Archive for the 'musik' Category


popkulturjunkies charts-kritik (12. märz 2010). 2

Weiter geht’s mit den New Entries der deutschen Singlecharts vom 12. März. Diesmal sowohl mit einigen Katastrophen als auch mit guter Musik:

100: Chris Campell – “tonight”
Wenn ihr mich fragt, ist es eine sehr sehr seltsame Idee, im Jahr 2010 einen Trance-Track herauszubringen, der auf “join me” von Him basiert. Eine sehr, sehr seltsame Idee. Zudem fügt der Track keine einzige wirklich eigene Idee zu dieser seltsamen Idee hinzu. Billig. 2 von 10 Punkten. [Die YouTube-Clips des Songs sind übrigens in Deutschland gesperrt, weil Sony Music Entertainment es so möchte]

089: Fettes Brot – “nordisch by nature”
14 Jahre nachdem die Original-Single die Single-Charts verlassen hat, ist “nordisch by nature” als renovierte Version nun wieder dabei. Der Song wurde für das “fettes”/”Brot”-Doppelalbum aufgehübscht, kennen dürfte ihn ohnehin jeder. Ich brauch ihn im Jahr 2010 definitiv nicht mehr. 5 von 10 Punkten. [YouTube-Clips der 2010er-Version gibt es nicht]

081: Rockstroh – “tanzen”
Was zur Hölle ist das? Schlager-House? Sehr sehr strange. Und warum wurde fast das komplette Video im Düsseldorfer Medienhafen gedreht? Und warum zeigt man fast ausnahmslos den seltsamen Typen statt Personen, die einem keine Angst machen? Das irritiert mich alles, ich will das nicht… 2 von 10 Punkten.

072: Killerpilze – “drei”
Ach herrje. Neues aus dem Kinderrock-Genre. Wäre ich zwölf, würde ich den Song womöglich mögen. Bin ich aber nicht. Daher: 3 von 10 Punkten.

062: Placebo – “bright lights”
Tja. Was soll ich dazu sagen. Wer mich oder wenigstens mein Blog kennt, weiß, dass Placebo für alle Zeiten meine Lieblingsband bleiben wird – ziemlich egal, was sie machen. Sie haben mir einfach schon zu viele grandiose (Livekonzert-)Momente beschert. “bright lights” ist zwar nicht einer der allerstärksten Songs ihrer Karriere, doch er nimmt im Laufe der 3:42 Minuten Fahrt auf und steckt spätestens mit der letzten Minute den Rest der Top 100 locker in die Tasche. 8 von 10 Punkten.

052: Yvonne Catterfeld – “blau im blau”
Eigentlich müsste jetzt auch ein Verriss kommen, schließlich geht es um Yvonne Catterfeld. “blau im blau” ist für mich aber ein respektables Stück. Denn: Die Dame hat sich weiterentwickelt, singt nicht mehr das, was Dieter Bohlen(s Computer) ihr ausgedruckt hat, sondern hier einen poetischen, leichten, chanson-artigen Popsong. Nicht meine Musik, aber respektable Musik. 5 von 10 Punkten.

030: Pitbull – “shut it down”
Und dann sowas inspirationsloses hinterher. Wenn sich jemand schon Pitbull nennt… Die Musik hält dann auch das, was der Name verspricht: Von der ersten Sekunde an Dicker-Hose-Proll-Rap mit plastik-artiger Alibi-Melodie und einem Video zum Fremdschämen. Nicht auszuhalten. 2 von 10 Punkten.

017: Muse – “undisclosed desires”
Nach Placebo noch eine meiner Alltime-Lieblingsbands. Zwei solche New Entries gibt’s auch nicht allzu oft in nur einer Woche. Bei Muse muss ich allerdings eingestehen, dass für mich die aktuelle Platte die bisher schwächste ist. Zu poppig und zu wenig rockig. Kein Vergleich mehr zu “bliss”, “new born” oder “hysteria”. Für “undisclosed desires” gibt’s (knappe) 7 von 10 Punkten.

013: Revolverheld – “spinner”
Och ja. Das ist mir eindeutig zu schlicht und gewollt. Radiokompatibler Poprock mit einer Band, die im Video so aussieht, wie sich Mütter ihre Schwiegersöhne vorstellen, wenn sie schon Musiker sein müssen. Mainstream pur. Und am Ende kommt auch noch ein Chor. Eidneutig nichts für mich. 4 von 10 Punkten.

