popkulturjunkies charts-kritik (12. märz 2010). 2
Weiter geht’s mit den New Entries der deutschen Singlecharts vom 12. März. Diesmal sowohl mit einigen Katastrophen als auch mit guter Musik:
100: Chris Campell – “tonight”
Wenn ihr mich fragt, ist es eine sehr sehr seltsame Idee, im Jahr 2010 einen Trance-Track herauszubringen, der auf “join me” von Him basiert. Eine sehr, sehr seltsame Idee. Zudem fügt der Track keine einzige wirklich eigene Idee zu dieser seltsamen Idee hinzu. Billig. 2 von 10 Punkten. [Die YouTube-Clips des Songs sind übrigens in Deutschland gesperrt, weil Sony Music Entertainment es so möchte]
089: Fettes Brot – “nordisch by nature”
14 Jahre nachdem die Original-Single die Single-Charts verlassen hat, ist “nordisch by nature” als renovierte Version nun wieder dabei. Der Song wurde für das “fettes”/”Brot”-Doppelalbum aufgehübscht, kennen dürfte ihn ohnehin jeder. Ich brauch ihn im Jahr 2010 definitiv nicht mehr. 5 von 10 Punkten. [YouTube-Clips der 2010er-Version gibt es nicht]
081: Rockstroh – “tanzen”
Was zur Hölle ist das? Schlager-House? Sehr sehr strange. Und warum wurde fast das komplette Video im Düsseldorfer Medienhafen gedreht? Und warum zeigt man fast ausnahmslos den seltsamen Typen statt Personen, die einem keine Angst machen? Das irritiert mich alles, ich will das nicht… 2 von 10 Punkten.
072: Killerpilze – “drei”
Ach herrje. Neues aus dem Kinderrock-Genre. Wäre ich zwölf, würde ich den Song womöglich mögen. Bin ich aber nicht. Daher: 3 von 10 Punkten.
062: Placebo – “bright lights”
Tja. Was soll ich dazu sagen. Wer mich oder wenigstens mein Blog kennt, weiß, dass Placebo für alle Zeiten meine Lieblingsband bleiben wird – ziemlich egal, was sie machen. Sie haben mir einfach schon zu viele grandiose (Livekonzert-)Momente beschert. “bright lights” ist zwar nicht einer der allerstärksten Songs ihrer Karriere, doch er nimmt im Laufe der 3:42 Minuten Fahrt auf und steckt spätestens mit der letzten Minute den Rest der Top 100 locker in die Tasche. 8 von 10 Punkten.
052: Yvonne Catterfeld – “blau im blau”
Eigentlich müsste jetzt auch ein Verriss kommen, schließlich geht es um Yvonne Catterfeld. “blau im blau” ist für mich aber ein respektables Stück. Denn: Die Dame hat sich weiterentwickelt, singt nicht mehr das, was Dieter Bohlen(s Computer) ihr ausgedruckt hat, sondern hier einen poetischen, leichten, chanson-artigen Popsong. Nicht meine Musik, aber respektable Musik. 5 von 10 Punkten.
030: Pitbull – “shut it down”
Und dann sowas inspirationsloses hinterher. Wenn sich jemand schon Pitbull nennt… Die Musik hält dann auch das, was der Name verspricht: Von der ersten Sekunde an Dicker-Hose-Proll-Rap mit plastik-artiger Alibi-Melodie und einem Video zum Fremdschämen. Nicht auszuhalten. 2 von 10 Punkten.
017: Muse – “undisclosed desires”
Nach Placebo noch eine meiner Alltime-Lieblingsbands. Zwei solche New Entries gibt’s auch nicht allzu oft in nur einer Woche. Bei Muse muss ich allerdings eingestehen, dass für mich die aktuelle Platte die bisher schwächste ist. Zu poppig und zu wenig rockig. Kein Vergleich mehr zu “bliss”, “new born” oder “hysteria”. Für “undisclosed desires” gibt’s (knappe) 7 von 10 Punkten.
