Ja, ich weiß. Diese ständigen Bahn-Meckereien nerven. Aber wenn sich dieses “Unternehmen” auch ständig neue Dinge einfallen lässt, um seinen Kunden den Tag zu versauen. Also: das heutige Drama in drei Akten.
Der erste Akt beginnt am Fahrkartenschalter in Düsseldorf. Mit einer Entscheidung, die Folgen haben sollte. Nem ich die Verbindung, die 2 Stunden 15 Minuten dauert, bei der ich aber zweimal umsteigen muss? Oder die, die 2 Stunden 50 Minuten dauert und bei der ich einmal umsteigen muss? Oder die, die 3 Stunden dauert, die mich aber direkt und komfortabel nach Heidelberg bringt. Da ich keinen Termin-Stress habe, beschließe ich, den Intercity zu nehmen. Der kostet 10 Euro weniger, fährt an der malerischen Strecke am Rhein entlang und ich brauche nicht umzusteigen. Außerdem fahre ich ja an einem stinknormalen, verkehrsarmen Samstgnachmittag. Da wird ja nichts passieren. Denkste. Der erste Akt schließt mit einer Durchsage kurz vor Köln: “Wegen einem Oberleitungsschaden ist die Strecke zwischen Köln und Bonn komplett gesperrt. Unser Zug wird daher umgeleitet und die folgenden Ziele etwa 20 Minuten später erreichen.”
Zweiter Akt: ich bleibe ruhig, entspannt. Vielleicht holt der Zug ja ein paar Minuten wieder auf, außerdem habe ich 40 Gigabyte Musik dabei, die “Süddeutsche” und die neue “spex”. Was soll’s also, ruhig bleiben. Der Schaffner, der einer älteren Dame erklärt, der Zug würde auf jeden Flal noch etwa 10 Minuten aufholen können, freut mich. In irgendeinem dieser langgezogenen Orte am Rhein dann der nächste Schreck: Der Zug bleibt stehen, macht keine Anstalten weiterzufahren. Die nächste Durchsage: “Wegen einer Triebwagenstörung verzögert sich die Weiterfahrt noch um wenige Minuten.” Aus den wenigen Minuten werden 20. Und der zweite Akt geht zu Ende.
Dritter Akt: Immer noch bin ich ruhig, denke mir, schwelge in meiner Musiksammlung, lese Zeitung und mache mir keinen Stress. Das Wochenende dauert schließlich noch lang. Der Zug hat inzwischen 39 Minuten Verspätung, als wir in Mainz eintreffen, de erste Bundesliga-Halbzeit werde ich vor dem heimischen Fernseher wohl verpassen, aber egal, gegen Eintracht Frankfurt wird ohnehin nichts anbrennen. Dann: der Moment, der mich doch noch in Rage bringt, mich nur noch mit Kopfschütteln zurücklässt und endgültig an der Zukunftsfähigkeit dieser Firma zweifeln lässt. Durchsage: “Wegen der Verspätung unseres Zuges halten wir heute nicht in Heidelberg. Reisende mit dem Ziel Heidelberg steigen bitte in Mannheim aus und nehmen die S-Bahn.” What the fuck? Wo gibt’s denn sowas? Hat schonmal jemdna in einem Restaurant ein Menü bestellt, es irgendwann bekommen, um ein paar Minuten später das Getränk wieder weggenommen zu bekommen mit dem Satz: “Entschuldigung, aber trinken müssen Sie heute woanders.”? Unfassbar. Warum kann sich die Bahn sowas ständig erlauben? Warum fährt überhaupt noch irgendjemand mit dieser Mistfirma (mich eingeschlossen)? Die S-Bahn kam schließlich 56 Minuten nach meinem eigentlichen Ankunftszeitpunkt an, ich musste mir noch ein Taxi nehmen, da die Straßenbahn gerade weg war und ich keine Lust hatte, weitere 18 Minuten zu warten.
Schön, dass man an einem solchen Tag dann auch noch seine Bahn-Comfort-Karte im Briefkasten hat. An einem Tag, an dem das Wort “Comfort” nur noch wie ein ganz ganz schlechter Witz klingt. Es bleibt das Glücksgefühl, demnächst meinen Bahnkonsum um etwa 90 % runterfahren zu können. Und dann können die Deppen endlich machen, was sie wollen. Ohne mich.
(Dieser Beitrag erschien parallel im Motzblog.)