009: Timbaland, Katy Perry – “if we ever meet again”
Na das konnte ja nur ein Hit werden. Timbaland und Katy Perry. Zwar meint man beim Hören, an jeder Ecke etwas aus anderen Songs wiederzuerkennen, aber gerade das macht ja oftmals auch einen Hit aus. “if we ever meet again” ist mir viel zu langweilig, aber ich kann nachollziehen, warum viele Leute den Song mögen. Denn: eingängig ist er auf jeden Fall. 5 von 10 Punkten.

006: Amy MacDonald – “don’t tell me that it’s over”
Ich hab mir sowas schon gedacht. Nachdem die Schottin mit “this is the life” so einen unfassbaren Erfolg hatte (in Deutschland war der Song 55 (!) Wochen in den Charts), verändert sich ihre Musik zum Unguten. Vielleicht tue ich ihr unrecht, aber “don’t tell me that it’s over” kommt mir so vor, als hätten Manager und Produzenten auf sie eingeredet, man müsse nun den nächsten Schritt gehen und Stadien füllen. Der Song ist völlig überproduziert und über-orchestriert. Zwar steht immer noch die kleine Frau mit ihrer anprangernden, schottischen Stimme im Mittelpunkt, aber sie steht dort eben nicht mehr mit ihrer Gitarre und singt, sondern wird inszeniert – und das passt irgendwie nicht zusammen. Ich würde den Song gern mal ohne den ganzen Schnickschnack hören, denn eigentlich hat er wirklich Potenzial. In dieser Version aber nur: 5 von 10 Punkten.

005: Cheryl Cole – “fight for this love”
Ob die Boulevardberichte im Zusammenhang mit dem Fremgehen ihres Mannes und englischen Fußballnationalspieler Ashley Cole ein Grund dafür sind, dass Cheryl Cole nun auch international durchstartet? In England hatte sie schon einige Hits, in Deutschland ist “fight for this love” (ausgerechnet ein solcher Titel!) der erste. Insgesamt ein typisch englischer Dance-Pop-Song ohne Besonderheiten. 4 von 10 Punkten.

Den Sprung in die Charts nicht geschafft hat:
– G.G. Anderson – “schäfchen zählen”

Die Top Ten der Woche:
01 (03) Stromae – “alors on danse”
02 (05) Unheilig – “geboren um zu leben”
03 (02) Keri Hilson – “i like”
04 (01) Kesha – “tik tok”
05 (—) Cheryl Cole – “fight for this love”
06 (—) Amy MacDonald – “don’t tell me that it’s over”
07 (04) Frauenarzt & Manny Marc (Die Atzen) – “disco pogo”
08 (06) Owl City “fireflies”
09 (—) Timbaland, Katy Perry – “if we ever meet again”
10 (08) Lady GaGa – “bad romance”

Die gesamte Top 100 lässt sich übrigens u.a. jederzeit bei MTV.de begutachten.

Und beim nächsten Mal könnte es an dieser Stelle auch um folgende Songs gehen – wenn das kaufwillige Publikum mitspielt und sie in die Charts befördert:
– Avril Lavigne – “alice”
– Fady Maalouf -“into the light”
– Goldfrapp – “rocket”
– Ich+Ich – “einer von zweien”
– Jan Delay – “hoffnung”
– Justin Bieber – “baby”
– OneRepublic – “all the right moves”
– Rihanna – “rude boy”
– Robbie Williams – “morning sun”
– Silly – “ich sag nicht ja”
– Uschi Blum – “moskau”
– Xavier Naidoo – “halte durch”

popkulturjunkies charts-kritik (5. märz 2010). 0

Ich habe zwei Charts-Wochen aufzuholen. Daher ohne große Vorrede: Hier sind meine Anmerkungen zu den Charts-New-Entries vom 5. März. Diesmal leider ohne größere Ausreißer nach oben oder unten…

067: Westernhagen – “wir haben die schnauze voll”
Ich muss vorweg schicken: Ich mochte Westernhagen nie. Zu keinem Zeitpunkt meines Lebens. Und so mag es kaum verwundern, dass ich auch mit seinem neuesten Werk nichts, aber auch gar nichts anfangen kann. Beim Titel “wir haben die schnauze voll” musste ich erstmal an Fußballfans denken, doch damit hat der Song nichts zu tun. Westernhagen röhrt über fünf Minuten lang dreckig zu einem Blues, kommt dabei aber nicht von der Stelle. Langweilig, 4 von 10 Punkten.

