Scheint, als sollte man heute mal “Johannes B. Kerner” einschalten.
Nachtrag, 23.45 Uhr: Nein, es war (wie meistens) ein Fehler, “Johannes B. Kerner” einzuschalten. Ein Moderator, der der Sache nicht gewachsen war, ein Comedian zum Fremdschämen und eine Verschwörungstheoretikerin, die in ihrer eigenen Welt lebt. Gruselig.
In dieser neuen Rubrik werde ich ein paar Sätze über Filme schreiben, die zwar mal im Kino liefen, die ich aber erst später über Pay-TV / Free-TV / Festplattenrecorder / DVD gesehen habe. Immer wenn fünf Filme auf diese Art und Weise zusammengekommen sind, gibt’s einen neuen Eintrag. Hier also die ersten fünf Filme (In Klammern nicht das Produktionsjahr, sondern das Jahr, in dem der Film in deutschen Kinos angelaufen ist):
Ein kleiner Film über fünf Schauspielerinnen, die sich bei einem Casting kennenlernen und anschließend gemeinsam ein Wochenende durchzechen. Dabei tauchen natürlich ein paar Probleme, Verwicklungen und Dramas auf. Insgesamt so lala, solide Leistungen der Schauspielerinnen – wahrscheinlich eher ein Film, der Frauen berührt. 5 von 10 Punkten.
Dominik Grafs Film erzählt die Geschichte von ein paar jungen Menschen in den 60er Jahren der DDR. Sie hören gern westliche Musik und sorgen auch sonst dafür, dass sich die Stasi für sie interessiert. In der ersten Hälfte kommt der Film nicht so recht ins Rollen, man versteht nicht, was er vom Zuschauer will. Später wird’s dramatischer und damit auch interessanter. In den Hauptrollen mit ordentlicher Leistung: Max Riemelt und Jessica Schwarz. 6 von 10 Punkten.
Brad Pitt und Angelina Jolie spielen zwei verheiratete Profikiller, die nichts davon wissen, dass der jeweils andere auch ein Killer ist. Irgendwann finden sie es heraus, wollen sich erst umbringen, finden dann aber wieder Gefallen an sich. “Mr. & Mrs. Smith” ist in keiner einzigen Szene überraschend, sondern immer vorhersehbar und mit platten Dialogen ausgestattet. Ein sehr sehr mittelmäßiger Film. 5 von 10 Punkten.
Ein sehr bildgewaltiger Franzosen-Thriller mit Jean Reno. Erst geht es um einen Serienkiller, dann um eine Verschwörung und dann doch eher um Drogen- und Menschenhandel. Die verworrene und krude Story macht aus der sehr gelungenen Optik leider einen eher mittelmäßigen Film. Schade drum. 6 von 10 Punkten.
Popcornkino von Wes Craven. Ein Attentäter zwingt eine Hotelchefin in einem Flugzeug, einen bestimmten Gast per Telefon in ein anderes Zimmer zu lotsen, damit seine Kollegen ihn dort umbringen können. “Red Eye” lebt von der Spannung, die zwischenzeitlich durchaus da ist. Wer allerdings gute Darsteller oder eine Geschichte erwartet, die nicht vorhersehbar ist, sollte einen Bogen um diesen Film machen. 5 von 10 Punkten.
– Ein Song aus dem “Control”-Soundtrack, der auch im Abspann läuft und mich wieder ein wenig mit den Killers versöhnt hat: Ihr Cover des Joy-Division-Songs “shadowplay”. (via “stereogum.com“)
– “CSI: NY” spielt demnächst in “Second Life”. Ich finde die Grundidee der Episode gar nicht so schlecht, aber sie kann natürlich trotzdem vollkommen nach hinten losgehen, wenn man dem älteren Publikum womöglich mit einfachen Darstellungen das netz und Second Life erklären will.
