“wohin mit dem hass?” 3
Ein wahrlich spektakuläres Video von Jochen Distelmeyer. Die neue Platte kommt am 25. September.
(via “spex“)
Ein wahrlich spektakuläres Video von Jochen Distelmeyer. Die neue Platte kommt am 25. September.
(via “spex“)
Je öfter ich “do the joy” höre, desto klarer wird es mir: Es ist wirklich höchste Zeit für ein neues Air-Album. Der Welt hat etwas gefehlt seit der letzten Platte. Im Oktober kommt “love 2”, so der Album-Name endlich. Hier schonmal ein kleiner Video-Teaser zum neuen Song:
[Ja, das Flash-Video-Ding ist etwas suboptimal, weil es automatisch abgespielt wird, der Ton aber nur läuft, wenn man mit dem Mauszeiger auf dem Video ist – und dann bricht es auch noch irgendwann ab. Aber ne andere Version als diese offizielle gibt es davon leider noch nicht.]
Update: Ich habe das dämliche Flash-Widget wieder entfernt, da mittlerweile auch der Ton automatisch losgeht. Und ich hasse Websites auf denen automatisch irgendwelche Musik abgespielt wird! Klickt also lieber in den Kommentaren auf den YouTube-Link und hört Euch den Song an.
Ich war ja am Samstagabend bei der Eröffnung der “Catwalks”-Ausstellung im NRW Forum. Was sicher den einen oder anderen etwas verwundert, weil mich Mode eher wenig interessiert und die Düsseldorfer Society schon gar nicht. Ich war auch eher die Begleitung. Wie auch immer: Es hat sich durchaus gelohnt, dorthin zu gehen. Denn die Ausstellung hat wirklich ein paar bleibende Eindrücke bei mir hinterlassen. Das lag vor allem an der Technik, mit der sie präsentiert wird. Zahlreiche Projektoren, Licht-Effekte und technische Gimmicks holen die Catwalks in das NRW Forum, als Besucher ist man oftmals mittendrin.
Am längsten aufgehalten habe ich mich dabei in einem Raum mit einem Lagerfeld-Catwalk von vor ein paar Wochen. Und das lag an der Musik, die mich sofort gefesselt hat. Elektronisch aufgepeppte klassische Kammermusik, würde ich sagen. Modern, melodiös und perfekt passend zu den Bildern der Models am Strand. Das Video, das in der Ausstellung zu sehen war, gibt es zwar auch bei YouTube, dennoch lohnt sich ein Besuch des NRW Forums auch für Nicht-Mode-Fans.
(Video via Bryanboy.com)
Dem einen oder anderen wird es womöglich aufgefallen sein. In der Jochen-Distelmeyer-Konzertkritik unter diesem Eintrag gibt es kein Video des Konzerts mehr. Ich will jetzt mal etwas über den Grund dafür schreiben, weil ich ihn exemplarisch dafür finde, wie eine Industrie sich auch im Jahr 2009 noch nicht den Realitäten anpasst und einem Künstler bessere Chancen auf Erfolg, Buzz und bares Geld verwehrt.
Am Tag nach dem Konzert in Essen hatten ein paar Leute drei oder vier Videos mit neuen Distelmeyer-Songs bei YouTube hochgeladen. Wohlgemerkt: Die Videos hatten keinen überragenden Sound, waren allesamt recht wackelig und meist auch nicht aus der Nähe gefilmt. Aber: Sie gaben einen ersten Eindruck vom neuen Material des Ex-Blumfeld-Kopfes, erhöhten die Vorfreude auf das neue Album sicher auch bei Leuten, die nicht beim Konzert waren massiv und brachten bei anderen die Tatsache, dass Distelmeyer wieder da ist, überhaupt erst in den Kopf.
Zwei oder drei Tage später hat Tonträgerkonzern Sony Music Entertainment alle diese kleinen Video-Dokumente von YouTube löschen lassen. Sie würden ihre Urheberrechte verletzen. Bei mir hinterlässt dieses Vorgehen nur Kopfschütteln, Entsetzen und vor allem Traurigkeit. Egal, nach welchen Künstlern man bei YouTube sucht, es gibt von allen wackelige Live-Videos, niemand scheint sich daran zu stören, denn niemand würde wohl auf die Idee kommen, dass jemand sich eine CD oder einen Download nicht kauft, weil es bei YouTube ja ein wackliges, rauschiges Live-Video gibt.
