tv-test: “flash forward”. 3

Kleines Cross-Posting. Für MEEDIA hab ich eine Kritik zum Start der US-Serie “Flash Forward” bei ProSieben geschrieben. Und die passt ja irgendwie auch ganz gut hierher…

Die Idee ist eine der besten, die es für eine TV-Serie je gab: Die gesamte Menschheit fällt für 137 Sekunden in eine Art Ohnmacht und erlebt in einem Zukunfts-Flash eine Sequenz aus ihrem Leben in einem halben Jahr. Genau um diese Idee herum haben Brannon Braga und David S. Goyer – inspiriert vom gleichnamigen Sci-Fi-Roman – die Serie “Flash Forward” konzipiert, die dank ProSieben am Montagabend auch nach Deutschland kommt.

137 Sekunden also – 137 Sekunden, die die Menschheit miteinander verbinden, ihr Angst machen, oder Hoffnung. Denn die Zukunfts-Erlebnisse der Menschen sind extrem unterschiedlich, obwohl sie alle zum selben Zeitpunkt in der Zukunft spielen – dem 29. April 2010. So sieht eine Frau in ihrem “Flash Forward” das Ende ihrer Ehe, ein anderer, dass er noch lebt, obwohl er sich umbringen wollte – und ein Dritter sieht gar nichts, vermutet daher, dass er in einem halben Jahr nicht mehr lebt. Die denkbaren Geschichten, die sich aus den Blicken in die Zukunft entwickeln, sind zahlreich, doch gleichzeitig ist aus einer Weltklasse-Idee schon oft nach ein paar Episoden eine Kreisklasse-Serie geworden, weil die Autoren eben nur eine Weltklasse-Idee hatten und nicht ein paar mehr.

Braga und Goyer sind allerdings bekannt für gute Ideen. So schrieb Goyer zuletzt u.a. das Drehbuch zum Batman-Blockbuster “The Dark Knight” und Braga arbeitete an allen modernen “Star Trek”-Serien und dem “Battlestar Galactica”-Remake mit. In “Flash Forward” erzählen sie die Geschichten, die aus dem globalen Blackout und den Zukunftsvisionen der Menschheit entstehen. Wer steckt hinter dem Blackout, Ursache für viele Katastrophen und Unfälle mit Toten? Die Natur? Außerirdische? Terroristen? Zu den Hauptprotagonisten der Serie gehört Mark Benford, gespielt vom bekannten Hollywood-Schauspieler Joseph Fiennes. Sein Bemühen, die Hintergründe des Blackouts zu ermitteln, spinnen den großen Handlungsbogen.

Im Gegensatz zu Serien wie “Fringe” oder “Lost” haben die Macher bei “Flash Forward” Wert darauf gelegt, eine Serie nicht nur für Geeks und Nerds, sondern möglichst für den Mainstream zu konzipieren. So finden sich neben dem großen Handlungsbogen und dem Mysteriösen auch viele emotionale Momente in der Serie: Eheprobleme, Krankenhaus-Szenen und einiges mehr. Mystery-Fans wird das an der einen oder anderen Stelle nerven, doch den Machern gelingt es, mit zahlreichen überraschenden Wendungen, Cliffhangern und Hinweisen immer wieder die nötige Spannung zu erzeugen.

Was “Flash Forward” zudem von einer 08/15-Serie unterscheidet, ist die Liebe zum Detail, die immer wieder aufblitzt. So haben die Macher gleich nach sechs Minuten der ersten Episode einen Gag für “Lost”-Fans untergebracht: ein Werbeplakat für die in der Realität nicht existierende Fluglinie “Oceanic”, mit der die “Lost”-Leute auf ihre Insel abgestürzt sind. Zwei weitere liebevoll produzierte Momente sind die Anfangssequenz der vierten Episode, in der zu Björks “It’s oh so quiet” zig Menschen in Zeitlupe in ihren Blackout fallen und ein Bus in einen Teich fährt. Und in der gleichen Folge wird später ein Saxophon-Spieler gezeigt und dessen Musik anschließend auf großartige Weise in eine Verfolgungsjagd eingewoben.

