolut gelohnt.

Noch mehr gelohnt hätte er sich übrigens, wenn hinter uns nicht zwei Typen gesessen hätten, die den Abend dazu genutzt haben, sich zu betrinken und rumzupöblen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal schreiben würde, dass ich die prolligsten Konzertgäste aller Zeiten ausgerechnet bei Nick Cave getroffen hätte. Ständiges Rumgegröhle (“Cave, du Arschloch!”, …), Gestank als würden die Typen nur die Filter ihrer Zigaretten rauchen, absolut ätzend. Aber egal, der Abend war gelungen, den lässt man sich auch von solchen Deppen nicht versauen.

Ãœbrigens hat auch irgendjemand zwei Songs aus dem Bonn-Konzert bei YouTube hochgeladen. Reicht zumindest, um einen kleinen Eindruck zu gewinnen:

2 Comments so far

  1. Markus on November 17th, 2006

    Ich war das mit dem Video. Soso. Da hätte man dich also mal “live” treffen können. ;)

    Du hast recht, die “Zwischenrufer” waren in der Tat merkwürd drauf. Aber auch ich bin froh, Nick Cave ENDLICH mal live gesehen zu haben.
    Gruß

  2. MK on November 21st, 2006

    “Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal schreiben würde, dass ich die prolligsten Konzertgäste aller Zeiten ausgerechnet bei Nick Cave getroffen hätte.”
    Schön/Schade, dass es nicht nur mir so ging. In Mainz hat das prollige Publikum den ganzen Abend versaut: Besoffene Volltrottel, ständige Ziwschenrufe, eine nervöse Atmosphäre durch die ständigen Bierholer und lautes Gequatsche. Nick hatte keine Chance, ganz traurig.

    Merkwürdig mit der Sitzordnung: Auch in Mainz wurden Sitzplätze (sogar in drei Preisklassen – hoch bis 75 Euro!) verkauft und nach zehn Minuten durfte jeder stehen und die Leute mit den Karten für 75 Euro haben sich sicher gefreut … wenn sowieso alle stehen sollen, warum bucht man dann bestuhlte Hallen?

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