Archive for December, 2004

SPIEGELblog. 2

Auf den ersten Blick erscheint ein solcher Satz aus dem heutigen “Spiegel” sehr spektakulär: “Popsänger Ronan Keating etwa schaffte den Charteinstieg auf Position 100 vergangene Woche mit nur 214 bundesweit verkauften Alben.

Allerdings bedarf es dazu einiger Erläuterungen, denn auch der “Spiegel” kann mal schlampig arbeiten. Ein Blick in die Charts genügt für diese Erkenntnis schon. Ein Album von Ronan Keating auf Platz 100? Gibt’s nicht. Das aktuelle Best-of-Album des Schwurbel-Schlager-Schleimers liegt derzeit auf Platz 35, befand sich auch in den Vorwochen nicht auf Rang 100. Die aktuelle Single “i hope you dance” dagegen liegt tatsächlich auf Rang 100, ist dort aber nicht etwa “eingestiegen”, sondern befindet sich seit 8 Wochen in den Charts. Nun könnte ich mich zu dem Satz hinreißen lassen, dass es ohnehin erstaunlich ist, dass Herrn Keatings Liedchen nach 8 Wochen noch 214 Stück verkauft, aber das tut hier nichts zur Sache.

Denn auch die Zahl von 214 ist nur theoretisch. Die Charts werden auch im Jahr 2004 selbstverständlich nicht durch eine Vollerhebung zusammengestellt, sondern durch Gewichtung der abgefragten, derzeit 2000 Händler.

Die Behauptung, ein Album würde kurz vor Weihnachten mit 214 Exemplaren in die Charts einsteigen, ist nicht nur sensationsgierig, sondern auch falsch. Fakt ist nämlich, dass sich der Album-Markt in Deutschland keineswegs mehr radikal nach unten bewegt. Im ersten Halbjahr 2004 (neuere Zahlen gibt’s noch nicht) wurden in Deutschland 55,1 Mio CDs verkauft – das sind ledglich 800.000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei den Musik-DVDs (die auch in die Album-Charts einberechnet werden) gab es sogar einen Zuwachs von 2,5 Mio. auf 4,0 Mio. Und vor Kurzem gab IFPI (das ist der Verband der Musikindustrie) -Chef Gerd Gebhardt sogar bekannt, dass das Weihnachtsgeschäft, das einen Großteil der jährlichen Umsätze generiert, über dem Vorjahr liegt.

Wirklich verloren wird dagegen bei den Single-Verkäufen. Im ersten Halbjahr 2004 wurden 9,8 Mio. Singles in Deutschland verkauft, im Vorjahreszeitraum waren es noch 12,9 Mio. Die Kids von heute geben eben nicht mehr 5 Euro für eine Maxi-CD aus, sondern lieber dasselbe Geld für Handy-Klingeltöne (an denen die Industrie ebenfalls mitverdient). Doch auch das ist ein alter Hut. 214 verkaufte Singles für einen Platz 100 sind also mittlerweile völlig normal und eigentlich keine Meldung wert. Und setzt man die Album- und Single-Verkäufe in ein ungefähres Verhältnis von 6 zu 1, würden also nicht 214 Exemplare für die Albumcharts reichen, sondern ca. 1200.

Letztlich also nur Sensations-Journalismus des “Spiegel” – leider auch mit falschen Behauptungen.

charlotte roche. 0

Das ist doch mal eine nette Meldung: Charlotte Roche tritt in TV-Streik.

Buch: “kinder, der tod ist gar nicht so schlimm!” 0

Lange Zugfahrten haben auch etwas Gutes: Viel Zeit zu lesen. Und so habe ich es endlich geschafft, Tim Renners Buch zu lesen. “kinder, der tod ist gar nicht so schlimm!” handelt vom Aufstieg und Fall der Musikindustrie. Erzählt von einem, der viele Jahre lang – zuletzt als Universal-Chef – selbst Teil dieser Industrie war. Aufgeteilt ist das Buch in zwei Teile: “Das Alte Testament” und “Das neue Testament”. Im “Alten testament” beschreibt Renner die Entstehung der Musikindustrie, die Anfänge und die Entwicklung zu unbeweglichen Konzernen, die schließlich Fehler machen. Viel zu viele Fehler. Beim Setzen auf kurzfristige Umsätze und vor allem im Zusammenhang mit neuen Technologien wie CD-Brennern oder mp3s. “Das neue Testament” handelt vom gegenwärtigen Stand in der Musikindustrie und zeigt, wie die Zukunft der Branche aussehen wird oder könnte.

