Der popkulturjunkie ist zurück aus einer kleinen Schreib-Unlust. Und präsentiert Euch die New Entries der deutschen Singlecharts vom 11. Oktober 2004:
100: Beverley Knight – “come as you are”
Mein erster Gedanke beim Lesen des Titels: Oh Nein. Da wird doch wohl nicht irgendeine englische Pseudo-Soul-Sängerin Nirvana gevoert haben? Ich hab mich dann doch herangetraut, den Song zu hören. Und glücklicherweise: er hat nichts mit Kurt Cobain zu tun, sondern ist einfach nur der Titelsong zur aktuellen “Popstars”-Staffel. Und den hatte ich ja auch schon diverse Male gehört, weil ich ja bekennender “Popstars”-Seher bin (Ich hoffe, ich verliere durch diese Äußerung keine Leser). Durchaus hörbar, das Ganze, nichts Spektakuläres, aber ein guter Popsong. 4 von 10 Punkten.
93: Münchener Freiheit – “geile zeit”
Huch! Zombies? Oder leben die wirklich noch? Anscheinend. Denn sonst gäbe es diese Platte wohl nicht. Aber warum müssen die sich bestimmt mittlerweile im Rentenalter befindlichen Herren ihren Song auch noch “geile zeit” nennen? Musikalisch ist das etwas für Wolfgang-Petry-und-Mathias-Reim-Hörer. Also definitiv nichts für mich! Und wenn man schon einen Song hören muss, der “geile zeit” heißt, sollte man besser zu Juli greifen. 1 von 10 Punkten.
92: Busted – “thunderbirds are go”
Die kleinen Pseudo-Punks der Boyband Busted durften also den Titelsong zum aller Voraussicht nach grauenvollen Kinofilm “Thunderbirds” singen. Da weiß man ja gar nicht, was schlimmer ist: der Film oder der Song. Den Film kenne ich nicht, das Liedchen jetzt leider schon. Uninspirierter Boyband-Pseudo-Punk halt. Also letztlich dann doch genau das, was man erwartet. Und Kids, die Busted vorher schon toll fanden, werden sich auch diese Single kaufen. 2 von 10 Punkten.
90: Meant 2 Be – “caramba!!”
Und was haben wir da Katastrophales? Ein verspäteter Sommerhit mit lächerlich deutschem Text (“mama caramba, beweg dein’ arsch, hör niemals auf…” Weitere Kommentare erspare ich mir lieber. 0 von 10 Punkten.
89: Mia. – “sonne”
Noch eine Single aus dem Mia.-Album. Nimmt wohl gar kein Ende mit dem Auskoppeln. Mit “sonne” hat es jetzt auch einen der eindeutig mittelmäßigen Songs der Platte getroffen. Schade, dass man alles auskoppeln muss, was nicht niet- und nagelfest ist. Aber runterschreiben will ich “sonne” jetzt auch nicht, denn das Stück ist sicher besser als 95 % der Singlecharts. Und das ist ja auch schon was… 5 von 10 Punkten.
83: Bonita – “big bad world”
Die Zweitplatzierte aus Stefan Raabs “SSDSGPS”-Wettbewerb durfte jetzt auch eine Platte aufnehmen. Besser als das Meiste aus anderen Casting-Shows, aber bei Weitem nicht so ein Hit wie das Ding von Max damals. Warum nimmt der eigentlich kein Album auf? Angst davor, ein One-Hit-Wonder zu sein? Zurück zu Bonita: “big bad world” ist ein stinknormales Popliedchen, das so vor sich hindudelt und schnell wieder vergessen ist. Wie Frau Bonita eben auch. 2 von 10 Punkten.
82: Shaznay Lewis – “never felt like this before”
Die Dame mit dem seltsamen Vornamen war einmal ein All Saint. Und strengt sich jetzt an, mehr Solo-Erfolg zu haben, als ihre beiden ehemaligen Mitstreiterinnen, die Appleton-Schwestern. Und diese Single ist ein schöner Start. Nichts Über-Besonderes, aber ein durchaus intelligent geschriebener, nicht zu eingängiger Popsong. Schön zu hören. 5 von 10 Punkten
80: Commander Tom – “attention”
Kirmes-Techno. Und irgendwie gab es das Stück doch schonmal. Eine kleine Recherche in der genialen Coverversionen-Datenbank www.coverinfo.de bringt’s an den Tag: Novy vs. Eniac – “superstar” (1997). Warum covern sich denn Kirmes-Techno-Leute jetzt schon gegenseitig? Fällt Commander Tom endgültig nichts mehr ein. Zugeben muss ich allerdings, dass ich das Stück mag. Wegen dem ohrwurmigen Gesangs-Sample, wegen dem treibenden Beat, obwohl es eben kein Original, sondern eine Coverversion ist. 5 von 10 Punkten.
57: Azad feat. Jonesmann – “kopf hoch”
Mein Freund aus der Pseudo-Gangsta-Szene schon wieder. Wie soll man denn dieses neueste Produkt schon wieder nennen? Pseudo-Melancholie-Hip-Hop? Auszug gefällig? “weiß das leben ist ne nutte und fickt gerne herzen”. Mir kommen Tränen bei diesen zu Herzen gehenden Zeilen. Tränen des Schmerzes. 0 von 10 Punkten.