– Interessant: Die US-Medienforscher von Compete haben mal geschaut, wie es mit den erfolgreichsten Websites des Jahres 2001 heute so aussieht.
– Mario: Wenn Du das Teil schon bestellt hast – dann wäre das hier doch sicher auch was für Dich, oder?
– Farin Urlaub veröffentlicht ein Buch: ein Reisebuch über seine sechsmonatige Reise in Indien und Bhutan. Und der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” hat er ein Interview gegeben (leider nur für Abonnenten online).
Musikvideo des Tages:
Sehr neu, sehr ungewöhnlich, sehr gut. Bloc Party mit “flux” bei “Late Night with Conan O’Brien”: (via “nonstop“)
Trailer des Tages:
Zwei der größten Schauspieler, die wir haben in einer Two-man-Show: Jack Nicholson und Morgan Freeman. “The Bucket List” sieht nach großen Gefühlen aus:
Musikvideo des Tages:
The Wombats mit “let’s dance to joy division”:
Trailer des Tages:
Welchen Film ich ja sehr herbeisehen ist Michel Gondrys sehr wahrscheinliches neues Meisterwerk “Be kind rewind”. Schaut Euch den Trailer an: Kann dieser Film schlecht werden? Nicht wirklich, oder?
– Interessante Liste: Der amerikanische Festplattenrecorder-Gigant Tivo hat eine Top Ten seiner Season-Pass-Abozahlen veröffentlicht, also der beliebtesten Serien, von denen die Tivo-Nutzer sich jede Folge aufzeichnen lassen. Angeführt wird die Liste von “Grey’s Anatomy”, “Desperate Housewives”, “House”, “Lost” und “CSI”, höchste Einsteiger unter den gerade neu gestarteten Serien sind “Private Practice” auf 18, “Bionic Woman” auf 43 und “Journeyman” auf 54. (indirekt via “Mediaweek“)
– Wen es interessiert: “Idolator” hat den neuen Britney-Spears-Clip im Netz schon drei Tage vor der eigentlichen Weltpremiere bei MTV aufgetrieben. Zu sehen hier.
Musikvideo des Tages:
Ich trau mich ja beinahe gar nicht, es zu sagen, aber die neue Single von Bruce Springsteen ist die beste, die er seit… ähm…. seiner Geburt.. gemacht hat. Ich konnte mit dem alten Sack ja nie etwas anfangen, aber “radio nowhere” klingt irgendwie ziemlich cool. Beinahe etwas nach Eddie Vedder. Bloß der Saxophon-Part im letzten Drittel nervt etwas.
Trailer des Tages;:
Yippieeeh! Der erste Trailer zum “Futurama”-Direct-to-DVD-Film “Bender’s Big Score” ist da:(via “Blog Peter-Noster“)
– Die “Lost”-Autoren und -Produzenten wissen bereits, wie die Serie 2010 zu Ende gehen wird.
– In den USA sind die teuersten Werbespots die in “Grey’s Anatomy”. 419.000 kosten ein 30 Sekunden langer Spot in der Serie, auf den weiteren Plätzen folgen “Sunday Night Football”, “Die Simpsons”, “Heroes” und “Desperate Housewives”. (via “TV Squad“)
– Noch mehr “Wall-E”. Inzwischen ist auch eine kleine Tradeshow-Präsentation aufgetaucht. Zu sehen u.a. hier. (indirekt via “/Film“)
– Großartige Idee: Nach dem “Tribute to OK Computer” feiert “steregoum.com” nun den 15. Geburtstag des R.E.M.-Albums “Automatic for the People” mit “Drive XV – A Tribute to Automatic for the People“. Es besteht aus Coverversionen aller Tracks der Platte, darunter tolle Bands wie die Shout Out Louds (mit “Man on the Moon”), die Figurines, The Veils und die Meat Puppets. Und das Tollste: Der Download ist kostenlos.
