Archive for March, 2004

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Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin. Ein Extrem-Stress-Tag hinter mir – ein grandioses Wochenende vor mir. Ich werde einen verdammt guten Freund besuchen, mir die volle Werber-Dröhnung geben und bei Leuten vorbeischauen, die ich nur vom Telefon kenne. Morgen früh geht’s los. Und ich freu mich total drauf. Endlich mal wieder Großstadt.

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Und wieder läuft “somewhere only we know” von Keane bei “Fast Forward”. Und wieder fasse ich nicht, wie unglaublich gut diese Milchbubis sind…

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Typisch ZDF übrigens. Sich heute um 19 Uhr in den “heute”-Nachrichten noch damit rühmen, einen Grimme-Preis für die Wigald-Boning-Sendung “W.I.B. Schaukel” zu bekommen. Dabei aber natürlich verschweigen, dass man die Sendung nicht fortsetzen wird und Boning nun nach einem neuen Sender suchen muss.

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Was soll bloß seit Wochen immer wieder dieser Porno-Hype bei “Fast Forward”?

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Wut. Riesige Wut. Schön, dass dieses Gefühl noch in mir steckt. Und der Soundtrack zur Wut: Ash mit “clones”. Auf Dauer-Rotation.

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Breaking news: Charlotte Roche kriegt endlich einen Grimme-Preis! Für die Moderation von “Fast Forward”.

Hier die etwas strange Begründung der Jury:

So jung ist der Pop gar nicht. Und so frech, subversiv und ironisch erst recht nicht. So jung wie die Moderatorin ist die populäre Kultur nicht, die in ihrer primären, musikalischen Gestalt bei “Fast Forward” über den Sender geht. Es ist viel geklaut, kopiert, ererbt in jedem Videoclip, und das kann auch nicht anders sein. Die Durchbrechung der Hörgewohnheiten im Dreiminutentakt wäre im Kopf nicht auszuhalten. Trotzdem muß die Zeremonienmeisterin eines Popmusikdurchlaufs allen Wiederholungen etwas Neues abgewinnen.

Und wie gelingt Charlotte Roche das? Sie fügt es aus eigenem Munde hinzu. Hätten im Mittelalter die Nonnen die Kirchenväter kommentieren dürfen, wäre dabei vielleicht etwas herausgekommen wie die glossa continua der laufenden Musikbilder, zu der Charlotte Roches Ansagen sich summieren.

Ungetüme des Wortwitzes purzeln ihr bisweilen von der Zunge, phantastische Sprachkreaturen, die an die Drachen denken lassen, zu denen sich unter der Hand der mönchischen Abschreiber die Großbuchstaben der heiligen Schriften auswuchsen. Und doch ist an Charlotte Roches Randbemerkungen zuerst die Textnähe zu loben.

Sie greift aus den vorüberflimmernden Filmchen beiläufige Details heraus, die blitzhaft das Künstliche der ganzen Popwelt beleuchten und damit zugleich ihr Wundersames erhellen. Wie kann das angehen, daß Millionäre nie ihren schäbigen Probenraum gegen ein sauberes Studio eintauschen? Im Pop mag kein Ding unmöglich sein, aber man wird ja wohl noch einmal nachfragen dürfen und ist es seinen Schöpfern, die sich bei ihrer Schöpfung doch etwas gedacht haben müssen, geradezu schuldig – auch wenn es in der Natur des monologischen Formats von “Fast Forward” liegt, daß Charlotte Roche nie eine Antwort bekommen wird. Mit ihrer kindlichen Freude an der Wiedervorlage der uralten Popwelträtsel spricht sie Zuschauern aus der Seele, die wissen, daß ihnen in der Heilsökonomie die Rolle des Schäfchens, die Funktion des Konsumenten, zugemessen ist, und die gleichwohl nicht für dumm verkauft werden wollen.

Bei dieser ihrer listigen Naivität handelt es sich nun nicht um eine Pose selbstherrlicher Distanz, wie sie in jüngst vergangener Zeit in der Ästhetik jenseits der Musik als Leitbild der Popkultur gepflegt wurde. Charlotte Roche betet nichts nach.

Betet sie auch niemanden an? Sie waltet eines liturgischen Amtes, für das man Begeisterung mitbringen muß. Es gibt ein Mysterium im Herzen des Lärms. Ihr Spott ist eine Form der Hingabe, die Ketzerei ihre Art der Verehrung. Kollegen von Hochkultursendungen sollten sich ein Beispiel nehmen an solcher Geistesgegenwart, die sich alle Freiheit der Welt nehmen kann, weil sie das Gewicht ihrer Gegenstände stillschweigend voraussetzt. Die religionssoziologische Metapher ist hier einmal tatsächlich am Platz: Kein Wunder, daß “Fast Forward” Kult ist.

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Und neben dieser tollen Meldung von eben rettet gerade eine DVD meinen Tag. Der blöde Mediamarkt gegenüber unseres Büros hatte tatsächlich die neue Placebo-DVD. Am Erscheinungstag! Selten genug, so ein Ereignis. Und diese DVD ist ein Hammer. Das brillante Konzert vom vergangenen Oktober in Paris. Frank Black als Special Guest bei “where is my mind?”. “protect me from what i want” mit französischem Text als “protège-moi”. Genial gefilmt und geschnitten, perfekter Sound. Ein Ereignis.

