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Und um endgültig auf den neuesten Stand in Sachen Charts-Kritiken zu kommen, folgen hier nun die New Entries der deutschen Singlecharts vom 27. September 2004:
92: Donots – “good-bye routine”
Es gab mal eine kurze Zeit, vor einigen Jahren, da mochte ich den Spaß-Rock von den Donots. Lang vorbei, diese Zeit. Und dann dieser Song. Kein so wirklicher Spaß-Rock, sondern ein eher ruhiges Stück. Er hat wirklich leider gar nichts Aufregendes an sich. Keine Melodie, die hängen bleibt, keine spritzigen ideen. Nichts. Und daher nur 1 von 10 Punkten.
89: Velvet Revolver – “fall to pieces”
Was bekommt man, wenn man die Guns’n’Roses mit dem Sänger der Stone Temple Pilots zusammenbringt? Musik, die klingt wie eine Kreuzung aus den Guns’n’Roses und den Stone Temple Pilots. So einfach ist das. Das diese Musik meist gar nicht so übel klingt, ist wohl auf das Talent der Herren zurückzuführen. Und wenn in “fall to pieces” die Gitarre von Slash ertönt, fühlt man sich zurückgebeamt in die Zeit Ende der 80er, Anfang der 90er. Und man hat ein wohliges Gefühl dabei. Wenn Weiland dazu singt, führt einen die Zeitmaschine ein paar Jahre weiter, in die große, unvergessliche Grunge-Zeit mit all der fabelhaften Musik. Eine angenehme Platte haben sie aufgenommen, die Herren. Auch “fall to pieces” ist kein schlechter Song, aber auch nicht das beste Stück von Velvet Revolver. 5 von 10 Punkten.
80: LL Cool J – “headsprung”
Mister Cool J mit einem diser überflüssigen, austauschbaren, verwechselbaren Hip-Hop-Stückchen. War der nicht mal irgendwann kreativer? Heute zumindest nicht mehr. 1 von 10 Punkten.
77: Joss Stone – “you had me”
Frau Stone wurde bekannt durch eine ziemlich nette Cover-Version des White-Stripes-Hits “fell in love with a girl”, den sie in “fell in love with a boy” umwandelte und ihm durch ihren Soul-Gesang ein völlig neues Erscheinungsbild verpasste. Soul ist das, was sie hauptberuflich macht. Und Soul ist nicht so meine Sache. Besser als all diese Hip-Hop-Grütze ist “you had me” allemal. Aber öfter als dieses eine Mal werde ich das Stück trotzdem nicht hören. 2 von 10 Punkten.
71: Juicy Junk – “everybody (sucks)”
Erstens: Wie kann sich eine Band nur Juicy Junk nennen? Hallo? Saftiger Müll? Spitzenname! Respekt! Zweitens: Wieso nennt sich der Sänger Mars, der Gitarrist Sirius und die drei anderen Hanseln doch nur Bernd, Martin und Dirk. Da stimmt doch was nicht im Bandgefüge. Drittens: die Musik. Langatmiger Crossover ohne das gewisse Etwas. Viertens: Wie kommen die denn überhaupt in die Charts? 1 von 10 Punkten.
66: Reim & Bonnie Tyler – “vergiss es (forget it)”
Das Grauen hat zwei neue Gesichter: Matthias Reim und Bonnie Tyler! Frau Tyler hätte vor vielen vielen Jahren sicher nicht daran gedacht, dass sie mal so weit unten ist, dass sie schon Schlager-Platten mit Matthias Reim aufnehmen muss. Ganz schlimm ist dieses Lied. Man weiß gar nicht, ob man 3 Minuten lang lachen oder weinen soll. Weinen vor allem über das Schicksal der Frau Tyler. Ganz klare 0 von 10 Punkten.
57: Vanessa S. – “blah, blah, blah”
Die kleine niedliche Vanessa aus “Deutschland sucht den Superstar”. Ihre Musik klingt ein bisschen so, als wolle sie eine deutsche Jennifer Lopez werden oder sowas. Da muss sie sich aber ein bisschen mehr einfallen lassen als Songs, die “blah, blah, blah” heißen und auch nicht mehr bieten als eben das. 1 von 10 Punkten.