Ob “Flash Forward” die Spannung über längere Zeit halten kann – in den USA sind bislang zehn Episoden gelaufen – muss sich erst zeigen, das Potenzial für mindestens eine grandiose Staffel hat sie definitiv. Ob und wie es danach weitergeht – der 29. April 2010, an dem die “Flash Forwards” spielen, ist schließlich bald erreicht – ist noch nicht entschieden. Sahen die erste Episode noch weit mehr als 12 Mio. Amerikaner bei ABC, waren es in Folge 10 nur noch rund 7 Mio. Eine mehr als dreimonatige Pause war die Folge, am 18. März geht es mit Episode 11 weiter. Sollten die Quoten weiter bröckeln, ist das Aus nach einer Staffel nicht ausgeschlossen. Selbst wenn es so kommen sollte: Einen Blick auf die Serie sollten nicht nur Mystery-Fans riskieren. ProSieben zeigt “Flash Forward” ab sofort montags um 21.15 Uhr, die beiden ersten Folgen am Montagabend (1. März) schon ab 20.15 Uhr.

next up: kashmir – “trespassers”. 1

Am Freitag kommt mit ca. fünf Wochen Verspätung endlich auch in Deutschland die neue Kashmir-Platte “trespassers” auf den Markt. Kashmir liebe ich, seit 2003 das Album “zitilites” erschien, u.a. mit dem unfassbar grandiosen Song “the aftermath” (hier in einer Version vom Roskilde-Festival)…


Aus “trespassers” gibt es schon seit einiger Zeit sehr viel Vorfreude erzeugendes Material zu hören, u.a. den Song “mouthful of wasps”…

… und “still boy”…

Beides grandiose Songs, wie ich finde. Und jetzt die beste Nachricht: Wer nicht bis Freitag warten möchte, hat eine völlig legale Möglichkeit, das Album schon jetzt zu bekommen. In meinem Lieblings-MP3-Download-Shop gibt es die Platte nämlich schon. Ich liebe das Internet.

popkulturjunkies charts-kritik (26. februar 2010). 9

Ältere Menschen werden sich erinnern: An dieser Stelle gab es vor gefühlt drei Jahrzehnten mal eine beliebte Rubrik, in der ich wöchentlich kleine Meinungen zu den New Entries der deutschen Single-Charts abgegeben habe. Die Rubrik wurde dann aus Lust- und Zeitlosigkeit eingestellt, der Verlust seitdem aber immer wieder mal beweint. Und weil hier in diesem Blog derzeit viel zu wenig los ist, habe ich mir gedacht: Es muss wieder Charts-Kritiken geben. Ab sofort beschimpfe ich also wieder die Käufer und Fans der Mainstream-Musik und bejuble die wenigen Perlen, die es in die Charts geschafft haben. Hier sind sie also – die Neueinsteiger der deutschen Single-Charts von heute:

090 Fettes Brot – “kontrolle”
Die inoffizielle Stasi-2.0-Hymne. Lobenswerter Text, nette Musik, geht ins Ohr. Das einzige Problem, dass ich mit dem Song habe, ist die verzerrte Stimme, auch wenn sie wahrscheinlich den Inhalt des Songs unterstreichen soll. Insgesamt also ein solider Fettes-Brot-Song, 7 von 10 Punkten.

082 Brings – “poppe, kaate, danze”
Karneval. Auch wenn ich seit ein paar Jahren zugereister Rheinländer bin, ich kann mit Karneval nichts, aber wirklich gar nichts anfangen. Einen sehr großen Anteil daran hat die Musik. Wenn am Rosenmontag morgens die ersten Wagen an meiner Wohnung vorbei Richtung Altstadt fahren und mich von der Straße mit unfassbar nerviger Musik belästigen, hab ich schon keine Lust mehr, das Haus zu verlassen. Und ich wohne noch nichtmal in Köln – da ist alles ja noch viel schlimmer. Dass ich mit dieser Meinung wohl zu den Außenseitern gehöre, zeigt ein Blick auf die Charts dieser Woche. Platz 13: Höhner. Platz 23: Brings. Platz 26: Bläck Fööss. Platz 50: Brings. Platz 51: Höhner. Platz 61: Brings. Platz 70: Brings. Platz 72: Brings. Platz 75: Höhner. Platz 82: Brings. Platz 89: Höhner. Platz 93: Bläck Fööss. Platz 95: Bläck Fööss. Platz 100: Höhner. 14 der 100 Charts-Positionen gehen also an drei Kölner Bands. Was die Sache interessant macht, ist die Tatsache, dass vor allem der technische Fortschritt daran Schuld ist. Denn: Ohne Download-Shops wäre es nicht dazu gekommen. Welche CD-Läden hätten schon all diese 14 Maxi-CDs vorrätig gehabt? 8 der 14 Songs sind sogar nur mit ihren Downloads in die Charts gekommen – ohne jeglichen CD-Verkauf. Oh. Ich schweife ab. “poppe, kaate, danze” ist natürlich indiskutabler Scheiß. Und das schreibe ich nicht nur als Düsseldorfer. 2 von 10 Punkten.