– Mike Skinner (The Streets) covert Elton Johns “your song”. Und überraschenderweise ist das Ergebnis sehr charmant. Zu hören auf der Streets-Myspace-Seite. (via “stereogum.com“)
– Morrissey plant ein neues Album, das 2008 erscheinen soll.
– “The Queen”-Regisseur dreht eine Art zweiten Teil. Der beschäftigt sichallerdings vor allem mit Tony Blair und wie er den US-Machtwechsel von Clinton zu Bush erlebt hat. Wird garantiert wieder sehr sehenswert.
– “Wallace & Gromit” kehren zurück ins Fernsehen. Ein neuer 30-Minüter soll in der zweiten Jahreshälfte 2008 bei der BBC zu sehen sein.
Musikvideo des Tages:
Der Clip zur neuen, eher mittelmäßigen Download-only-Single von Oasis, “lord, don’t slow me down”:
Trailer des Tages:
Ich tippe mal, dass “Wall-E” der perfekte Film für Nerds mit Hang zu Niedlichem wird. Aber sicher auch der perfekte Film für alle anderen:
– Noch mehr Radiohead: “In Rainbows” wird nach dem Download am 10. Oktober und der Discbox im Dezember auch als normale CD im Laden erscheinen: 2008. Wahrscheinlich bei EMI. Und: Journalisten bekommen kein Vorab-Rezensions-Exemplar, sondern müssen wie alle anderen bis zum 10. Oktober warten. Der “NME” nachdem die offizielle Tracklist ja nun feststeht in seinem Blog nochmal diejenigen Songs als Live-Video zusammengestellt, die Radiohead bereits live gespielt haben. Und das sind nahezu alle.
– Noch extremer gehen die Charlatans vor: Ihr kommendes Album wird es komplett kostenlos als Download auf ihrer eigenen Website und der des Radiosenders XFM geben. Sänger Tim Burgess: “We want ‘the people’ to own the music and we want the artist i.e. us, to own the copyright. Why let a record company get in the way of the people getting the music?” Und manager Alan McGee: “The band will get paid more by more people coming to the gigs, buying merchandise, publishing and synch fees. I believe it’s the future business model.”
– BBC Worldwide kauft die Reiseführer-Firma lonely planet.
– Wenn eine Fernsehserie abgesetzt wird, sind die Fans meist enttäuscht, weil sie nie erfahren werden, wie sie weiter oder zu Ende gegangen wäre. Nicht so im Fall von “Traveler”, einer spannenden, aber leider sehr kurzlebigen Verschwörungs-Thriller-Serie, die im Mai gestartet ist und im Juli schon am Ende war. David DiGilio verrät in seinem Blog nämlich in aller Ausführlichkeit, wie “Traveler” weiter gegangen wäre. Extrem lobenswert. (via “Pop Candy“)
– Alptraum: Francis Ford Coppola wurde ein Notebook mit 15 Jahren Leben und Schreiben geklaut.
Trailer des Tages:
Ob das Hollywood-Remake von “Funny Games” an das genial grausame Original heranreicht? Immerhin stammen beide Filme von Michael Haneke, eine Katastrophe wird also nicht dabei herauskommen. Hier der Trailer:
– Laut offizieller Website wird das neue Radiohead-Album “In Rainbows” heißen, bereits am 10. Oktober als Download erscheinen, gefolgt von einer “Discbox” mit CDs, Vinyl und massenhaft anderem Zeug im Dezember. Den Preis für den Download sollen die Fans jeweils selbst bestimmen, die Discbox kostet 40 britische Pfund. Eine Plattenfirma steckt natürlich nicht hinter diesem leicht revolutionären Plan – die Band veröffentlicht “In Rainbows” selbst.