52: The Kelly Family – “streets of love”
Ws ist schlimmer? Dass es die Kelly Family immer noch gibt? Oder dass ihre neue Single mit den Worten “yo. listen up.” beginnt? Ist wohl beides gleich schlimm. Der Song bietet das, was die Kellys unter Rap verstehen und Musik, die jede achtklassige Band in ihrem Proberaum besser hinbekommen hätte. Immerhin: Mittlerweile steigen die Kellys nur noch auf Platz 52 ein und nicht mehr direkt in die Top Ten. 0 von 10 Punkten natürlich für diesen Dreck.
51: Thom. – “principle of joy”
Thomas Hanreich. Ehemaliger Sänger von Vivid, der wohl einzigen guten Band, die meine Heimat Niedersachsen je hervorgebracht hat. Und ja: Mir ist sehr bewusst, dass auch die Guano Apes aus Niedersachsen kommen. Herr Hanreich hat leider wenig Erfolg mit seinem sehr guten Soloalbum gehabt. Nur gut, dass jetzt BMW bzw. die Agentur von BMW einen Song für einen neuen Werbespot von ihm haben wollte. Da verkauft er doch noch ein paar Platten. Und der Song ist auch ziemlich gut. Gute Laune machender Pop. Wer übrigens noch mehr von Thom. hören möchte und sein Album schon besitzt, sollte sich mal die aktuelle Platte von Millenia Nova besorgen. Ganz große Musik! Für “principle of joy” gibt’s solide 7 von 10 Punkten.
49: Natural – “why it hurts”
Sie sterben einfach nicht aus, diese Boybands. Und ihre belanglosen Pop-Nümmerchen ohne Substanz. 1 von 10 Punkten.
45: Ashlee Simpson – “pieces of me”
Musste nach Nervensäge Jessica Simpson nun auch noch die kleine Schwester Ashlee beschließen, eine Musikkarriere machen zu wollen? Und schreibt Adam Green jetzt nach “jessica” auch noch einen Song über Ashlee? Letztlich ist “pieces of me” aber zum Glück nicht ganz so schlimm. So’n bisschen wie Avril Lavigne, bloß schleimiger, noch glatter und noch poppiger. 2 von 10 Punkten.
23: Bryan Adams – “open road”
Oh. Bryan Adams hat einen neuen Song aufgenommen. Bzw. Bryan Adams hat seinen Song wieder mit neuem Text aufgenommen. Denn seine Musik, die klingt doch seit Jahren (gefühlt: Jahrhunderten) immer gleich. Immer gleich schlecht. So auch dieses blöde Liedchen, das nur eins beweist: Über 50-Jährige kaufen noch Platten. Denn wäre der Song sonst auf Platz 23 eingestiegen? Wohl kaum. 1 von 10 Punkten.
20: The Rasmus – “guilty”
Man kann ihren Songs den Ohrwurmfaktor nicht absprechen. “guilty” ist auch wieder so ein Fall, der einfach im Ohr bleibt, auch wenn man es gar nicht will. Denn so richtig cool sind The Rasmus bei Weitem nicht. Stadion-Poprock mit Pseudo-Gothic-Attitüde à la HIM. Aber wie gesagt: Ohrwurmig ist er schon, der Song. Und deswegen mutige 4 von 10 Punkten.
14: Natasha Bedingfield – “these words”
Sie ist die kleine Schwester von Daniel Bedingfield. Den muss man nicht kennen. Sie auch nicht. Aus England kommt sie, war dort hiermit Nummer 1 und klingt ein bisschen Spice-Girls-ig. Ganz okay, das Lied, aber besser auch nicht. 3 von 10 Punkten.
8: Rosenstolz – “willkommen”
Die gehen mir ja mittlerweile gehörig auf den Sack, diese beiden mit ihren angerockten Schlagerliedern. Und natürlich wieder mit Konzert-kompatiblem “Und jetzt bitte alle mitsingen”-Refrain. Ich glaube, das, was für die jetzige Generation von Bausparern Pur ist, wird demnächst durch Rosenstolz abgelöst. Und die besonders “coolen” Bausparer hören bestimmt schon lang Rosenstolz. 1 von 10 Punkten.
2: Rammstein – “amerika”
Was ist bloß aus denen geworden? Die konnte man wirklich mal hören, als sie neu waren. Gleubt mir! Aber jetzt kommt erst ein peinlicher Song über Kannibalismus und dann dieses noch grottigere Stück “we’re all living in Amerika, Amerika ist wunderbar… Nach Afrika kommt Santa Klaus und vor Paris steht Micky Maus”. Kulturkritisch oder sogar politisch soll das womöglich sein und ihren Erfolg in den USA vielleicht noch ausbauen. Ich find’s einfach nur peinlich. 0 von 10 Punkten.