Slut gehören mittlerweile wohl schon zu den Veteranen der deutschen Indierockszene. Ich mag die Band seit vielen Jahren, spätestens 2001 krachten sie mit dem Album “Lookbook” ins Popkulturjunkie-Headquarter. Seitdem hab ich sie nie aus den Augen verloren – auch in der langen Album-Pause zwischen 2004 und 2008 nicht.
Mit der nicht mehr nagelneuen Platte “still no. 1” sind sie nun noch einmal auf Tour – u.a. waren sie am Montag im Düsseldorfer Zakk. Zwar ziehen sie offenbar keine riesigen Massen mehr an, doch immerhin fand das Konzert nicht im kleinen Zakk-Club statt, sondern in der Halle – die war allerdings maximal zu zwei Dritteln gefüllt. Der Abend begann mit der dänischen Band Lily Electric. Sie legte gleich mit einer gefühlt zehnminütigen Sound-Wand los und blieben auch im restlichen Konzert bei nur wenig eingängiger, aber sehr gelungener Musik. Den Lily-Electric-Stil zu beschreiben fällt schwer – Einflüsse gibt’s auf jeden Fall von Bands wie Velvet Underground und den Talking Heads. Ein ziemlich guter Auftakt für den Abend auf jeden Fall. Zum Reinhören empfehle ich “rats blossom into boys” – zweiter Track auf der MySpace-Seite der Band – klingt live allerdings wesentlich kraftvoller.
Um 20 nach 10 kamen dann endlich Slut auf die Bühne, um ihr letztlich gut anderthalb Stunden langes Konzert abzuliefern. Der Schwerpunkt bestand natürlich aus den “still no. 1”-Songs, doch auch einige Hits aus alten Zeiten (“the day it rained forever”, “easy to love”) waren dabei. Ebenfalls ein Highlight: das “Moritat von Mackie Messer” aus der “Dreigroschenoper”, die Slut ja bekanntermaßen 2006 neu interpretiert haben. Das Album wurde damals leider von den Erben Kurt Weills verhindert. Lediglich fünf Songs wurden später veröffentlicht und dürfen live aufgeführt werden.
Trotz der fehlenden Menschenmassen war die Stimmung im Zakk recht ordentlich, die Band hatte Spaß und spielte zwei Zugaben. Der ständige Wechsel zwischen hartem Rock und gefühlvollem Pop, zwischen Christian Neuburgers sanfter Stimme und seiner typischen Gestik, die oft genug aussieht, als spanne er gerade jeden einzelnen Muskel an und müsse gleich etwas kaputtschlagen, dazu tolle Musiker – wer die Gelegenheit hat, sollte sich eins der noch ausstehenden Slut-Konzerte anschauen. Denn auch 2009 gilt: “Still No.1”.