Eigentlich wollte ich hier erst weiterbloggen, wenn ich mich endlich dazu aufgerafft habe, aus Hunderten Südafrika-Fotos diejenigen rauszusuchen, die ich flickrn will, um dann hier eine Auswahl zu präsentieren. Aber weil das womöglich noch 3 bis 5 Jahre dauern könnte – und weil dann auf einmal das hier da war…
Bevor ich in Urlaub fahre, beschäftige ich mich vorher meist auch mit der Musik des Landes. Und so sind mir bei meinen Recherchen zu meinem nächsten Reiseziel Südafrika die Parlotones aus Johannesburg aufgefallen. Hört man die Musik der Band, denkt man allerdings nicht wirklich an Afrika, sondern eher an London, Manchester oder so. Schönster britischer Indiepoprock tönt aus den Lautsprechern. In Südafrika sind The Parlotones wohl ziemliche Stars, haben Preise gewonnen, etc. Nach Europa ist die Band in diesem Jahr auch schon gekommen. Am Montag lässt sich die Band noch in Nürnberg live sehen und am Donnerstag in Berlin. Ich werde dann allerdings schon in Südafrika sein, vielleicht ja ab und zu mit den Parlotones in meinem Ohr…
Everlaunch sind mir zum ersten Mal über den Weg gelaufen, als sie Oasis beim Konzert in Düsseldorf unterstützten. Ich war damals so begeistert, dass das neue Album ein Pflichtkauf war – und zwar einer der Marke “am Erscheinungstag unbedingt schon um 0 Uhr als Download kaufen”. Und der Kauf hat sich definitiv gelohnt – so sehr, dass die Platte eine meiner Lieblingsplatten der vergangenen Monate geworden ist. Live erkannte ich damals Einflüsse von Placebo und My Vitriol in der Musik der Band, auf dem Album erinnern sie mich zudem irgendwie an die leider irgendwann aufgelöste Band Readymade, deren Gesamtwerk man ohnehin mal wieder öfter hören sollte. Aber zurück zu Everlaunch: “suburban grace” ist ein Muss für Leute, die melodiösen Indierock lieben und dabei einen gewissen Hit-Faktor nicht abschreckend finden. Denn eingängig ist fast alles auf dem Album. “run run run”, “seesaw”, “picturefreak”, “gravity”, ach eigentlich gibt es maximal einen oder zwei Tracks, die nicht grandios, sondern “nur” gut sind. In meiner Endabrechnung des Musikjahres 2009 wird “Suburban Grace” ganz weit oben stehen.
– Jochen Distelmeyer – “heavy”
Auf “heavy” war ich sehr gespannt. Ich war ja einer der Glücklichen, die eins der kleinen Vorab-Club-Konzerte erleben durfte und wusste daher schon, dass der Name des Albums tatsächlich Programm ist. Distelmeyer klingt durchaus härter, rockiger als zuletzt bei Blumfeld. “wohin mit dem hass?”, “er” und “hinter der musik” sind hier einige Beispiele. Doch “heavy” bietet mehr: Distelmeyer gelingt eine perfekte Mischung aus den rockigen Klängen und der Melancholie, für die ich seine Musik schon zu Blumfeld-Zeiten so geliebt habe. “jenfeld mädchen”, “bleiben oder gehen” und natürlich “murmel” sind Songs, die ich auch noch in vielen Jahren an verregneten Herbstabenden hören werde – in einer Playlist mit “graue wolken” und “tausend tränen tief” und all den anderen Songs. Es ist schön, dass Jochen Diestelmeyer wieder da ist.
– Editors – “in this light and on this evening”
Was für ein Album. Als ich “in this light and on this evening” zum ersten Mal hörte, dachte ich bei jedem weiteren Song “Meine Fresse, ist das düster”. Allein der Titeltrack, der das Album eröffnet, dürfte so manchen Fan ziemlich verstört haben oder ihn gleich in Depressionen geschickt haben. Und bis zu “walk the fleet road” geht es fast ununterbrochen so weiter. Düsternis, Melancholie, apokalyptische Depri-Stimmung. Einzig “papillon” ist ein fünfminütiger Stimmungsaufheller – weil der Song so grandios kraftvoll ist. Für mich ist die neue Düsternis der Editors aber eine logische Weiterentwicklung. Die Gitarre ist weitgehend weg, dafür gibt es mehr Synthesizer-Klänge, doch die Editors erkennt man in eigentlich allen Songs sofort wieder. Es erfordert Mut, einen solchen Weg zu gehen, nicht einfach noch zwölf Alben zu produzieren, die alle gleich klingen wie es all die Stadionrock-Bands tun, die irgendwann nicht mehr aus ihrer Komfort-Zone herauskommen und sich mit Stillstand zufrieden geben. Die Editors haben etwas gewagt – und dabei herausgekommen ist eine der besten Platten des Jahres.