Womöglich stört sich Sony auch daran, dass neue Songs ins Netz geschwappt sind, bevor sie es wollen. Und damit ihre Marketing-Strategie gestört wird. Doch dann sollen sie Distelmeyer eben seine Vorab-Tour verbieten. Denn welchen Unterschied macht es, ob Hunderte Leute die neuen Songs in Essen, beim Melt, etc. sehen und hören – oder noch ein paarhundert mehr im Anschluss bei YouTube?
Meiner Meinung nach hätten die neuen Songs in den Wochen bis zum Album-Release im September den Buzz erhöhen können, der um das Distelmeyer-Comeback entsteht, hätten die Neugier erhöht, die Vorfreude und hätten – davon bin ich absolut überzeugt – dem Künstler geholfen und nicht geschadet. Stattdessen nun diese betonkopfige Löschaktion, die Fans bei YouTube und in Blogs vor den Kopf stößt und ihnen womöglich sogar Angst macht, weil sie es sich mit einem Konzern wie Sony verspaßen.
Distelmeyer kann man um solch eine unmoderne Plattenfirma wohl nur bedauern.
[Update vom 27. Juli: Wie Lukas Heinser inzwischen berichtet, hat Sony die Videos auf Bestreben des Distelmeyer-Managements sperren lassen. Ich lasse meinen Text dennoch ungeändert als Dokument meiner Enttäuschung stehen, denn an meiner Meinung zu dem Thema ändert sich nichts – egal, ob Management oder Konzern solche Entscheidungen treffen. Ebenfalls bei Lukas Heinser nachzulesen ist übrigens, dass es zu keinen weiteren YouTube-Löschungen kommen soll.]
Blumfeld habe ich insgesamt dreimal gesehen. 2004, 2006 und bei einem der letzten Konzerte der Band in Köln im April 2007. Klarer Fall also, dass ich nach mehr als zwei Jahren auch bei einem der ersten Konzerte von Jochen Distelmeyer dabei bin – dem Kopf von Blumfeld, der nun unter eigenem Namen weitermacht.
Im Vorfeld des Konzertes in Essen war ich sehr gespannt auf die neuen Songs von Distelmeyer. Sehr wenig war bekannt geworden, nur ein Vorab-Song auf der Website, dazu der Name des Albums, das im September veröffentlicht wird: “heavy”. Da auch der neue Song “wohn mit dem hass?” heavy klingt, rechnete ich also mit einem echten Rockkonzert. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Zahl der melancholischen, ruhigeren Songs war im Vergleich zu Blumfeld-Konzerten nach meinem Gefühl geringer, dafür überwogen Gitarren und schnellere, etwas härtere Musik.
Vielleicht tue ich Distelmeyer Unrecht, aber mir kam das Solo-Konzert so vor, als habe er sich mit Blumfeld nach der letzten Platte in einer Sackgasse gesehen. Leute machten sich zum Teil sogar lustig über ihn und seine Musik, über Songs wie den “Apfelmann” und allzu schlagereske Musik, nahmen Blumfeld nicht mehr ernst genug. Seine neue Musik klingt nun zumindest wieder ernsthafter und wie gesagt rockiger. Natürlich verzichtet Distelmeyer live nicht auf alte Blumfeld-Songs. Ich habe zwar nicht mitgezählt, aber wahrscheinlich gab es sogar mehr alte als neue Songs. Ein paar der typischen Blumfeld-Songs, der “Hits”, fehlten aber. Keine “graue wolken”, kein “verstärker”. Der Blumfeld-Klassiker gehört nun wohl endgültig der Vergangenheit an.
Mir hat Jochen Distelmeyers Live-Solo-Debüt überaus gut gefallen. Zum Einen weil er sich mit dem Grend in Essen einen kleinen Club ausgesucht hatte, der mit vielleicht 200 Leuten schon ausverkauft war. Ich liebe die Atmosphäre in solch kleinen Clubs, fernab der großen Stadien und Arenen. Vor allem wurde mir aber je länger der Gig dauerte, immer klarer, wie sehr ich seine prägnante Stimme, seine tolle Musik vermisst hatte. Schön, dass er wieder da ist.