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THE CURE! Ich werde The Cure sehen! Großartigst! The Cure sind nämlich eine der neuesten Southside-Hurricane-Bestätigungen. Damals in den 80ern war das eine der Bands überhaupt für mich. Und irgendwie ist es immer noch eine Band, die ich unbedingt mal live sehen wollte. Und das jetzt auch noch auf einem Festival neben den Pixies, Placebo, David Bowie und so vielen anderen gigantischen Bands. Was kann es besseres geben?
Und hab ich nicht noch vor 14 Tagen geschrieben, ich müsse Air in diesem Leben nicht mehr öfter als die zwei Male sehen? Tja, es wird wohl ein drittes Mal geben. Southside 2004. The Cure, Air, Jet, Ill Nino und Fireball Ministry sind die gesamten 5 Bestätigungen des heutigen Tages. Was für ein brillantes Festival das wird.

Das gesamte Line-Up bis jetzt:
DAVID BOWIE – THE CURE – DIE FANTASTISCHEN VIER
PLACEBO – PIXIES – THE HIVES – PJ HARVEY
MONSTER MAGNET – BEGINNER – AIR – SPORTFREUNDE STILLER
GENTLEMAN & THE FAR EAST BAND – BEATSTEAKS
THE MARS VOLTA – LIFE OF AGONY – ILL NINO – JET
BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB – DIE HAPPY – ASH
FÜNF STERNE DELUXE – DROPKICK MURPHYS – ANTI FLAG
FRANZ FERDINAND – THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY
WILCO – DANKO JONES – ECHO & THE BUNNYMEN – BRIGHT EYES
TOMTE – MCLUSKY – THE BONES – THE SOUNDS
HAWKSLEY WORKMAN – FIREBALL MINISTRY

Ich seh es schon kommen – da werden viel zu viele gute Bands parallel spielen, sodass es schwierige Entscheidungen zu fällen gibt.

Southside und Hurricane finden diesmal vom 25. bis 27. Juni statt. Der Ticket-Vorverkauf läuft.

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Horst Köhler führt den Euro in Amerika ein, in Heinos Café in Bad Münstereifel sind die Torten schlecht, weil Heinos Perückenhaare da reinfallen und das Weißwurst-Stadion muss wieder abgerissen werden, weil es illegal gebaut wurde. Dittsche ist grandios!

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Und noch 3 popkulturjunkie-TV-Neustart-Kritiken:

“Im Bann der grünen Götter” / ZDF / CineCentrum / sonntags, 19.30 Uhr – Start: 7. März 2004
Eine weitere Doku-Reihe auf dem traditionellen “ZDF Expedition”-Sonntagvorabend-Sendeplatz. Sehr interessante Berichte über die Medizin der alten Pharaonen, Maharadschas, Maya und Perser. Das alles wird natürlich in üblicher sehr populärwissenschaftlicher Form erzählt, um ein größeres Publikum zu erreichen. Meiner Meinung nach aber eine äußerst sehenswerte Sendereihe, die sehr interessante Einblicke in medizinische Welten ermöglicht, die in den westlichen Zivilisationen zu Unrecht längst vergessen sind. 8 von 10 Punkten.

“n-tv YachtVision” / n-tv / IdtV Cumulus + Waterbeek / samstags, 17.10 Uhr – Start: 6. März 2004
Uaaah, was unangenehme Moderatorin. Eine näselnde Klischee-Blondine namens Corinna Hilss zeigt dekadente Yachten mit allen technischen Details, Herstellerfirmen, irgendwelche Tipps für Yachten-Besitzer und sonstigen Quatsch – das alles garniert mit erbärmlich nervender Musik. Ich hab ja eigentlich nichts gegen Minderheitenfernsehen. Diese extrem langweilige, äußerst amateurhaft produzierte Dauerwerbesendung ist allerdings nur etwas für extrem kleine Minderheiten. Finanziert ist sie durch die vier Sponsoren sicher, sonst würde man sie auch nicht ausstrahlen – denn für irgendein Image von n-tv bringt solches Fernsehen sicher nicht viel. 0 von 10 Punkten.

“Arjuna” / Viva / TV Tokyo + Sotsu Films + Bandai Visual / sonntags, 21 Uhr – Start: 29. Februar 2004
Noch vor einiger Zeit konnte ich überhaupt nichts mit japanischen Anime-Serien anfangen. Inzwischen hab ich aber in ein paar reingeschaut, die durchaus sehenswert waren. Die neue Serie “Arjuna” gehört auch zu den Vertretern des Genres, bei denen man einen Blick riskieren kann. Ein Mädchen namens Arjuna bekommt nach einem tödlichen Unfall eine zweite Chance. Ihr wird die Zukunft der Erde gezeigt – eine Zukunft, in der die Umwelt so zerstört ist, dass das Leben unmöglich geworden ist. Arjuna bekommt eine zweite Chance – sie soll als eine Art Superheldin diese düstere Zukunft verhindern. Die Serie ist größtenteils wahnsinnig gut gezeichnet, die Erzählweise ist aber ab und zu etwas sehr langatmig. 6 von 10 Punkten.

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