044 Bryan Adams – “one world one flame”
Was ich übrigens weiterhin spannend finde, ist die Tatsache, dass vier der fünf New Entries dieser Woche nicht als CD erhältlich sind. Nichtmal Bryan Adams. Obwohl der doch inzwischen eine Zielgruppe von gefühlt 99% Über-60-Jährigen haben dürfte. 21 der Top-100-Songs gibt es nicht auf CD. Ich bin gespannt, wann es zum ersten Mal über 50 der 100 sind. Ich schweife schon wieder ab? Ist doch wurscht, über diese routinierte Schnulze, die die ARD sich als Olympia-Song ausgesucht hat, braucht man eh nicht viel mehr zu schreiben als “Gääääääähn”. 3 von 10 Punkten.

038 Fettes Brot – “jein”
Wenn Bands eigene Songs neu interpretieren, dann kommt dabei meistens Mist heraus. Oder eine langweilige Unplugged-Version. Fettes Brot hat “jein” nicht unplugged neu aufgenommen, sondern eher das Gegenteil davon unternommen: Der Song wurde ordentlich angefüttert. Mit Soundeffekten, einem pompösen, knallbunten Video, E-Gitarren und vielem mehr. Irgendwie ganz cool. Auch wenn das Konzept, eigene Songs zu covern natürlich etwas uninspiriert wirkt. Dennoch: Wie bei “kontrolle” gibt es freundliche 7 von 10 Punkten.

016 Helping Haiti – “everybody hurts”
Ja, das ist ja auch wirklich schlimm mit diesem Erdbeben und so. Und jede Spende ist wichtig! Aber wenn ich Fratzen wie Rod Stewart, Susan Boyle und Miley Cyrus dabei zusehen muss, wie sie “everybody hurts” verhunzen, kommen mir aus ganz anderen Gründen die Tränen. Hätte man sich nicht irgendeinen Schrottsong aussuchen können? Einen, der eh doof ist? Aber doch nicht “everybody hurts”, das geht doch wirklich nicht. 3 von 10 Punkten.

So. Und weil es diesmal nur fünf New Entries gibt und ich gerade so gut in Fahrt bin, gibt’s als Bonus nun noch meine Meinung zu den Top-Ten-Songs dieser Woche:

010 Bushido – “alles wird gut”
Glücklicherweise ist ja der deutsche Hip Hop mitsamt seiner Inspirationslosigkeit wärend meiner “kleinen” Charts-Kritik-Pause ziemlich den Bach runter gegangen. Bushido ist hier dank seines Kinofilms ne kleine Ausnahme, hat immerhin Platz 10 erreicht. Der Song klingt viel glatter, noch kommerzieller als vor ein paar Jahren. Die Texte bleiben aber derselbe Quatsch und das Gesamtpaket nervt immer noch gewaltig. 2 von 10 Punkten.

009 The Black Eyed Peas – “meet me halfway”
Die Black Eyed Peas haben ja einen ziemlichen Lauf. Einen Granatenhit nach dem nächsten feuern sie raus. “boom boom pow” ist nach 29 Wochen immer noch auf Platz 65, “i gotta feeling” nach 34 Wochen sogar noch auf Platz 24. Und auch “meet me halfway” hat wieder diese Ohrwurm-Momente, denen man nicht entkommen kann. Das ist eindeutig nicht die Musik, die ich mir ständig anhören muss, aber trotzdem muss ich der Band zugestehen, dass sie momentan wahrscheinlich die perfektesten Mainstream-Popsongs veröffentlichen, die man sich vorstellen kann. 7 von 10 Punkten.

008 Aura Dione – “i will love you monday (365)”
Sie hier war ja schon auf Nummer 1. Und ich weiß gar nicht, warum. Der Song ist schon nach einer Minute ziemlich nervig, viel zu viele Textwiederholungen. Aber wahrscheinlich ist genau das der Grund für den Erfolg. Jeder kapiert die paar Englisch-Brocken, die Dänin sieht noch dazu ganz passabel aus, fertig ist also der Hit. Ich mag den Song trotzdem nicht. 3 von 10 Punkten.

007 Owl City – “fireflies”
Apropos “perfekter Popsong”. Das hier ist für mich momentan der wahrscheinlich großartigste Song in den gesamten Charts. Ich bin mir zwar noch nicht sicher, ob man “fireflies” überhaupt gut finden darf oder dann als uncool gilt, aber ich finde den Song grandios. Feinster Elektropop mit Mega-Melodie, der mich total an Ben Gibbards Projekt The Postal Service erinnert. Toll. 9 von 10 Punkten.