Wie immer sehr sehr lesenswert ist die Kritik des Essener Konzerts von Philipp Holstein.
…kommt eindeutig aus Japan. Gleichzeitig ist es das glücklichmachendste. Weil es so toll ist. Hach. Eine japanische Band namens Sour hat es mit Hilfe ihrer Fans und deren Webcams produziert. Seht selbst…
(via “Café Digital“)
Dieter Gorny, früher Viva-Gründer, heute oberster Lobbyist der Tonträgerindustrie, hat mich heute zum Lachen und Kopfschütteln gebracht. Beides gleichzeitig. Hintergrund: Die Messe Popkomm wird 2009 nicht stattfinden. Offizielle Begründung Gornys: “Viele Unternehmen können es sich wegen des Diebstahls im Internet nicht mehr leisten, an der Popkomm teilzunehmen.” Abgesehen davon, dass die Messe ohnehin seit vielen Jahren ihre ganz eigenen Probleme hatte, fällt mir zu diesem unglaublichen Satz nur ein Vergleich ein: Wo sind die Hersteller von Faxgeräten, die anprangern, dass man keine Faxgeräte-Messen mehr ausrichten könne, weil im Internet Texte einfach so verschickt werden, ohne dafür zu bezahlen.
Denn: Gorny vertritt nicht etwa die Musikbranche, sondern nur einen Teil, die Tonträgerindustrie. Und genau dieser Teil stirbt derzeit. Entgegen Gornys Aussagen liegt das aber eben nicht am “Diebstahl im Internet”, sondern am jahrelangen Tiefschlaf der Tonträgerindustrie. Hätte man schon zu Napster-Zeiten mit Download-Shops wie AmazonMP3 reagiert, wäre das kostenlose Downloaden meiner Meinung nach nie zu einer so großen Sache geworden, wie sie es ist. Stattdessen lamentiert man auch im Jahr 2009 noch herum und versucht, Druck auf die Politik aufzubauen. In einer Pressemitteilung von heute schreibt Gorny: “Die momentane Situation ist aber auch ein Ergebnis der Untätigkeit der Politik, die beim wichtigsten Branchenthema Internetpiraterie nach wie vor den Ernst der Lage nicht erkannt hat.” Schon vor Kurzem hatte Gorny gefordert, die Zensurinfrastruktur, die in Deutschland nach dem Bundestagsentscheid von gestern aufgebaut wird, auch für P2P-Plattformen zu verwenden.
Um das klar zu sagen: Ich bin keineswegs für eine Freigabe jedweder Musik- oder Filmdownloads, denn auch in Zukunft sollen Bands von ihrer Musik leben können (auch Musiker mit Live-Auftritts-Phobien). Doch spätestens seit dem Start von AmazonMP3 gibt es für mich kein Argument mehr gegen legale Downloads. DRM-freie MP3s für kleines Geld. Genau das hatte ich mir immer gewünscht. Gornys Lobbyistensprüche zeigen, dass sich die Tonträgerindustrie trotzdem noch nicht mit ihrer Situation abgefunden hat und immer noch in Träumen aus einer vergangenen Zeit schwelgt, in denen Mega-Renditen mit überteuerten Plastikscheiben eingefahren wurden. Gorny weiß aber wahrscheinlich selbst am besten, dass seine Industrie im Sterben liegt.
Ein Beispiel: Auf Platz 2 der aktuellen Single-Charts befindet sich Emiliana Torrini mit dem Song “Jungle Drum”. Interessanterweise hat die Sängerin das geschafft, obwohl erst am heutigen Freitag eine CD des Songs erscheint. Ich weiß nicht, ob zuvor schon eine reine Download-Single so weit oben in den Charts zu finden war, aber dieser Fall zeigt die Misere der Tonträgerindustrie sehr gut auf: Wozu braucht es noch Plastikscheibenhersteller, wenn Künstler doch auch ohne Plastikscheiben Erfolg haben können? Die Argumente der Industrie: um bekannt zu werden, um als Newcomer finanziell unterstützt zu werden, etc. Doch braucht es dazu einen Plastikscheibenhersteller? Könnte diese Aufgaben nicht auch eine PR-Agentur oder Künstlerberatung übernehmen? Eine meinetwegen auch sehr große, internationale Agentur, die gleichzeitig Verträge mit Downloadshops und Konzertveranstaltern aushandelt, Musiker berät, sie am Beginn ihrer Karriere unterstützt, Internet-Kampagnen entwirft, trommelt?