Auf den 292 Seiten erfährt man sehr viel über Zusammenhänge und Geschichte der Musik- und am Rande auch der Medienbranche. Und am Ende begreift man immer mehr, dass der Tod tatsächlich gar nicht so schlimm ist. Denn hier stirbt nur eine überflüssige, fette Industrie, keinesfalls aber die Musik. Renners Fazit: “Die Musikfirma der Zukunft begreift sich als Management, Verlag und Label in einem – nicht nur als Plattenfirma. Sie sieht den Künstler als Miteigentümer, nicht als abhängigen Umsatzbeteiligten. Ihre eigenständige Identität ist ihr wichtig, Beliebigkeit geschäftsschädigend. Sie definiert sich durch Netzwerke und nicht durch große Systeme. Sie baut auf eigene Kommunikationskanäle, statt sich vorhandenen Anbietern und ihren Bedürfnissen unterzuordnen. Ihr Angebot dient ihren Kunden und deren Bedürfnissen, nicht der Verhinderung von Diebstahl.”

Die besten Bücher sind die, aus denen man viele Ideen ziehen kann, die Inspirationen liefern. “kinder, der tod ist gar nicht so schlimm!” ist so eins. Nicht nur Musiker, sondern alle Musikinterssierte sollte es lesen. 8 von 10 Punkten.

hal. 0

Und noch ein neues Album im Frühjahr: HAL (die irische Band mit dem wunderschönen “worry about the wind”) veröffentlicht im April ihr Debüt-Album. Vorher gibt’s am 24. Januar die zweite Single: “what a lovely dance”.

“popstars”. 6

Ich muss es einfach zugeben: “my sweetest poison”, die erste Single der neuen, noch zu findenden “Popstars“-Band klingt gut. Natürlich kommerziell bis zum Letzten, ein bisschen Gothicrock-mäßig, weil sich das ja momentan so gut verkauft… Aber trotzdem: ein gut komponierter Ohrwurm.

süßes verreisen. 0

In der Bahn gibt’s demnächst Pepsi statt Coke. Und vielleicht ja bald auch mal ein Snickers.

diverse interpreten. 0

Coldplay. Der Release-Termin für das neue Album steht fest. Der “a rush of blood to the head”-Nachfolger kommt im März. Und eine Tour gibt’s danach natürlich auch.

Idlewild. Die brillante schottische Band wird ebenfalls im März ein neues Album veröffentlichen. Am 7. März. Es heißt “warnings / promises”. Die erste Single “love steals us from loneliness” kommt bereits am 21. Februar.

Delays. Und noch ein neues Album. Das der Delays wird “action reaction” heißen und soll im April erscheinen. Die erste Single heißt “lost in a melody”.

Keane. Auch Keane arbeiten schon an einem Nachfolger von “hopes and fears”. Aufgenommen wird es über Weihnachten. Wann es erscheint und wie es heißt, steht noch nicht fest.

(Quelle jeweils: nme.com)

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Eine Glocke, ein Teddybär mit Geschenkkarton, ein Engel und eine dicke Nougatpraline hatte ich heute in meinen vier Türchen. Irgendwie ja schon etwas ent-romantisierend, wenn man mit so vielen Werbegeschenk-Adventskalendern überschüttet wird. Aber der von RTL – mit Frau Catterfeld in einer Winterlandschaft: herzallerliebst. Premiere hingegen hat sich wieder mal Gedanken gemacht: Man muss das Türchen, das man öffnen darf nämlich erst erraten. Auf den Türchen stehen keine Nummern, sondern Dinge wie “Staatsfeind Nr. …”, “… Uhr mittags” oder “The …th Sense”. Eine schöne Idee.

liste. 1

Der englische “Daily Telegraph” hat seine Musik-Kritiker eine Liste der besten Cover-Versionen aller Zeiten erstellen lassen. Hier ist die Top 20:

01 Jimi Hendrix Experience – “all along the watchtower” (Original: Bob Dylan)
02 Pet Shop Boys – “you were always on my mind” (Elvis Presley)
03 Sid Vicious – “my way” (Frank Sinatra)
04 Jeff Buckley – “hallelujah” (Leonard Cohen)
05 Aretha Franklin – “respect” (Otis Redding)
06 Soft Cell – “tainted love” (Gloria Jones)
07 The Byrds – “mr tambourine man” (Bob Dylan)
08 The Beatles – “twist and shout” (The Isley Brothers)
09 Scissor Sisters – “comfortably numb” (Pink Floyd)
10 Nina Simone – “mr bojangles” (Jerry Jeff Walker)
11 Roberta Flack – “will you still love me tomorrow?” (The Shirelles)
12 Johnny Cash – “one” (U2)
13 John Coltrane – “my favourite things” (Rodgers and Hammerstein)
14 Kate Bush – “rocket man” (Elton John)
15 The Flying Burrito Brothers – “wild horses” (The Rolling Stones)
16 Shinehead – “billie jean” (Michael Jackson)
17 Gary Jules – “mad world” (Tears For Fears)
18 Nouvelle Vague – “just can’t get enough” (Depeche Mode)
19 Cowboy Junkeis – “sweet jane” (Velvet Underground)
20 The Clash – “police and thieves” (Junior Murvin)

Die komplette Top 50 gibt’s bei XFM.

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