006 Stromae – “alors on danse”
Huch. Ein französischer Song auf Platz 6 der deutschen Charts? Gibt’s auch nicht oft. Der Typ hier, halb belgisch, halb ruandisch, wie die Wikipedia mir verrät, war fünf Wochen lang die Nummer 1 im französisch-sprachigen Teil Belgiens. Dass er aber den Sprung nach Deutschland geschafft hat, ist schon spannend. Zumal der Song ja jetzt nicht die Mega-Innovation ist. Ein ziemlich eintöniger, leicht düsterer Disco-Track. Aber irgendwas hat er, der Song. Ich kann nur nicht genau sagen, was. Wahrscheinlich haben das auch die ganzen Käufer gedacht – und ihn dann gekauft. 6 von 10 Punkten.

005 Lady GaGa – “bad romance”
Ich kann den Namen “Lady GaGa” nicht mehr hören. Der Hype war anfangs wegen der durchaus zu Recht an der Spitze der Mainstream-Charts stehenden Songs berechtigt, doch irgendwann nahm er völlig bescheuerte Züge an. “bad romance” ist aber ohnehin die bisher schwächste der Lady-GaGa-Singles. Routiniert runtergespult, “blablabla”-Text aus dem Lyrics-Computer und sauteures Video. Nervt. 4 von 10 Punkten.

004 Unheilig – “geboren um zu leben”
Manchmal weiß ich nicht, wie bestimmt Songs oder Bands in die Gothic-Ecke passen ohne von der Szene ausgelacht zu werden. Da nennt sich der Sänger einer Band “Der Graf”, sein Projekt “Unheilig”, spielt aber einen Schumsesong mit Kinderchor am Ende? Wirklich seltsam. Ich kann einen solchen Song zumindest nicht wirklich ernstnehmen. Obwohl ich früherâ„¢ ja selbst Musik gehört habe, die nicht allzu weit entfernt war: Wolfsheim, Deine Lakaien, um nur einige zu nennen. Für “den Grafen” gibt’s von mir wegen Peinlichkeit bzw. unfreiwilliger Komik aber nur 3 von 10 Punkten.

003 Keri Hilson – “i like”
Ja, irgendwie ein ganz okayer Popsong und so. Wenn er nur nicht der Song zu “Zweiohrküken” wäre – und man Til Schweiger nicht ständig in Frauenklamotten im Video sehen müsste… Aber trotzdem: irgendwie ganz okay. 5 von 10 Punkten.

002 Frauenarzt & Manny Marc (Die Atzen) – “disco pogo”
Für mich wären ja schon die Namen “Frauenarzt & Manny Marc” ein Grund, die Typen mit lebenslänglichem Studioverbot zu belegen. Und dann haben sie mit “Das geht ab” auch noch den nervigsten Song des 21. Jahrhunderts auf den Markt geschüttet. Was dieser zusammengeschusterte Schrott soll – und vor allem: wer diesen zusammengeschusterten Schrott kauft – ich weiß es nicht. Ich will es auch gar nicht wissen. 0 von 10 Punkten!

001 Kesha – “tik tok”
Gegen die 223 Sekunden Lautsprecher-Verbrechen von eben ist das hier ja die reine Wohltat. Zuschauen darf man der Plastik-Kalifornierin allerdings nicht. Und ne Wohltat ist der Song wirklich auch nur dann, wenn man vorher etwas wie “Die Atzen” hören musste. Insgesamt ist er nämlich auch nur eine Aneinanderreihung von Pop-Ideen der letzten Jahre, inklusive kurzzeitiger Stimmen-Elektrifizierung. Irgendwie bin ich zu gnädig heute: 5 von 10 Punkten.

Die gesamte Top 100 lässt sich übrigens jederzeit bei MTV begutachten. Und beim nächsten Mal könnte es an dieser Stelle auch um folgende Songs gehen – wenn das kaufwillige Publikum mitspielt und sie in die Charts befördert:

– Editors – “you don’t love me”
– Marit Larsen – “under the surface”
– Nena – “du bist so gut für mich”
– Westernhagen – “wir haben die schnauze voll”

video: shout out louds – “fall hard”. 4

Ein Lebenszeichen. Ich habe gerade genug anderen Quatsch im Kopf. Leider. Geht vorbei – und dann wird hoffentlich auch wieder mehr gebloggt. Bis dahin ein Video. Ich habe mich seit vielen Monaten nicht mehr so sehr auf eine neue Platte gefreut wie auf die Neue der Shout Out Louds. Wenn die restlichen Songs auch nur halb so gut sind wie “fall hard”, dann ist die Glücklichmach-Platte des Jahres schon gefunden. Am 26. Februar werden wir es wissen.