053: Livingston – “go”
Wer als Sport-Junkie im Februar wochenlang sämtliche Olympia-Berichte aus Vancouver aufgesaugt hat, kennt diesen Song – zumindest seinen Chorus – wohl schon auswendig. “go” war der ZDF-Olympia-Song, wurde in jedem Trailer hoch- und runtergespielt. Livingston ist eine englische Band, hatte mit “broken” bereits eine Top-100-Single in Deutschland, das Album schaffte es 2009 sogar bis auf Platz 16. “go” ist ein durchaus gefälliger, mainstreamiger Rocksong ohne Ecken und Kanten, aber mit ohrwurmiger Melodie. Okayer Song. 7 von 10 Punkten.

039: Nena – “du bist so gut für mich”
Im Gegensatz zu Westernhagen konnte ich mit Nena in meiner musikalischen Vergangenheit durchaus etwas anfangen. Anfang der 80er konnte ich all ihre Hits auswendig mitsingen, war ein großer Fan. Im Laufe der Jahre änderte sich das zwar dahingehend, dass ich ihre Musik nicht mehr höre, dennoch habe ich ziemlichen Respekt vor ihr. Denn: Sie wird dieser Tage 50 und hat sich dennoch ständig weiterentwickelt und moderne Popsongs produziert. Wie vielen Künstlern aus den 80ern ist das schon gelungen? Die meisten ziehen doch durch Schützenfestzelte und singen ihre alten Hits. “du bist so gut für mich” ist ein solider Popsong ohne riesiges Hit-Potenzial im Stile von 2Raumwohnung & Co. Nichts besonderes, aber auch keine Katastrophe. 5 von 10 Punkten.

038: Marit Larsen – “under the surface”
Frau Larsen hat in Deutschland bekanntermaßen mit “if a song could get me you” den Durchbruch geschafft, war damit im Herbst 2009 fünf Wochen lang auf Platz 1. Dennoch befindet sich die Norwegerin wahrscheinlich gerade auf der Kippe zwischen One-Hit-Wonder und “Sängerin, die bleibt”. “under the surface” hat definitiv nicht das Hit-Potenzial der Vorgänger-Single, ein Einstieg auf Platz 38 ist schon ein kleiner Misserfolg. Dennoch ist der Song eine nette, kleine Nummer mit schöner Melodie. Und schön anzusehen ist Frau Larsen ja auch. Also: 6 von 10 Punkten.

021: Three 6 Mafia / Tiesto with Sean Kingston – “feel it”
Ziemlicher Bruch: Vom zauberhaften Norwegen-Pop zu Dicke-Hose-Beats. “feel it” ist ein Mix aus den Dance-Rhythmen von Tiesto und Raps diverser Leute. Insgesamt keine Vollkatastrophe, sondern halbwegs gefällig und sicher ein Kracher für die Großraumdiscos in der Provinz (Gibt’s die überhaupt noch?). 4 von 10 Punkten.

009: David Guetta feat. Kid Cudi – “memories”
Von Tiesto zu David Guetta ist es dann nicht ganz so weit. “memories” ist allerdings nicht ganz so “dicke Hose” wie “feel it” von eben – und im Clip wird nicht in prolligen Limousinen rumgefahren, sondern zu Fuß gegangen. Das ist aber nicht der Hauptgrund dafür, dass mir “memories” besser gefällt. Der Song ist irgendwie ein bisschen weniger schlicht. 6 von 10 Punkten.

007: Iyaz – “replay”
Und hier schließt sich der Kreis der drei höchsten New Entries der Woche. RnB-Mann Iyaz wurde von Sean Kingston entdeckt, der ja eben noch mit Tiesto musiziert hat. Wenn man “replay” zum ersten Mal hört, weiß man von der ersten Sekunde an, warum der Song direkt in die Top Ten geschossen ist. Mehr Ohrwurm geht kaum. Zudem versprüht er schonmal Sommerstimmung. Zwar Keine Musik, die ich mir freiwillig anhören würde, aber das Hit-Gefühl der Macher hat meinen Respekt. 5 von 10 Punkten.

Den Sprung in die Charts nicht geschafft hat:
– Editors – “you don’t love me”

Die Top Ten der Woche:
01 (01) Kesha – “tik tok”
02 (03) Keri Hilson – “i like”
03 (06) Stromae – “alors on danse”
04 (02) Frauenarzt & Manny Marc (Die Atzen) – “disco pogo”
05 (04) Unheilig – “geboren um zu leben”
06 (07) Owl City “fireflies”
07 (—) Iyaz – “replay”
08 (05) Lady GaGa – “bad romance”
09 (—) David Guetta feat. Kid Cudi – “memories”
10 (08) Aura Dione – “i will love you monday (365)”

Die gesamte Top 100 lässt sich übrigens u.a. jederzeit bei MTV.de begutachten.