54: Dido – “sand in my shoes”
Ich mochte Dido mal wirklich gern. Als ihr erstes Album erschien. Das wunderschön war. Das zweite leider nicht mehr so. Und auch diese weitere Auskopllung aus dem Werk nicht. Zu routiniert klingt das allmählich, zu wenig innovativ, zu runtergespult. 3 von 10 Punkten.
42: Hot Banditoz – “chucu chucu”
Hallo! Der Sommer ist Vorbei! Draußen friert es mittlerweile! Ihr braucht Euch also bis zum Juni 2005 bitte nicht mehr Hot Banditoz nennen und grauenvolle, auf CD gepresste Beleidigungen für intelligente Menschen mit dem Namen “chucu chucu” veröfentlichen! Verstanden? Danke! 0 von 10 Punkten.
39: Duran Duran – “(reach up for the) sunrise”
Auch wenn ich inzwischen weiß, dass das Comeback-Album von Duran Duran eine ziemliche Enttäuschung geworden ist: Diese erste Single ist und bleibt ein Hammer. Wie eine Zeitreise in die 80er. Eine sehr sehr angenehme Zeitreise. Hymnenhafter Gesang, eine tolle, glücklichmachende Melodie. Alles, was ein perfekter Popsong braucht. Und dafür gibt’s 9 von 10 Punkten.
36: Nightwish – “wish i had an angel”
Dass ange-gothic-te Bands mit Sängerinnen gerad ein sind, wissen wir ja bereits. Nightwish ist nun auch hoch in die Charts eingestiegen. Völlig zu Unrecht, wie ich meine. Denn dieser Song nervt von vorne bis hinten. Erst klingt es wie eine schlechte Oper, dann kommen die Metal-Gitarren, irgendwann auch noch ein bisschen Computer-Geklimper. Und ewig dieser angestrengte männliche Gesang und der überkandidelte weibliche Gesang. Da stimmt nicht viel bei diesem Stück. 1 von 10 Punkten.
34: Nelly Furtado – “explode”
Ich kann mit Nelly Furtado nichts anfangen. So sehr ich mich auch anstrenge. Ich mag ihre Musik nicht. Auch dieses “explode” nicht. Schon wieder klingt der Song für mich, als sei er von ihr völlig gelangweilt runtergesungen, auf dass er endlich vorbei sei. Auch der Rhythmus und die Melodie kicken mich überhaupt nicht. Verzeihung. 1 von 10 Punkten.
29: Good Charlotte – “predictable”
Eine dieser amerikanischen Punkbands mit vielen (minderjährigen) Fans in aller Welt. Der Song ist ganz okay, aber es gibt noch viel viel bessere Gitarrenmusik da draußen, Ihr Teenies. Ihr müsst sie nur entdecken! 4 von 10 Punkten.
19: DJ Ötzi – “känguru dance”
DJ Ötzi hat das gar nicht so unlustige Kinderlied “känguru dance” geklaut bzw. gecovert. Eigentlich schon Skandal genug. Aber dann musste er auch noch eine Mickey-Maus-Stimme mitsingen lassen. Mit anderen Worten: Kinder, hört lieber das Original und sch**t auf DJ Ötzi, den Musik-Ruinierer. 0 von 10 Punkten.
18: Sylver – “love is an angel”
Un-aufregender Großraumdisco-Techno. Zu klinisch, zu langweilig, zu un-melodisch. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. 2 von 10 Punkten.
16: R.E.M. – “leaving new york”
Defintiv eins der schönsten R.E.M.-Stücke der letzten Jahre. “leaving new york” hat alles, was man sich von einem Song der Band wünscht: eine Prise Melodie, eine traumhafte Melodie und den unverwechselbaren Gesang von Michael Stipe. Wenn nur das gesamte Album so gut wäre. Ist es aber nicht… Für “leaving new york” gibt’s aber voll verdiente 8 von 10 Punkten.
8: Silbermond – “symphonie”
Die Schreihhälse, die eine Radioquote für deutschsprachige Musik fordern, sollten sich mal die Charts ansehen: Bands wie Juli, Silbermond, Virginia Jetzt – die haben das alle auch ohne Radioquote geschafft. Gut, es gibt keinen Udo Lindenberg und keinen Heinz Rudolf Kunze in den Charts. Aber vielleicht liegt das ja auch einfach nur daran, dass die Herren schlechte Musik machen. Und auch dann nicht mehr Platten verkaufen würden, wenn sie im Radio gespielt werden (müssten). Aber zurück zu Silbermond: Die erste Single “durch die nacht” fand ich zugegebenermaßen richtig richtig gut. “symphonie” erreicht mich aber nichr richtig. Auch wenn ich weiß, dass andere Menschen mit sehr gutem Musikgeschmack das Stück sehr mögen, ich find’s zu künstlich, zu über-gefühlvoll. 4 von 10 Punkten.