die liste der listen 2009 – die besten alben des jahres. 6

Auch in diesem Jahr gibt es an dieser Stelle meine traditionelle “Liste der Listen” mit den besten Platten des Jahres. Wie immer habe ich dafür die von den Redaktionen der großen Musikmagazine zusammengestellten Jahresbestenlisten ausgewertet. Eigentlich kommen dafür die Zeitschriften “intro”, “musikexpress”, “Rolling Stone”, “spex” und “Visions”, sowie das Internet-Magazin laut.de in die Wertung. In diesem Jahr fallen aber leider zwei der Redaktionen weg, denn “intro” entschied sich statt einer Jahresbetenliste für eine Jahrzehntbestenliste und “Visions” verzichtete auf eine Alben-Top-50 und präsentierte dafür je 5 beste Alben in zehn Genres. Daher besteht meine “Liste der Listen” also nur aus denen von “musikexpress”, “Rolling Stone”, “spex” und laut.de. Die Einzellisten habe ich in Punkte umgewandelt, für einen Platz 1 bekam eine Platte beispielsweise 50 Punkte, für Platz 50 einen Punkt zu holen waren daher maximal 200 Punkte. Und das sind die 25 besten Platten des Jahres 2009 (in Klammern die jeweilige Punktzahl):

01 Antony & The Johnsons – the crying light (173)
02 Grizzly Bear – veckatimest (136)
03 Phoenix – wolfgang amadeus phoenix (129)
04 The XX – xx (123)
05 Animal Collective – merriweather post pavilion (122)
06 La Roux – la roux (110)
07 Morrissey – years of refusal (100)
08 Wilco – wilco (98)
09 Jochen Distelmeyer – heavy (97)
10 Julian Plenti – julian plenti is… skyscraper (97)
11 Bill Callahan – sometimes i wish we were an eagle (91)
12 Die Goldenen Zitronen – die entstehung der nacht (89)
13 Dinosaur Jr. – farm (87)
14 The Flaming Lips – embryonic (83)
15 Fever Ray – fever ray (82)
16 Bat for Lashes – two suns (75)
17 Sonic Youth – the eternal (71)
18 Yeah Yeah Yeahs – it’s blitz! (69)
19 The Horrors – primary colours (69)
20 Peter Doherty – grace/wastelands (68)
21 Element of Crime – immer da wo du bist bin ich nie (65)
22 Ja, Panik – the angst and the money (64)
23 White Lies – to lose my life (63)
24 Soap&Skin – lovetune for vacuum (62)
25 Major Lazer – guns don’t kill people… lazers do (57)

die bild-blitz-app. 4

Was ich ja am lustigsten an der “Bild”-App finde, die es seit einigen Wochen fürs iPhone gibt, sind die Blitzer im PDF der “Bild”-Zeitung. Da werden nämlich – offenbar aus Angst vor Apples Jugendschützern, die jegliche nackte Haut aus ihrem AppStore fernhalten – alle Brüste und ähnliche nackte oder halbnackte Körperteile von einem fleißigen “Bild”-Mitarbeiter mit einem Blitz überklebt. Und das führt dann manchmal zu wirklich lustigen Situationen. Ich präsentiere: den “Bild”-Blitzer des Tages:

rage against the x-factor. 5

Eine sehr sehr coole Geschichte aus England. Dort stammte in den vergangenen Jahren jede Weihnachts-Nummer-1 in den Single-Charts vom jeweiligen Gewinner der Castingshow “X-Factor”. Nicht so in diesem Jahr. Denn: Es gab eine extrem erfolgreiche Facebook-Protestkampagne gegen den Casting-Quatsch. Jeder sollte in der entsprechenden Wertungswoche den Rage-against-the-Machine-Kracher “Killing in the Name” kaufen. Und: 500.000 Briten taten es. Damit wurde die Ballade des “X-Factor”-Siegers Joe McElderry auf Platz 2 verwiesen.

Weiterlesen: beim “Guardian” und beim “Independent“.