Und beim nächsten Mal könnte es an dieser Stelle auch um folgende Songs gehen – wenn das kaufwillige Publikum mitspielt und sie in die Charts befördert:
– Amy MacDonald – “don’t tell me that it’s over”
– Christian Wunderlich – “gelacht, um nicht zu weinen”
– G.G. Anderson – “schäfchen zählen”
– Muse – “undiscolsed desires”
– Placebo – “bright lights”
– Revolverheld – “spinner”
– Timbaland with Katy Perry – “if we ever meet again”
– Yvonne Catterfeld – “blau im blau”

“unser star für oslo”. 6

Schon wieder ein Cross-Posting. Aber wenn ich für MEEDIA meine Gedanken zum Finale und zur ersten Staffel von “Unser Star für Oslo” aufschreibe, dann passt der Text natürlich auch in dieses Blog…

“Unser Star für Oslo” heißt Lena

… und singt “Satellite”. Soweit die wichtigsten Informationen zum Finale von Stefan Raabs Eurovision-Song-Contest-Casting. Doch hat das vielleicht mutigste ARD-Unterhaltungs-Experiment der vergangenen Jahre die Erwartungen erfüllt? Wohl nur zum Teil. Zwar haben ARD und ProSieben ein gelungenes Gegen-Modell zum Trash-Format “DSDS” präsentiert, doch die Publikumsresonanz war im Laufe der Staffel etwas enttäuschend und ausgerechnet im Finale ist der Funke nicht so richtig übergesprungen.

So war es wahrscheinlich dem Zeitdruck und anderen Umständen zuzurechnen, dass man sich für die Final-Songs vor allem bei B-Pop-Nummern von der internationalen Stange bediente und den Kandidatinnen nur je einen Song auf den Leib schrieb. Schöner wäre es definitiv gewesen, wenn man ein paar Komponisten gebeten hätte, mehr passende Songs für Lena und Jennifer zu schreiben. Wenn sich die Siegerin nämlich merklich enttäuscht über die Publikumswahl ihres Songs zeigt, ist etwas schief gelaufen.

Ohnehin sprang der Funke in der Finalshow nicht so richtig über. Hatte Lena Meyer-Landrut in ungefähr jeder einzelnen Show zuvor für einen gewissen Zauber gesorgt und hatte sich Jennifer Braun im Halbfinale mit einer starken Interpretation des Songs “Heavy Cross” von The Gossip verdient für das Finale qualifiziert, herrschte diesmal weitgehend Mittelmaß vor. War es die Anspannung, die Nervosität oder ganz einfach das zu schwache Songmaterial? Doch vielleicht sind diese Eindrücke auch nur sehr subjektiv und “Satellite” wird am 29. Mai in Oslo der große Abräumer. Schließlich ist der europäische Musikgeschmack nie so richtig vorhersehbar.

Was bleibt noch zur ersten (?) Staffel von “Unser Star für…” zu sagen? Stefan Raab gebührt definitiv ein großes Lob. Nicht nur dafür, dass er es geschafft hat, eine historische Zusammenarbeit zwischen ProSieben und der ARD zu arrangieren, sondern auch dafür, dass er es geschafft hat, zu zeigen, dass Castingshow auch ohne Beleidigungen, schlechte Sänger und Boulevard-Trash geht. Bei “Unser Star für Oslo” stand die Musik im Vordergrund und Mittelpunkt. Und nichts anderes.

Das Moderatoren-Duo Matthias Opdenhövel und Sabine Heinrich fiel im Laufe der Staffel zwar nicht übermäßig auf, doch die zumindest solide Leistung wird sicher für einige Folgejobs sorgen. Sabine Heinrich sollte sich die ARD zumindest durchaus warm halten, um ein bisschen frischen Wind in den routinierten Moderationsstall der Anstalt zu bringen. Und vielleicht präsentieren die beiden ja im kommenden Jahr auch zusammen im Ersten und bei ProSieben “Unser Star für Berlin”. Oder so.

