Immerhin sechs der zehn nominierten Filme habe ich diesmal im Vorfeld gesehen – keine schlechte Rate. Und weil das so ist und ich mir die Verleihung heute nacht anschauen will, schreibe ich mal ein paar Worte dazu auf, welche der Filme ich besonders oscar-würdig fand – und wer meiner Meinung nach die wichtigsten Oscars gewinnen sollte.
Gesehen habe ich: “Black Swan”, “Inception”, “The King’s Speech”, “127 Hours”, “The Social Network” und “Toy Story 3”. Nicht gesehen habe ich dementsprechend “The Fighter”, “The Kids are all right”, “True Grit” und “Winter’s Bone”.
“Black Swan”: Beklemmender Film mit tollen Kamerafahrten und einer Natalie Portman, die in ihrer Rolle oft nervt, aber gerade deswegen den Hauptrollen-Oscar verdient hat, weil sie das verklemmte weiße Schwänlein am Anfang des Films ebenso gut darstellt wie die Metamorphose zum bösen, irren schwarzen Schwan.
“Inception”: Klar, ein toller, intelligenter Science-Fiction-Thriller mit grandiosen Special Effects. Für einen Oscar war ich dann aber doch eine Prise zu wenig begeistert.
“The King’s Speech”: Ich musste mich ein bisschen überwinden, den Film überhaupt zu sehen. Ein stotternder englischer König vor 70-80 Jahren, der sein Stottern los werden will? Wow, wie spannend. Doch der Film ist großartig. Nicht nur wegen Colin Firth, der hundertprozentig den Hauptrollen-Oscar gewinnen wird und wegen Geoffrey Rush, der hoffentlich den Nebenrollen-Oscar bekommt, sondern auch wegen der Bilder, die sicher auch belohnt werden. Es gibt massenweise Einstellungen, die man sich als Poster an die Wand hängen könnte – und in keiner Sekunde fühlt sich der Film un-authentisch an.
“127 Hours”: Ein mitreißender Film, der beweist, dass man auch eine Stunde Spannung auf wenigen Quadratmetern vermitteln kann. Noch heftiger sind die Gefühle beim Schauen, wenn man weiß, dass er auf einer wahren Geschichte beruht.
“The Social Network”: Mal ehrlich, wäre dieser Film ohne den weltweiten Facebook-Hype ein Erfolg geworden – und hätte er eine Oscar-Nominierung bekommen? Ich liebe fast alle von David Finchers Filmen, aber “The Social Network” ist doch nun einfach mal, das was er ist: eine solide Biographie über einen seltenen Aufstieg vom Nerd zum Milliardär. Aber Oscar-würdig? Meiner Meinung nach definitiv nicht.
“Toy Story 3”: Es gibt keine tolleren Animationsfilme als die “Toy Story 3”-Trilogie. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass ich sonst mal wegen computer-animierten Figuren einen Kloß im Hals hatte und jemals so mit Spielzeugen mitgelitten habe. Wenn mein bald auf die Welt kommender Sohn mal in dem entsprechenden Alter angekommen ist, werde ich mit ihm definitiv die “Toy Story”-Filme schauen – und in jeder Sekunde hoffen, dass er sie auch so toll findet wie ich. Den Animations-Oscar bekommt “Toy Story 3” garantiert – aber für den “großen” Oscar reicht es wohl dennoch nicht.
Zusammenfassend: Ich persönlich würde mich am meisten freuen, wenn “The King’s Speech” gewinnen würde. Charme, tolle Bilder, grandiose Darsteller – der Film bietet einfach das beste Komplettpaket, das ein Oscar-reifer Film haben muss. “Black Swan” wäre auch okay, “127 Hours” wird nicht gewinnen, “Toy Story 3” wohl auch nicht (auch wenn ich sehr gerührt wäre) – und bei “Inception” und “The Social Network” würde ich mich sehr wundern – und wäre etwas entsetzt.
Die Hauptdarsteller-Oscars sollten meiner Meinung nach an Natalie Portman und Colin Firth gehen, der Nebendarstellerpreis an Geoffrey Rush (bei den Nebendarstellerinnen habe ich nur Helena Bonham-Carter in “The King’s Speech” gesehen und fand sie darin etwas zu solide für einen Oscar). Bester Animationsfilm wird “Toy Story 3”, für die Regie könnte Darren Aronofosky (“Black Swan”) einen Preis bekommen und für die Drehbücher vielleicht “Toy Story 3” und “Inception”.