Auf kaum einen Film habe ich mich in den vergangenen Monaten und Jahren so gefreut wie auf “Control“. Weil ich die Musik von Joy Division liebe, schon immer einen Hang zu toten Rockstars hatte und eine Verfilmung des Lebens von Ian Curtis unter der Regie von Anton Corbijn eigentlich gar nicht schief gehen konnte. Um es vorwegzunehmen: Es ist auch nicht schief gegangen. Aber der Reihe nach…
“Control” erzählt wie erwähnt die Geschichte von Ian Curtis, Frontmann der legendären Band Joy Division, bekannt für Klassiker wie “transmission”, “she’s lost control”, “atmosphere” und “love will tear us apart”. Curtis gründete 1976 mit Bernard Summer, Peter Hook und Stephen Morris die Band, die nur zwei offizielle Alben veröffentlichen konnte, bevor Curtis sich im Mai 1980 das Leben nahm. “Control” basiert auf der Biographie der Curtis-Ehefrau Debbie. Regisseur Corbijn ließ sich aber schriftlich von ihr fixieren, dass er einen Film über Ian und nicht über Debbie drehen wird. Herausgekommen ist ein Film, der auf absolut perfekte Art und Weise in das Manchester der späten 70er Jahre eintaucht. Selten habe ich mich bereits nach wenigen Minuten eines Films so in eine Zeit zurückversetzt gefühlt. Die Schwarzweißoptik, die Corbijn nutzt, dazu zahlreiche exzellent ausgewählte Locations, der Blick für Details, die Optik des Films überzeugt absolut. Wenn man dann beispielsweise noch erfährt, dass das Curtis-Haus im Film das Originalhaus ist, in dem sich Ian Curtis erhängt hat, wird die Sache noch intensiver.
Natürlich bestand die Gefahr, dass “Control” ein Film für Musiknerds wird, der dem Rest der Menschheit nichts geben kann. Meiner Meinung nach ist er genau das aber nicht geworden. “Control” erzählt viel mehr die Geschichte eines Mannes zwischen zwei Frauen, der in einer Band spielt und an Epilepsie leidet. All das ist zu viel für den sensiblen Mann und so endet alles tragisch. Natürlich spielt die Muik eine wichtige Rolle, aber ich glaube, auch Menschen, die mit dem Namen Joy Division nicht viel anfangen können, werden “Control” groß finden können. Neben Corbijns Leistung sticht auch die der Schauspieler heraus. Allen voran muss natürlich Sam Riley genannt werden, der bis “Control” kaum in Erscheinung getreten ist, Ian Curtis aber nicht nur darstellt, sondern lebt. Auch die beiden Frauen, Samantha Morton und Alexandra Maria Lara spielen sehr gut.
Und dann ist da natürlich die Musik. Die große große Musik. Viel Joy Division, ein bisschen David Bowie, ein Instrumental der Joy-Division-Nachfolge-Band New Order und einiges mehr veredeln den Soundtrack des Films. Unglaublich ist, dass die vier Band-Darsteller vor dem Casting keine bzw. rudimentäre Ahnung davon hatten, wie ein Musikinstrument gespielt werden muss, während des Lernens für den Film aber so viel Ehrgeiz entwickelten, dass sie die meisten der im Film vorkommenen Joy-Division-Songs dann letztlich neu aufgenommen haben. Absolut genial, wie nahe sie den Originalen kommen, insbesondere Sam Riley. Die Musik wird auch sehr passend eingesetzt. Wenn ich beispielsweise an die Szene zurückdenke, an der “love will tear us apart” einsetzt, bekomme ich immer noch Gänsehaut.
Mit anderen Worten: “Control” ist ein absolut grandioser Film, der eine Pflichtveranstaltung für pophistorisch interessierte Menschen, aber auch für alle anderen Freunde guten Kinos ist. Schade nur, dass ihr bis zum Januar warten müsst, um den Film zu sehen. Dann erst wird er nämlich regulär in Deutschland anlaufen. Den Soundtrack gibt’s immerhin bereits jetzt. Für den Film gibt’s von mir 9 von 10 Punkten.