Die nächste Charts-Woche. Hier sind die New Entries der deutschen Singlecharts vom 13. Juni 2005:
90: Sonique – “why” / Video
Sonique hatte große Hits. “it feels so good” zum Beispiel. In letzter Zeit will es aber nicht mehr so richtig klappen mit den Plattenverkäufen. “why”, die neue Single klingt ziemlich anders, härter, etwas anspruchsvoller. Ein Elektro-Techno-House-Pop-Mix, der aber leider keine wirklich zündene Idee liefert und daher schnell wieder vergessen sein wird. 4 von 10 Punkten.
87: Cora – “so lang es geht” / Video nicht verfügbar
Endlich mal ein deutscher Schlager in den Charts. “so lang es geht” von einer Band namens Cora (waren schonmal in den Charts) klingt zu Beginn gar nicht nach deutschem Schlager, sondern nach irgendeinem Erasure-Plagiat. Als “es” dann aber anfängt zu singen, kommt einem schnell das Stunden zurückliegende Essen wieder hoch. Der Gesang ist völlig über-theatralisch, peinlich bis ins Letzte. Da versucht jemand, fehlendes Talent mit besonderer Betonung wettzumachen. Die Musik klingt wie gesagt etwas nach einem Erasure-Plagiat, außerdem nach einer schlechten Rosenstolz-Kopie und vor allem nach Schlager. Eine Katastrophe, dieses Machwerk. 0 von 10 Punkten.
84: The Chemical Brothers – “believe” / Video
Ich hatte anfänglich ein paar Probleme mit dem neuen Chemical-Brothers-Album. Nach und nach entdeckte ich aber den einen oder anderen guten Song darauf. “believe” gehört definitiv dazu – und das nicht nur, weil der Bloc-Party-Sänger Kele Okereke die Lyrics beisteuert. Der Song ist monoton, hart, bietet zwischendurch ein paar Sound-Gimmicks und entwickelt eine höllische Ohrwurm-Qualität. Ein großer Hit wie “galvanize” wird er nicht, gut ist er aber allemal. 7 von 10 Punkten.
83: Gift – “yummy yummy song” / Video nicht verfügbar
Und was haben wir da wieder für einen Schrott? Frank Farians neue Single. Er versucht musikalisch ein wenig, auf die Bollywood-Welle aufzuspringen, lässt ein paar Mädels “yummy yummy yummy” singen, einen wenig talentierten Rapper ein wenig reimen und fertig. Musik, die die Welt nciht braucht. 1 von 10 Punkten.
78: Kelly Osbourne – “one word” / Video
Was soll man davon halten? Kelly Osbourne will nicht mehr die Rock-Göhre sein, sondern macht jetzt auf Elektro-Pop (bzw. lässt Frau Perry auf Elektro-Pop machen). Eigentlich gar nicht so schlecht, das Liedchen. Wenn nicht diese mehr als zufällige Ähnlichkeit zu “fade to grey” da wäre. Man müsste mal die Original-Lyrics über die “neue” Musik drüberlegen – wahrscheinlich würde es perfekt passen. Dennoch: Im Vergleich zu so manchem Charts-Schrott durchaus hörbar. 5 von 10 Punkten.
77: Mellow Trax & Ferris MC – “die nacht der freaks” / Video
Techno-Produzenten und Rapper? Geht das denn zusammen? Wenig. Im Hintergrund dudelt eine poppige Elektro-Melodie, darüber rappt Ferris ohne dass es irgendwie zur Musik passen würde. Im Refrain kommt dann auch noch eine Gitarre aus dem Computer und der Rapper macht einen auf Falco. Muss nicht sein. 3 von 10 Punkten.
53: Natasha Bedingfield – “i bruise easily” / Video
Die dritte Single aus dem Top-20-Album “unwritten”. Eine Ballade, die mir zu sehr nach diesem einen langsamen Spice-Girls-Stück klingt, dessen Name mir gerade nicht einfällt. Oder war es ein Melanie-C-Stück? Ach egal… Für “i bruise easily” gibt’s 3 von 10 Punkten.
48: ATB – “believe in me” / Video
Herr Tanneberger hat seine besten Zeiten auch hinter sich. Für seine neue Single hat er in der Liste der meistbenutzten Songnamen aller Zeiten “believe in me” gefunden. Am Anfang gibt es eine U2-artige Gitarre, dann eine männliche (!) Stimme und insgesamt einen Popsong, der kaum noch an alte ATB-Pop-Trance-Zeiten erinnert. Dadurch aber auch sehr verwechselbar ist. 3 von 10 Punkten.