Ein erstaunlicher Beweis dafür, wie Menschenmassen mit sozialen Netzwerken aktiviert werden können.

video: tocotronic – “macht es nicht selbst”. 0

Eigentlich wollte ich hier erst weiterbloggen, wenn ich mich endlich dazu aufgerafft habe, aus Hunderten Südafrika-Fotos diejenigen rauszusuchen, die ich flickrn will, um dann hier eine Auswahl zu präsentieren. Aber weil das womöglich noch 3 bis 5 Jahre dauern könnte – und weil dann auf einmal das hier da war…

… konnte ich nicht anders, als es Euch zu zeigen.

popkulturjunkie in südafrika. tag 16. 0

Der letzte komplette Tag des Urlaubs. Donnerstagabend geht es zurück ins kalte Deutschland. Aber heute gab es nochmal volles Programm. Zunächst noch drei Weingüter in und um Paarl. Laborie: solide Günstig-Weine. KWV: Beeindruckende Weinfabrik mit durchaus guten Weinen. Fairview: Schönes Weingut mit Wein- und Käseproben, nettem Restaurant und zwei Ziegen, die in einem Turm wohnen.

Der Weg zurück nach Kapstadt führt dann noch ein letztes Mal um die Berge herum an der Küstenstraße entlang. Abschied vom Meer und den tollen Felsen. Unterwegs ein Halt beim berühmten botanischen Garten. Nach 30 Minuten siegt die Langeweile. Wir beide sind einfach Tierleute, keine Pflanzenleute.

Das letzte Abendessen dann bei Kapstadts In-Inder Bukhara. Eine gute Wahl. Leckeres Essen.

Südafrika-Urlaub 2009, Du warst großartig! Ich werde Dich vermissen.

popkulturjunkie in südafrika. tag 10 bis 15. 1

…und dann saß ich zusammen mit diesem in Militärklamotten gekleideten Mann aus Zimbabwe mitten im afrikanischen Busch auf einem Elefanten und ritt davon… Aber der Reihe nach…

Tag 10: Addo

Für den ersten kompletten Tag in der Addo-Region hatten wir den Besuch eines Game Reserves, also eines Wild-Reservates, eingeplant. Der Addo National Park ist so groß, dass man Tiere wie Löwen oder Nashörner nur extrem selten zu Gesicht bekommt. Die Game Reserves sind deutlich kleiner, aber trotzdem kein bisschen zu vergleichen mit einem Zoo. Zwar leben die Tiere durch einen Zaun von der Außenwelt getrennt, doch innerhalb des Reserves können sie sich frei bewegen. Zudem werden sie nicht gefüttert. Löwen leben von erlegten Antilopen oder anderen Opfern, Nashörner fressen Weiden leer, usw. Frei bewegen kann man sich in solchen Reserves natürlich nicht, niemand will schließlich das nächste Mittagessen der Löwen werden. Man fährt also mit ca. 5-10 Personen in einer Art Safari-Jeep durch die Gegend und immer wenn es neue Tiere zu sehen gibt, wird angehalten, der Guide erklärt und man kann Fotos schießen.

Das Schotia Game Reserve, in dem wir waren, kann ich dabei sehr empfehlen. Unser Guide Etienne war etwas jünger, hat nette Scherze gemacht und war wie auch wir vor allem von den Löwen begeistert. Es ist schon ein ziemlich irres Gefühl, wenn man mit dem Jeep eine Piste den Hügel hinauf fährt und nach einer scharfen Kurve auf einmal eine Löwen-Familie aus zwei Männchen, einem Weibchen und drei jüngeren Tieren am Wegesrand rumliegt. Andächtige Ruhe, unterbrochen nur von Fotografiergeräuschen und das irreale Wissen, nur ca. 5 Meter entfernt von diesen Tieren zu sein, die jederzeit aufspringen und töten könnten. Tun sie aber nicht, denn laut Etienne nehmen sie das Fahrzeug nur als Fahrzeug wahr, die Menschen darin sehen sie nicht. Ein Aussteigen würde aber den fast sicheren Tod bedeuten, denn an Menschen sind sie im Gegensatz zu den Fahrzeugen nicht gewöhnt.

Die Löwen sind nicht die einzigen Tiere, die wir in Schotia sehen. Elegante Giraffen, jede Menge Antilopen, Schildkröten, Zebras, Gnus, zwei Nashörner, ein Krokodil, überall Warzenschweine und die Ohren eines Hippos (der Rest wollte nicht aus dem Wasser kommen). Der Tag fiel insgesamt ganz klar in die Kategorie Erlebnisse, wie man sie nicht oft in seinem Leben hat.