rest in peace, mark linkous. 0

(Rolling Stone: “Sparklehorse’s Mark Linkous Takes Own Life“)

neil young. 0

Als ich Montagmorgen die Highlights der olympischen Abschlussfeier sah, da hatte ich an zwei Stellen Gänsehaut. Natürlich beim Auftritt von Michael J. Fox – und bei dem von Neil Young. 64 Jahre ist der Mann alt. Und während Bands wie The Who oder die Rolling Stones nur noch ein Schatten der Vergangenheit sind und man eher Mitleid hat, wenn sie noch auftreten, zeigte Young wieder einmal, dass man auch als alter Sack verdammt cool sein kann, Musik machen kann, die unter die Haut geht – auch wenn sie 36 Jahre alt ist. So alt wie ich selbst. Aus meinem Geburtsjahr 1974 stammt nämlich die älteste Version von “long may you run”, die ich finden konnte. Doch ich zeige lieber Neil Young im Jahr 2010, den coolen alten Mann. Da das IOC sämtliche Olympia-Videos bei Youtube & Co. löschen lässt, weil es das Internet nicht begriffen hat, wird der Auftritt wohl leider eine Rarität bleiben. Wie der Zufall es aber will, hat Young “long may you run” auch in der letzten Show von Conan O’Brien gespielt – und davon gibt es einen Mitschnitt im Netz:

Kleine Anekdote am Rande… Wo Neil Young ist, da ist Eddie Vedder nicht weit ;-)

next up: kashmir – “trespassers”. 1

Am Freitag kommt mit ca. fünf Wochen Verspätung endlich auch in Deutschland die neue Kashmir-Platte “trespassers” auf den Markt. Kashmir liebe ich, seit 2003 das Album “zitilites” erschien, u.a. mit dem unfassbar grandiosen Song “the aftermath” (hier in einer Version vom Roskilde-Festival)…


Aus “trespassers” gibt es schon seit einiger Zeit sehr viel Vorfreude erzeugendes Material zu hören, u.a. den Song “mouthful of wasps”…

… und “still boy”…

Beides grandiose Songs, wie ich finde. Und jetzt die beste Nachricht: Wer nicht bis Freitag warten möchte, hat eine völlig legale Möglichkeit, das Album schon jetzt zu bekommen. In meinem Lieblings-MP3-Download-Shop gibt es die Platte nämlich schon. Ich liebe das Internet.

popkulturjunkies charts-kritik (26. februar 2010). 9

Ältere Menschen werden sich erinnern: An dieser Stelle gab es vor gefühlt drei Jahrzehnten mal eine beliebte Rubrik, in der ich wöchentlich kleine Meinungen zu den New Entries der deutschen Single-Charts abgegeben habe. Die Rubrik wurde dann aus Lust- und Zeitlosigkeit eingestellt, der Verlust seitdem aber immer wieder mal beweint. Und weil hier in diesem Blog derzeit viel zu wenig los ist, habe ich mir gedacht: Es muss wieder Charts-Kritiken geben. Ab sofort beschimpfe ich also wieder die Käufer und Fans der Mainstream-Musik und bejuble die wenigen Perlen, die es in die Charts geschafft haben. Hier sind sie also – die Neueinsteiger der deutschen Single-Charts von heute:

090 Fettes Brot – “kontrolle”
Die inoffizielle Stasi-2.0-Hymne. Lobenswerter Text, nette Musik, geht ins Ohr. Das einzige Problem, dass ich mit dem Song habe, ist die verzerrte Stimme, auch wenn sie wahrscheinlich den Inhalt des Songs unterstreichen soll. Insgesamt also ein solider Fettes-Brot-Song, 7 von 10 Punkten.

082 Brings – “poppe, kaate, danze”
Karneval. Auch wenn ich seit ein paar Jahren zugereister Rheinländer bin, ich kann mit Karneval nichts, aber wirklich gar nichts anfangen. Einen sehr großen Anteil daran hat die Musik. Wenn am Rosenmontag morgens die ersten Wagen an meiner Wohnung vorbei Richtung Altstadt fahren und mich von der Straße mit unfassbar nerviger Musik belästigen, hab ich schon keine Lust mehr, das Haus zu verlassen. Und ich wohne noch nichtmal in Köln – da ist alles ja noch viel schlimmer. Dass ich mit dieser Meinung wohl zu den Außenseitern gehöre, zeigt ein Blick auf die Charts dieser Woche. Platz 13: Höhner. Platz 23: Brings. Platz 26: Bläck Fööss. Platz 50: Brings. Platz 51: Höhner. Platz 61: Brings. Platz 70: Brings. Platz 72: Brings. Platz 75: Höhner. Platz 82: Brings. Platz 89: Höhner. Platz 93: Bläck Fööss. Platz 95: Bläck Fööss. Platz 100: Höhner. 14 der 100 Charts-Positionen gehen also an drei Kölner Bands. Was die Sache interessant macht, ist die Tatsache, dass vor allem der technische Fortschritt daran Schuld ist. Denn: Ohne Download-Shops wäre es nicht dazu gekommen. Welche CD-Läden hätten schon all diese 14 Maxi-CDs vorrätig gehabt? 8 der 14 Songs sind sogar nur mit ihren Downloads in die Charts gekommen – ohne jeglichen CD-Verkauf. Oh. Ich schweife ab. “poppe, kaate, danze” ist natürlich indiskutabler Scheiß. Und das schreibe ich nicht nur als Düsseldorfer. 2 von 10 Punkten.