47: Valentine – “feel so bad” / Video
Das ist es also. Das 16-jährige Mädchen aus Berlin, das überlal gehypet wird. Ihre Ballade “feel so bad” klingt zu Beginn etwas Musical-mäßig, vielleicht auch eine Prise nach “Superstar”-Ballade von der Stange. Musikalisch ist sie aber durchaus gelungen, Valentines Stimme klingt nicht, als sei sie erst 16 Jahre alt. Ob man aus ihr nun so einen Riesenhype machen muss, sei dahingestellt. 4 von 10 Punkten.
45: Helena Paparizou – “my number one” / Video
Die Gewinnerin des Eurovision-Song-Contests. Ich kann eigentlich nur wiederholen, was ich damals “live” geschrieben habe: “Für mich ist es allerdings nur ein völig austauschbares Europop-Liedchen mit leichtem Ethno-Einschlag – das macht man ja in diesem Jahr so.” 2 von 10 Punkten.
44: Jennifer Lopez – “hold you down” / Video
Wer hat denn Frau Lopez eigentlich gesagt, dass sie unbedingt eine neue Platte aufnehmen müsse? Das muss doch wirklich nicht mehr sein, oder? “get right” nervte, “hold you down” schnulzt unerträglich vor sich hin, begleitet von den üblichen Raps – in diesem Fall von Fat Joe. Eine eingängige Melodie fehlt komplett und das ewige Geklingel lässt einen auf den Kalender schauen, ob den scho’ wieder Weihnachten is’. 1 von 10 Punkten.
33: Die Toten Hosen – “freunde” / Video
Ach Mensch. Immer wieder diese vielen Toten-Hosen-Singles. Immer wieder der gleiche Campino-Gesang. Ich mag nicht mehr. “freunde” ist purer Pop ohne Punk mit Stadio-kompatiblem “oh oh oh”-Refrain. 2 von 10 Punkten.
32: Daniel Powter – “bad day” / Video
Wieder so ein Sänger aus Nordamerika, der auf einmal da ist. So “auf einmal” dann aber doch nicht. In anderen europäischen Ländern ist er schon bekannt, Deutschland folgt nun. Sein “bad day” ist eingängiger netter Piano-Pop, der ein bisschen nach 70ern klingt. Ein bisschen überproudziert und zu sehr gewollt ist der Song aber. 5 von 10 Punkten.
30: Sven Schumacher – “aufstehn, aufeinander zugehn” / Video
Und dann die Ãœberraschung der Charts-Woche. Sven Schumacher, Sidekick aus der “Sarah Kuttner Show” singt ein Lied, dass er von der Konfirmation seiner Cousine kennt. Für die Single wurde dann etwas zu sehr produziert, etwas zu sehr geglättet. Ãœbrig geblieben ist aber ein lustiges Poprock-Kirchentags-Liedchen mit einer Portion Ironie. 5 von 10 Punkten.
18: Speedy feat. Lumidee – “sientelo” / Video
Nach “gasolina” nun “sientelo”. Mal sehen, was uns da in diesem Sommer noch beglückt. Herr Speedy (normalerweise Juan Antonio Ortiz Garcia) kommt aus Puerto Rico, klingt beim Singen allerdings extrem so, als würde er gerade auf dem Klo sitzen und Probleme beim Stughlang haben. Der Refrain wird von RnB-Sängerin Lumidee beigesteuert. Heraus kommt ein Song, der wenigstens kein mieser Ohrwurm wie “gasolina” ist, dadurch wenigstens nicht auf den Wecker geht, allerdings auch ins eine Ohr rein und aus dem anderen raus geht. 2 von 10 Punkten.
3: Backstreet Boys – “incomplete” / Video
Und dann noch das Comeback der Boyband. Mittlerweile ist sie eher eine Manband und klingt wie ein meiser Mix aus Boyband-Geträller und Bryan-Adams-Stadionrock-Hymne. Aber die Fans werden ja auch älter und so ist immerhin eine Nummer 3 dabei herausgekommen. 3 von 10 Punkten.
Die Top 5 vom 13. Juni 2005:
1 (1) Akon – “lonely”
2 (2) Banaroo – “dubi dam dam”
3 (-) Backstreet Boys – “incomplete”
4 (3) 2Pac – “ghetto gospel”
5 (4) Joana Zimmer – “i believeâ€
Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Funeral for a Friend – “streetcar”
– G.G. Anderson – “kali spera griechenland”
– Hubert KaH – “no rain”
– Karim Maataoui – “fate”
– Katie Melua – “blame it on the moon”
– The White Stripes – “blue orchid”