Tag 11: Addo

Nach den vielen Tieren sollte es mit noch mehr Tieren weiter gehen. Peter, Guide der Hitgeheim Lodge, in der wir nächtigten, fuhr mit uns in den Addo Nationalpark. Bekannt ist der Park vor allem für seine Elefanten – und so freuten wir uns natürlich vor allem darauf, diese Giganten zu sehen. Zunächst ließen sie aber auf sich warten. Peter fuhr mit uns herum, erklärte uns die Natur, wie begegneten Schildkröten, Zebras, Antilopen, zwei stattlichen Büffeln und schließlich auch den ersten Elefanten. Kurze Zeit später ging es dann aber richtig los. Wir kamen an ein Wasserloch und sahen ca. 50 Elefanten, die tranken, badeten, ruhten, spielten – in allen erdenklichen Größen, vom vor wenigen Tagen geborenen Mini-Elefant bis zum ausgewachsenen Riesen. Grandios, diesen Tieren zuzuschauen – und traurig, wenn man bedenkt, dass sie früher in ihren großen Herden ganz frei in der Region umher zogen.

Teil 2 des Tages führte uns dann mitten ins Nirgendwo. Wir hatten die “Elephant Back Safari” gebucht und wurden von unseren Fahrer erstmal 60 Minuten über Schotterpisten historische Bergpässe hinauf auf ein Bergplateau gefahren – zum Betreiber der Safaris. Wie der Name schon sagt, reitet man dort auf Elefanten – und zwar nicht so wie in irgendwelchen Zoos mit ein paar Leuten auf wackelnden Sitzen, sondern allein mit dem Experten auf dem puren Rücken des Tieres. Der Tipp, sich lange Hosen anzuziehen, war dabei der goldene Hinweis, denn die Haut der Elefanten gleicht sehr rauhem Sandpapier.

Wie der Elefant hieß, auf dem ich ritt – und wie mein mit mit auf dem Tier sitzender Guide hieß, hab ich leider schon in der ersten Aufregung wieder vergessen. Doch ich fühlte mich auf dem ca. 60 Minuten langen (!) Ritt in jeder Sekunde sicher – obwohl nur durch Festhalten an einem ebenfalls nicht gesicherten Mann gesichert. Mein Guide kam wie eingangs erwähnt aus Zimbabwe, kannte wie so ziemlich jeder Südafrikaner, mit dem ich über Fußball gesprochen habe, natürlich Bayern Munich, war selbst aber Chelsea-Fan – die Leute hier unten sind ganz verrückt nach englischem Fußball. Nach dem Ritt fütterten wir unsere Elefanten noch mit der bloßen Hand und verabschiedeten sie schließlich in den Busch, wo sie für den Rest des Tages ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgingen: fressen. Ohne Übertreibung: eine weitere Once-in-a-Lifetime-Experience.

Tag 12: Addo – Wilderness

Nach unseren drei Tagen in der Addo-Region geht es nun also langsam zurück nach Kapstadt. Zunächst auf dem selben Weg, auf dem wir gekommen waren – an der Küste entlang. Für die Übernachtung suchten wir uns aber einen Ort aus, in dem wir auf der Hinfahrt wegen meines kleinen Übelkeits-Zwischenfalls nur kurz gehalten hatten: Wilderness. Es ist ein relativ kleines Dort, das unglaublich schön an einer kleinen Bucht liegt und daher in den vergangenen Jahren viele Leute angelockt hat, die kleine Bed & Breakfasts eröffnet haben, Restaurants oder die einfach nur das Leben genießen. Das taten wir auch – zunächst auf einem langen Strandspaziergang, danach bei einem exzellenten Abendessen im Restaurant “Two Girls”, das u.a. grandiose Currys zubereitet. Geschlafen wurde im “Whales Way”-Bed & Breakfast, das hiermit uneingeschränkt empfohlen sei.

Tag 13: Wilderness – Montagu

Um Abwechslung in die Rückfahrt nach Kapstadt zu bringen, fuhren wir den zweiten Teil der Strecke nicht an der Küste entlang, sondern auf der “Route 62”, die oftmals mit der amerikanischen “Route 66” verglichen wird. Sie führt durch die Halbwüstenregion “Little Karoo”, durch wie immer grandiose Bergpanoramen. Bevor wir bei Outshoorn auf die Route 62 einbogen, stand aber noch das Highlight des Tages auf dem Programm: die Cango Caves. Dabei handelt es sich um eines der schönsten Tropfsteinhöhlensysteme der Welt. Die größte der Höhlen war 20 Meter hoch, 150 Meter lang und 60 Meter breit und bestand aus wirklich unglaublichen Formationen von Tropfsteinen. Der Abstecher lohnte sich also definitiv.

Den Rest der Strecke fuhren wir dann aber zügig durch. Viel zu sehen gab es außer der schönen Landschaft nicht, die Orte waren zu klein und verschlafen, um anzuhalten. Ähnliches gilt auch für Montagu, doch dort mussten wir anhalten, denn wir hatten hier unsere Nachtunterkunft gebucht. Ein Bed & Breakfast namens “Airlies”, betrieben von einem älteren Ehepar und vier (sehr freundlichen und verschmusten) Hunden. Auch hier eine Empfehlung von mir!