044 Bryan Adams – “one world one flame”
Was ich übrigens weiterhin spannend finde, ist die Tatsache, dass vier der fünf New Entries dieser Woche nicht als CD erhältlich sind. Nichtmal Bryan Adams. Obwohl der doch inzwischen eine Zielgruppe von gefühlt 99% Ãœber-60-Jährigen haben dürfte. 21 der Top-100-Songs gibt es nicht auf CD. Ich bin gespannt, wann es zum ersten Mal über 50 der 100 sind. Ich schweife schon wieder ab? Ist doch wurscht, über diese routinierte Schnulze, die die ARD sich als Olympia-Song ausgesucht hat, braucht man eh nicht viel mehr zu schreiben als “Gääääääähn”. 3 von 10 Punkten.

038 Fettes Brot – “jein”
Wenn Bands eigene Songs neu interpretieren, dann kommt dabei meistens Mist heraus. Oder eine langweilige Unplugged-Version. Fettes Brot hat “jein” nicht unplugged neu aufgenommen, sondern eher das Gegenteil davon unternommen: Der Song wurde ordentlich angefüttert. Mit Soundeffekten, einem pompösen, knallbunten Video, E-Gitarren und vielem mehr. Irgendwie ganz cool. Auch wenn das Konzept, eigene Songs zu covern natürlich etwas uninspiriert wirkt. Dennoch: Wie bei “kontrolle” gibt es freundliche 7 von 10 Punkten.

016 Helping Haiti – “everybody hurts”
Ja, das ist ja auch wirklich schlimm mit diesem Erdbeben und so. Und jede Spende ist wichtig! Aber wenn ich Fratzen wie Rod Stewart, Susan Boyle und Miley Cyrus dabei zusehen muss, wie sie “everybody hurts” verhunzen, kommen mir aus ganz anderen Gründen die Tränen. Hätte man sich nicht irgendeinen Schrottsong aussuchen können? Einen, der eh doof ist? Aber doch nicht “everybody hurts”, das geht doch wirklich nicht. 3 von 10 Punkten.

So. Und weil es diesmal nur fünf New Entries gibt und ich gerade so gut in Fahrt bin, gibt’s als Bonus nun noch meine Meinung zu den Top-Ten-Songs dieser Woche:

010 Bushido – “alles wird gut”
Glücklicherweise ist ja der deutsche Hip Hop mitsamt seiner Inspirationslosigkeit wärend meiner “kleinen” Charts-Kritik-Pause ziemlich den Bach runter gegangen. Bushido ist hier dank seines Kinofilms ne kleine Ausnahme, hat immerhin Platz 10 erreicht. Der Song klingt viel glatter, noch kommerzieller als vor ein paar Jahren. Die Texte bleiben aber derselbe Quatsch und das Gesamtpaket nervt immer noch gewaltig. 2 von 10 Punkten.

009 The Black Eyed Peas – “meet me halfway”
Die Black Eyed Peas haben ja einen ziemlichen Lauf. Einen Granatenhit nach dem nächsten feuern sie raus. “boom boom pow” ist nach 29 Wochen immer noch auf Platz 65, “i gotta feeling” nach 34 Wochen sogar noch auf Platz 24. Und auch “meet me halfway” hat wieder diese Ohrwurm-Momente, denen man nicht entkommen kann. Das ist eindeutig nicht die Musik, die ich mir ständig anhören muss, aber trotzdem muss ich der Band zugestehen, dass sie momentan wahrscheinlich die perfektesten Mainstream-Popsongs veröffentlichen, die man sich vorstellen kann. 7 von 10 Punkten.