013: Revolverheld – “spinner”
Och ja. Das ist mir eindeutig zu schlicht und gewollt. Radiokompatibler Poprock mit einer Band, die im Video so aussieht, wie sich Mütter ihre Schwiegersöhne vorstellen, wenn sie schon Musiker sein müssen. Mainstream pur. Und am Ende kommt auch noch ein Chor. Eidneutig nichts für mich. 4 von 10 Punkten.
009: Timbaland, Katy Perry – “if we ever meet again”
Na das konnte ja nur ein Hit werden. Timbaland und Katy Perry. Zwar meint man beim Hören, an jeder Ecke etwas aus anderen Songs wiederzuerkennen, aber gerade das macht ja oftmals auch einen Hit aus. “if we ever meet again” ist mir viel zu langweilig, aber ich kann nachollziehen, warum viele Leute den Song mögen. Denn: eingängig ist er auf jeden Fall. 5 von 10 Punkten.
006: Amy MacDonald – “don’t tell me that it’s over”
Ich hab mir sowas schon gedacht. Nachdem die Schottin mit “this is the life” so einen unfassbaren Erfolg hatte (in Deutschland war der Song 55 (!) Wochen in den Charts), verändert sich ihre Musik zum Unguten. Vielleicht tue ich ihr unrecht, aber “don’t tell me that it’s over” kommt mir so vor, als hätten Manager und Produzenten auf sie eingeredet, man müsse nun den nächsten Schritt gehen und Stadien füllen. Der Song ist völlig überproduziert und über-orchestriert. Zwar steht immer noch die kleine Frau mit ihrer anprangernden, schottischen Stimme im Mittelpunkt, aber sie steht dort eben nicht mehr mit ihrer Gitarre und singt, sondern wird inszeniert – und das passt irgendwie nicht zusammen. Ich würde den Song gern mal ohne den ganzen Schnickschnack hören, denn eigentlich hat er wirklich Potenzial. In dieser Version aber nur: 5 von 10 Punkten.
005: Cheryl Cole – “fight for this love”
Ob die Boulevardberichte im Zusammenhang mit dem Fremgehen ihres Mannes und englischen Fußballnationalspieler Ashley Cole ein Grund dafür sind, dass Cheryl Cole nun auch international durchstartet? In England hatte sie schon einige Hits, in Deutschland ist “fight for this love” (ausgerechnet ein solcher Titel!) der erste. Insgesamt ein typisch englischer Dance-Pop-Song ohne Besonderheiten. 4 von 10 Punkten.
Den Sprung in die Charts nicht geschafft hat:
– G.G. Anderson – “schäfchen zählen”
Die Top Ten der Woche:
01 (03) Stromae – “alors on danse”
02 (05) Unheilig – “geboren um zu leben”
03 (02) Keri Hilson – “i like”
04 (01) Kesha – “tik tok”
05 (—) Cheryl Cole – “fight for this love”
06 (—) Amy MacDonald – “don’t tell me that it’s over”
07 (04) Frauenarzt & Manny Marc (Die Atzen) – “disco pogo”
08 (06) Owl City “fireflies”
09 (—) Timbaland, Katy Perry – “if we ever meet again”
10 (08) Lady GaGa – “bad romance”
Die gesamte Top 100 lässt sich übrigens u.a. jederzeit bei MTV.de begutachten.
Und beim nächsten Mal könnte es an dieser Stelle auch um folgende Songs gehen – wenn das kaufwillige Publikum mitspielt und sie in die Charts befördert:
– Avril Lavigne – “alice”
– Fady Maalouf -“into the light”
– Goldfrapp – “rocket”
– Ich+Ich – “einer von zweien”
– Jan Delay – “hoffnung”
– Justin Bieber – “baby”
– OneRepublic – “all the right moves”
– Rihanna – “rude boy”
– Robbie Williams – “morning sun”
– Silly – “ich sag nicht ja”
– Uschi Blum – “moskau”
– Xavier Naidoo – “halte durch”