Tag 14: Montagu – Stellenbosch

Für die beiden nächsten Tage hatten wir einen Besuch in der berühmten Weinregion um Stellenbosch, Franschhoek und Paarl geplant. Der Weg von Montagu war nicht mehr weit und so waren wir schon in der Mittagszeit bereit für die erste Weinprobe. Wir wählten eines der größeren Weingüter, Boschendal. Ich durfte aus der recht langen Weinliste des Gutes fünf ankreuzen (die Liebste fährt ja das Auto und darf daher nur ein bisschen nippen) und bekam dann fünf Gläser mit den Weinen gebracht. So nett das Ambiente bei Boschendal auch ist, aber der Wein hat mich nicht wirklich überzeugt. Einzig der Shiraz und ein Chenin Blanc trafen halbwegs meinen Geschmack.

Das zweite Weingut, das wir besuchten, Cabrière, war etwas spezieller. Betrieben vom deutschstämmigen und offenbar etwas selbstverliebten Achim von Arnim, der nebenbei auch noch Bilder malt und Bücher veröffentlicht, gibt es hier vor allem Champagner, der nicht Champagner heißen darf, weil er ja aus Südafrika stammt und nicht aus Frankreich. Probiert (bzw. genippt, siehe oben) haben wir natürlich auch, doch am überzeugendsten war das Restaurant des Weingutes, das zu einem der besten 100 in Südafrika zählen soll. Exzellentes Essen (ich hatte Ente) zu wie immer in Südafrika unglaublich günstigen Preisen.

Schließlich ging es zu unserer Unterkunft für die beiden Weinland-Nächte, dem kleinen Weingut Lovane bei Stellenbosch, das auch einige Gästeräume mitbetreibt. Sehr modern, da erst im vergangenen Jahr eröffnet, toll eingerichtet und mit einem Blick auf Weinfelder und Berge. Eine der schönsten Unterkünfte auf unserer Tour! Abends ging es noch nach Stellenbosch hinein und hier (endlich mal wieder) in eine Pizzeria. Zu sehr hatte ich angesichts der vielen einheimischen Restaurants eine gute Pizza vermisst. Die Pizzeria, die einer unserer beiden Reiseführer empfohlen hatte, hieß Cal’Cacchio, die Pizza schmeckte der Liebsten allerdings deutlich besser als mir. Meine bekommt von mir auf meiner international anerkannten Skala für Salami-Pizza nur 5,5 Punkte. Salami war zu langweilig und fettig, die Pizza selbst war ebenfalls zu fettig. Der Boden allerdings war recht gut.

Tag 15: Stellenbosch

Gleich nach dem Frühstück ging es zum nächsten Weingut. Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier, sondern zum Weintesten. Das erste Weingut des Tages, Blaauwklippen, war für meinen Geschmack ein Jackpot, denn mir schmeckten fast alle fünf Testweine sehr gut. Besonders toll fand ich den Zinfandel und den Sauvignon Blanc. So toll, dass ich auch gleich ein Fläschchen für zuhause mitnahm. Auch Weingut 2, Zevenwacht, gehört zu den größeren, überzeugte mich aber nicht so sehr. Immerhin gab es hier aber auch etwas mehr für die Liebste zu tun, denn neben der Weinprobe gab es auch eine Käseprobe.

Mittags fuhren wir zu einem etwas abseits gelegenen Weingut, dessen Gebäude mit toller, sehr moderner Architektur glänzen und das ein kleines edles Restaurant mit Wahnsinnsblick bis hin zum Tafelberg bietet: Tokara. Mein Straußenfilet war gut, das Minzschoko-Eis ebenfalls und der Wein sowieso. Letzter Anlaufpunkt für heute: Neil Ellis Wines, das für seine Weißweine gerühmt wird. Mir haben sie aber alle maximal mittelmäßig geschmeckt, vielleicht lag es aber auch daran, dass ich inzwischen zu viel Wein für heute getestet hatte und allmählich alle gleich schmeckten.

Zum Abschluss probierten wir auch noch den Wein von unserem Übernachtungsweingut Lovane und kauften auch hier ein paar Fläschchen, denn der Wein war wirklich gut. Das Weingut selbst existiert erst seit ein paar Jahren, der Winzer ist hauptberuflich Klempner und das Weingut dient nebenbei wie gesagt auch noch als Hotel. Sehr charmant und sympathisch hier.

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