008 Aura Dione – “i will love you monday (365)”
Sie hier war ja schon auf Nummer 1. Und ich weiß gar nicht, warum. Der Song ist schon nach einer Minute ziemlich nervig, viel zu viele Textwiederholungen. Aber wahrscheinlich ist genau das der Grund für den Erfolg. Jeder kapiert die paar Englisch-Brocken, die Dänin sieht noch dazu ganz passabel aus, fertig ist also der Hit. Ich mag den Song trotzdem nicht. 3 von 10 Punkten.

007 Owl City – “fireflies”
Apropos “perfekter Popsong”. Das hier ist für mich momentan der wahrscheinlich großartigste Song in den gesamten Charts. Ich bin mir zwar noch nicht sicher, ob man “fireflies” überhaupt gut finden darf oder dann als uncool gilt, aber ich finde den Song grandios. Feinster Elektropop mit Mega-Melodie, der mich total an Ben Gibbards Projekt The Postal Service erinnert. Toll. 9 von 10 Punkten.

006 Stromae – “alors on danse”
Huch. Ein französischer Song auf Platz 6 der deutschen Charts? Gibt’s auch nicht oft. Der Typ hier, halb belgisch, halb ruandisch, wie die Wikipedia mir verrät, war fünf Wochen lang die Nummer 1 im französisch-sprachigen Teil Belgiens. Dass er aber den Sprung nach Deutschland geschafft hat, ist schon spannend. Zumal der Song ja jetzt nicht die Mega-Innovation ist. Ein ziemlich eintöniger, leicht düsterer Disco-Track. Aber irgendwas hat er, der Song. Ich kann nur nicht genau sagen, was. Wahrscheinlich haben das auch die ganzen Käufer gedacht – und ihn dann gekauft. 6 von 10 Punkten.

005 Lady GaGa – “bad romance”
Ich kann den Namen “Lady GaGa” nicht mehr hören. Der Hype war anfangs wegen der durchaus zu Recht an der Spitze der Mainstream-Charts stehenden Songs berechtigt, doch irgendwann nahm er völlig bescheuerte Züge an. “bad romance” ist aber ohnehin die bisher schwächste der Lady-GaGa-Singles. Routiniert runtergespult, “blablabla”-Text aus dem Lyrics-Computer und sauteures Video. Nervt. 4 von 10 Punkten.

004 Unheilig – “geboren um zu leben”
Manchmal weiß ich nicht, wie bestimmt Songs oder Bands in die Gothic-Ecke passen ohne von der Szene ausgelacht zu werden. Da nennt sich der Sänger einer Band “Der Graf”, sein Projekt “Unheilig”, spielt aber einen Schumsesong mit Kinderchor am Ende? Wirklich seltsam. Ich kann einen solchen Song zumindest nicht wirklich ernstnehmen. Obwohl ich früherâ„¢ ja selbst Musik gehört habe, die nicht allzu weit entfernt war: Wolfsheim, Deine Lakaien, um nur einige zu nennen. Für “den Grafen” gibt’s von mir wegen Peinlichkeit bzw. unfreiwilliger Komik aber nur 3 von 10 Punkten.

003 Keri Hilson – “i like”
Ja, irgendwie ein ganz okayer Popsong und so. Wenn er nur nicht der Song zu “Zweiohrküken” wäre – und man Til Schweiger nicht ständig in Frauenklamotten im Video sehen müsste… Aber trotzdem: irgendwie ganz okay. 5 von 10 Punkten.

002 Frauenarzt & Manny Marc (Die Atzen) – “disco pogo”
Für mich wären ja schon die Namen “Frauenarzt & Manny Marc” ein Grund, die Typen mit lebenslänglichem Studioverbot zu belegen. Und dann haben sie mit “Das geht ab” auch noch den nervigsten Song des 21. Jahrhunderts auf den Markt geschüttet. Was dieser zusammengeschusterte Schrott soll – und vor allem: wer diesen zusammengeschusterten Schrott kauft – ich weiß es nicht. Ich will es auch gar nicht wissen. 0 von 10 Punkten!

001 Kesha – “tik tok”
Gegen die 223 Sekunden Lautsprecher-Verbrechen von eben ist das hier ja die reine Wohltat. Zuschauen darf man der Plastik-Kalifornierin allerdings nicht. Und ne Wohltat ist der Song wirklich auch nur dann, wenn man vorher etwas wie “Die Atzen” hören musste. Insgesamt ist er nämlich auch nur eine Aneinanderreihung von Pop-Ideen der letzten Jahre, inklusive kurzzeitiger Stimmen-Elektrifizierung. Irgendwie bin ich zu gnädig heute: 5 von 10 Punkten.