Warum begreifen Gorny & Co. das nicht und ändern ihre Geschäftsmodelle entsprechend? Warum jammern sie lieber als anzupacken? In anderen Ländern sind die Unternehmen doch auch schon weiter, diskutieren sogar ernsthaft über Musik-Flatrates, etc. Wahrscheinlich muss es tatsächlich erst so weit kommen, dass in Deutschland auch P2P-Plattformen mit Internetsperren versehen werden, bis Gorny und Konsorten begreifen, dass die Probleme ihrer Plastikscheibenindustrie viel größer sind und man Stoppschilder nicht essen kann.
Dieses nette Lied aus dieser Peugeot-Werbung. Geht mir schon seit Wochen nicht mehr aus dem Kopf. Jetzt hab ich mal kurz recherchiert, von wem es überhaupt ist. Ergebnis: Die Band heißt Venus, kommt aus Belgien und “beautiful days” ist schon sehchs Jahre alt. Einen offiziellen Videoclip scheint es nicht zu geben und der Song wurde für die Werbung offensichtlich auch noch ein bisschen aufgepeppt. Das Original ist aber mindestens genauso gut:
Für ein solches Luxus-Paket zahlt man doch gern mal ne gehörige Stange Geld. Eben hat der Paketbote es gebracht, das “Battle for the Sun”-Boxset, das in den meisten Ländern der Welt wie das Album auch erst am Montag erscheinen wird. Die 15-Track-Boxset-Edition des Albums als CD und Doppel-Vinyl, zwei grandiose DVDs, zwei fette, schwere Vinyl-LP-große Foto- und Songtextbücher, ein Poster. Edel ist das erste Wort, das einem einfällt. Für den Rest des Tages läuft also das neue Placebo-Material im popkulturjunkie-Headquarter. Aber nur bis 20.50 Uhr. Dann wird MTV eingeschaltet. Placebo bei Rock am Ring.
Leider bin ich nicht vor Ort – zu viel zu tun. Aber: In diesem Jahr gibt es extrem viel “Rock am Ring” bei MTV. Als würde der Sender das M in seinem Namen wiederentdecken, zeigt er stundenlang an allen drei Tagen Live-Musik vom Nürburgring. Hier das offizielle MTV-Programmschema:
Freitag, 5. Juni
19:00 – 19:40 Uhr Build Up
19:40 – 20:40 Uhr Razorlight live
20:50 – 22:20 Uhr Placebo live
22:20 – 23:00 Uhr Build Up
23:00 – 00:30 Uhr The Killers live
Samstag, 6. Juni
20:00 – 20:15 Uhr Build Up
20:15 – 21:30 Uhr KoRn
21:30 – 21:50 Uhr The Prodigy
21:50 – 22:30 Uhr Build Up
22:30 – 00:15 Uhr Slipknot live
00:15 – 00:50 Uhr Build Up
00:50 – 02:00 Uhr Mando Diao live
Sonntag, 7. Juni
16:05 – 17:30 Uhr Mando Diao (WH)
17:30 – 17:55 Uhr Build Up
17:55 – 19:05 Uhr Jan Delay
19:05 – 20:05 Uhr Guano Apes live
20:05 – 20:35 Uhr Build Up
20:35 – 22:05 Uhr Billy Talent live
22:05 – 22:45 Uhr Build Up
22:45 – 00:15 Uhr Limp Bizkit live
00:15 – 01:15 Uhr Mia.
Placebo werde ich mir heute abend natürlich definitiv anschauen, Razorlight auch. In die engere Auswahl kommen wohl noch The Prodigy, Billy Talent und aus Kuriositätsgründen vielleicht die Guano Apes und Limp Bizkit.
Als Internet-Live-Stream gibt’s bei MTV drei andere Konzerte:
Samstag, 6. Juni
18:00 – 18:45 Uhr Phoenix
21:40 – 22:40 Uhr Bloc Party
Sonntag, 7. Juni
16:40 – 17:20 Tomte
Bloc Party und Tomte dürften auch Pflichtveranstaltungen sein.