Ich war ja von den ersten The-Bravery-Songs (z.B. “an honest mistake”) damals recht begeistert. Sehr netter Indie-Poprock. Die zweite Platte war dann 2007 allerdings ein ziemlicher Witz und klang in etwa wie eine Karikatur einer Band, die krampfhaft Erfolg haben will. Eingängig ist auch der neueste Song, “hatefuck” – aber irgendwie wieder wesentlich besser. Und wenn das beschissen-peinlich-pubertäre Video (mit dem ich mein Blog nicht verschandeln will) nicht wäre, dann hätte ich noch mehr Spaß daran…
Es ist nicht New Order. Und Bernard Sumners Stimme ist ohne Peter Hooks Bass nur die Hälfte wert. Aber hey, es ist ein netter, etwas herbstlicher Popsong. Und ich freue mich auch ohne Peter Hook auf die neue Platte der Herren Sumner, Morris und Cunningham, die am 9. Oktober erscheint…
[UPDATE: Huch! Ein Versehen? Bei amazonmp3.de gibt’s das Bad-Lieutenant-Album schon heute. Neben dem Eintrag mit dem korrekten Veröffentlichungsdatum (9. Oktober) gibt es eine frei geschaltete Version mit dem Releasedatum 2. Oktober. Und die hab ich eben für 7,99 Euro gekauft. Eine Art legaler Leak?]
[2. UPDATE: Kein Versehen, sondern wohl eine offizielle Verkaufsaktion für einen Tag. In den USA kostet der Download sogar nur 2,99 US-Dollar (!) (Danke an Torsten Beeck)]
Was macht man, wenn man in einer TV-Show nicht live auftreten darf, sondern widerwillig mit Playback auf der Bühe stehen muss? Man setzt den Sänger an die Drums, lässt den Drummer den Mund auf und zu machen und den Bassisten Gitarre simulieren. Was für ein großer Spaß, den sich Muse da bei Rai Due in Italien erlaubt haben – und Frau Moderatorin merkt nichtmal anschließend im Interview mit dem “Sänger”, dass hier irgendwas nicht stimmt…
Bei “nicorola” gibt’s zwar auch ein Live-Video des neuen Editors-Songs “papillon”, aber ich persönlich mag den vor ein paar Wochen veröffentlichen offiziellen Clip lieber, weil er durch die temporeichen Bilder diese tolle agressive Stimmung des Songs noch verstärkt. Ohnehin: ein grandioser Song, der die Editors in ihrer Position als eine meiner absoluten Lieblingsbands der Gegenwart noch festigt. Ich bin schon extrem gespannt auf die neue Platte: “in this light and on this evening” erscheint am 9. Oktober.
Klar, im Vergleich zu früher ist das schon etwas völlig Anderes. Früher ist man in Plattenläden genangen, hat die tollen Vinyl-LPs in die Hand genommen, sich die Plattenhüllen angeschaut und ist mit den angeberischen quadratischen Plastiktüten nach Hause gegangen, die allen zeigten: Hey, ich hab coole neue Musik gekauft. Heute ist das anders. Dateien wechseln von einer Festplatte auf die andere. Nix mehr Vinyl, Papphülle und Plastiktüte. Toll ist das Musikkaufen trotzdem. Zum Beispiel, weil man am Erscheinungstermin schon um 0 Uhr in den “Laden” gehen kann und sich die Musik holt, auf die man schon so lang gewartet hat. Wie eben zum Beispiel die nächsten beiden neuen Distelmeyer-Songs. Die Single “lass uns liebe sein” ist nämlich eben erschienen – und mit dem Titel-Track, der ja schon bekannt war (Video siehe unten) kommen noch zwei B-Seiten, die nicht auf dem Album “heavy” drauf sein werden: “ich will mehr” und “pferde auf der wiese”. Und so höre ich dank amazonmp3 gerade um kurz nach Mitternacht nagelneue Musik. Toll.
Ich liebe ja Cover-Versionen. Und zwar vor allem dann, wenn sie aus dem Original etwas vollkommen anderes machen. Den Song also weiterentwickeln oder ihn in einen komplett anderen Musikstil katapultieren. Genau das hat die Band Beautiful Sin 2006 mit dem Blumfeld-Song “die diktatur der angepassten” gemacht. Und nur drei Jahre später hab ich die Cover-Version entdeckt. Bin halt nicht mehr so in der Power-Metal-Szene unterwegs wie noch in meinen Teenie-Jahren. Also, seht selbst. Original und Cover:
Der neue – visuell etwas uninspirierte – Clip ist da.
Ich ringe immer noch mit mir, ob ich im Dezember in Köln zu meinem mittlerweile wohl sechsten oder siebten Placebo-Konzert gehen soll. Ich hasse doch Konzerte in diesen riesigen Arenen so. Aber auf der anderen Seite: die Musik… Eine schwere Entscheidung.