Sophia. Ich komme gerade vom Sophia-Konzert im Karlstorbahnhof. Ein unglaublich intensives Erlebnis. Es fällt mir schwer, die passenden Worte für die Gefühlswoge zu finden, die mich erfasst hat. Kurzfristig musste ich doch allein zum Konzert gehen. Im Nachhinein vielleicht gar nicht schlecht. So war ich allein mit meinen Gedanken, meinen Gefühlen. Die Musik von Sophia bedeutet mir so extrem viel – viel mehr als Musik anderer Bands. Das Album “the infinite circle” hat mich durch dunkle Tage begleitet, mir trotz aller Melancholie und Traurigkeit, die die Musik ausstrahlt, Mut gegeben, zu kämpfen. Gegen die Verzweiflung. Wie hätte ich reagieren sollen, wenn ich nicht allein auf dem Konzert gewesen wäre und Freunde die Musik nur “schön” gefunden hätten? Nicht diese intensiven Gefühle verspürt hätten wie ich. Nicht empfunden hätten, dass es keine andere Musik auf der Welt braucht als genau diese.
Sophia haben fast alle Songs des neuen Albums “people are like seasons” gespielt, dazu ein paar ältere wie “if only”, “woman” und “so slow”. Robin Proper-Sheppard hat fast komplett mit geschlossenen Augen gesungen, als würde er in seiner eigenen Welt sein, die Songs und Texte noch einmal durchleben. Seine Stimme klingt live mindestens genau so gut wie auf den Platten. Voller Verzweiflung, Traurigkeit. Das was die Band auf der Bühne gezeigt hat, grenzte an Perfektionismus – im absolut positiven Sinn. Proper-Sheppard scheint ohnehin jemand zu sein, der nur sich selbst vertraut: Er stimmt die Gitarren, er fährt den Tour-Van und verkauft nach dem Konzert sogar seine CDs selbst. Nach dem wunderschönen ersten Teil des Konzerts folgte eine Zugabe, die das Publikum wahrscheinlich komplett an die Wand geblasen hat. Extrem harte Versionen von “the river song” und “if a change is gonna come”, die erahnen lassen wie Konzerte seiner früheren Band The God Machine abgelaufen sein müssen. Ein Riesenkontrast zum Programm der vorigen Stunde und doch perfekt passend. Den Schluss des Konzertes bestritt Proper-Sheppard allein. Er kam zur letzten Zugabe auf die Bühne zurück und spielte “another trauma”, den wohl schönsten Song vom neuen Album. Während des Konzertes betonte er immer wieder, dass das Heidelberger Publikum “the most polite audience of the whole german tour” sei. Während der Songs herrschte absolute Stille, niemand hat geredet. Die perfekte Stimmung für ein Sophia-Konzert. Ich hab einen sehr intensiven Abend erlebt, Musik werde ich heute vor dem Schlafengehen keine mehr hören. Ich will die Stimmung, die Gefühle, die Eindrücke nicht verfälschen und mit ihnen einschlafen.
hey boy
listen, don’t beat yourself up
someday you will find someone to trust
and just remember that all is not always black
yeah people are like seasons
yeah everybody changes
(Sophia – “fool”)