Die gesamte Top 100 lässt sich übrigens jederzeit bei MTV begutachten. Und beim nächsten Mal könnte es an dieser Stelle auch um folgende Songs gehen – wenn das kaufwillige Publikum mitspielt und sie in die Charts befördert:

– Editors – “you don’t love me”
– Marit Larsen – “under the surface”
– Nena – “du bist so gut für mich”
– Westernhagen – “wir haben die schnauze voll”

video: shout out louds – “fall hard”. 4

Ein Lebenszeichen. Ich habe gerade genug anderen Quatsch im Kopf. Leider. Geht vorbei – und dann wird hoffentlich auch wieder mehr gebloggt. Bis dahin ein Video. Ich habe mich seit vielen Monaten nicht mehr so sehr auf eine neue Platte gefreut wie auf die Neue der Shout Out Louds. Wenn die restlichen Songs auch nur halb so gut sind wie “fall hard”, dann ist die Glücklichmach-Platte des Jahres schon gefunden. Am 26. Februar werden wir es wissen.

die liste der listen 2009 – die besten alben des jahres. 6

Auch in diesem Jahr gibt es an dieser Stelle meine traditionelle “Liste der Listen” mit den besten Platten des Jahres. Wie immer habe ich dafür die von den Redaktionen der großen Musikmagazine zusammengestellten Jahresbestenlisten ausgewertet. Eigentlich kommen dafür die Zeitschriften “intro”, “musikexpress”, “Rolling Stone”, “spex” und “Visions”, sowie das Internet-Magazin laut.de in die Wertung. In diesem Jahr fallen aber leider zwei der Redaktionen weg, denn “intro” entschied sich statt einer Jahresbetenliste für eine Jahrzehntbestenliste und “Visions” verzichtete auf eine Alben-Top-50 und präsentierte dafür je 5 beste Alben in zehn Genres. Daher besteht meine “Liste der Listen” also nur aus denen von “musikexpress”, “Rolling Stone”, “spex” und laut.de. Die Einzellisten habe ich in Punkte umgewandelt, für einen Platz 1 bekam eine Platte beispielsweise 50 Punkte, für Platz 50 einen Punkt zu holen waren daher maximal 200 Punkte. Und das sind die 25 besten Platten des Jahres 2009 (in Klammern die jeweilige Punktzahl):

01 Antony & The Johnsons – the crying light (173)
02 Grizzly Bear – veckatimest (136)
03 Phoenix – wolfgang amadeus phoenix (129)
04 The XX – xx (123)
05 Animal Collective – merriweather post pavilion (122)
06 La Roux – la roux (110)
07 Morrissey – years of refusal (100)
08 Wilco – wilco (98)
09 Jochen Distelmeyer – heavy (97)
10 Julian Plenti – julian plenti is… skyscraper (97)
11 Bill Callahan – sometimes i wish we were an eagle (91)
12 Die Goldenen Zitronen – die entstehung der nacht (89)
13 Dinosaur Jr. – farm (87)
14 The Flaming Lips – embryonic (83)
15 Fever Ray – fever ray (82)
16 Bat for Lashes – two suns (75)
17 Sonic Youth – the eternal (71)
18 Yeah Yeah Yeahs – it’s blitz! (69)
19 The Horrors – primary colours (69)
20 Peter Doherty – grace/wastelands (68)
21 Element of Crime – immer da wo du bist bin ich nie (65)
22 Ja, Panik – the angst and the money (64)
23 White Lies – to lose my life (63)
24 Soap&Skin – lovetune for vacuum (62)
25 Major Lazer – guns don’t kill people… lazers do (57)

rage against the x-factor. 5

Eine sehr sehr coole Geschichte aus England. Dort stammte in den vergangenen Jahren jede Weihnachts-Nummer-1 in den Single-Charts vom jeweiligen Gewinner der Castingshow “X-Factor”. Nicht so in diesem Jahr. Denn: Es gab eine extrem erfolgreiche Facebook-Protestkampagne gegen den Casting-Quatsch. Jeder sollte in der entsprechenden Wertungswoche den Rage-against-the-Machine-Kracher “Killing in the Name” kaufen. Und: 500.000 Briten taten es. Damit wurde die Ballade des “X-Factor”-Siegers Joe McElderry auf Platz 2 verwiesen.

Weiterlesen: beim “Guardian” und beim “Independent“.

Ein erstaunlicher Beweis dafür, wie Menschenmassen mit sozialen Netzwerken aktiviert werden können.

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