…und dann saß ich zusammen mit diesem in Militärklamotten gekleideten Mann aus Zimbabwe mitten im afrikanischen Busch auf einem Elefanten und ritt davon… Aber der Reihe nach…
Tag 10: Addo
Für den ersten kompletten Tag in der Addo-Region hatten wir den Besuch eines Game Reserves, also eines Wild-Reservates, eingeplant. Der Addo National Park ist so groß, dass man Tiere wie Löwen oder Nashörner nur extrem selten zu Gesicht bekommt. Die Game Reserves sind deutlich kleiner, aber trotzdem kein bisschen zu vergleichen mit einem Zoo. Zwar leben die Tiere durch einen Zaun von der Außenwelt getrennt, doch innerhalb des Reserves können sie sich frei bewegen. Zudem werden sie nicht gefüttert. Löwen leben von erlegten Antilopen oder anderen Opfern, Nashörner fressen Weiden leer, usw. Frei bewegen kann man sich in solchen Reserves natürlich nicht, niemand will schließlich das nächste Mittagessen der Löwen werden. Man fährt also mit ca. 5-10 Personen in einer Art Safari-Jeep durch die Gegend und immer wenn es neue Tiere zu sehen gibt, wird angehalten, der Guide erklärt und man kann Fotos schießen.
Das Schotia Game Reserve, in dem wir waren, kann ich dabei sehr empfehlen. Unser Guide Etienne war etwas jünger, hat nette Scherze gemacht und war wie auch wir vor allem von den Löwen begeistert. Es ist schon ein ziemlich irres Gefühl, wenn man mit dem Jeep eine Piste den Hügel hinauf fährt und nach einer scharfen Kurve auf einmal eine Löwen-Familie aus zwei Männchen, einem Weibchen und drei jüngeren Tieren am Wegesrand rumliegt. Andächtige Ruhe, unterbrochen nur von Fotografiergeräuschen und das irreale Wissen, nur ca. 5 Meter entfernt von diesen Tieren zu sein, die jederzeit aufspringen und töten könnten. Tun sie aber nicht, denn laut Etienne nehmen sie das Fahrzeug nur als Fahrzeug wahr, die Menschen darin sehen sie nicht. Ein Aussteigen würde aber den fast sicheren Tod bedeuten, denn an Menschen sind sie im Gegensatz zu den Fahrzeugen nicht gewöhnt.
Die Löwen sind nicht die einzigen Tiere, die wir in Schotia sehen. Elegante Giraffen, jede Menge Antilopen, Schildkröten, Zebras, Gnus, zwei Nashörner, ein Krokodil, überall Warzenschweine und die Ohren eines Hippos (der Rest wollte nicht aus dem Wasser kommen). Der Tag fiel insgesamt ganz klar in die Kategorie Erlebnisse, wie man sie nicht oft in seinem Leben hat.
Tag 11: Addo
Nach den vielen Tieren sollte es mit noch mehr Tieren weiter gehen. Peter, Guide der Hitgeheim Lodge, in der wir nächtigten, fuhr mit uns in den Addo Nationalpark. Bekannt ist der Park vor allem für seine Elefanten – und so freuten wir uns natürlich vor allem darauf, diese Giganten zu sehen. Zunächst ließen sie aber auf sich warten. Peter fuhr mit uns herum, erklärte uns die Natur, wie begegneten Schildkröten, Zebras, Antilopen, zwei stattlichen Büffeln und schließlich auch den ersten Elefanten. Kurze Zeit später ging es dann aber richtig los. Wir kamen an ein Wasserloch und sahen ca. 50 Elefanten, die tranken, badeten, ruhten, spielten – in allen erdenklichen Größen, vom vor wenigen Tagen geborenen Mini-Elefant bis zum ausgewachsenen Riesen. Grandios, diesen Tieren zuzuschauen – und traurig, wenn man bedenkt, dass sie früher in ihren großen Herden ganz frei in der Region umher zogen.
Teil 2 des Tages führte uns dann mitten ins Nirgendwo. Wir hatten die “Elephant Back Safari” gebucht und wurden von unseren Fahrer erstmal 60 Minuten über Schotterpisten historische Bergpässe hinauf auf ein Bergplateau gefahren – zum Betreiber der Safaris. Wie der Name schon sagt, reitet man dort auf Elefanten – und zwar nicht so wie in irgendwelchen Zoos mit ein paar Leuten auf wackelnden Sitzen, sondern allein mit dem Experten auf dem puren Rücken des Tieres. Der Tipp, sich lange Hosen anzuziehen, war dabei der goldene Hinweis, denn die Haut der Elefanten gleicht sehr rauhem Sandpapier.
Wie der Elefant hieß, auf dem ich ritt – und wie mein mit mit auf dem Tier sitzender Guide hieß, hab ich leider schon in der ersten Aufregung wieder vergessen. Doch ich fühlte mich auf dem ca. 60 Minuten langen (!) Ritt in jeder Sekunde sicher – obwohl nur durch Festhalten an einem ebenfalls nicht gesicherten Mann gesichert. Mein Guide kam wie eingangs erwähnt aus Zimbabwe, kannte wie so ziemlich jeder Südafrikaner, mit dem ich über Fußball gesprochen habe, natürlich Bayern Munich, war selbst aber Chelsea-Fan – die Leute hier unten sind ganz verrückt nach englischem Fußball. Nach dem Ritt fütterten wir unsere Elefanten noch mit der bloßen Hand und verabschiedeten sie schließlich in den Busch, wo sie für den Rest des Tages ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgingen: fressen. Ohne Ãœbertreibung: eine weitere Once-in-a-Lifetime-Experience.
Tag 12: Addo – Wilderness
Nach unseren drei Tagen in der Addo-Region geht es nun also langsam zurück nach Kapstadt. Zunächst auf dem selben Weg, auf dem wir gekommen waren – an der Küste entlang. Für die Ãœbernachtung suchten wir uns aber einen Ort aus, in dem wir auf der Hinfahrt wegen meines kleinen Ãœbelkeits-Zwischenfalls nur kurz gehalten hatten: Wilderness. Es ist ein relativ kleines Dort, das unglaublich schön an einer kleinen Bucht liegt und daher in den vergangenen Jahren viele Leute angelockt hat, die kleine Bed & Breakfasts eröffnet haben, Restaurants oder die einfach nur das Leben genießen. Das taten wir auch – zunächst auf einem langen Strandspaziergang, danach bei einem exzellenten Abendessen im Restaurant “Two Girls”, das u.a. grandiose Currys zubereitet. Geschlafen wurde im “Whales Way”-Bed & Breakfast, das hiermit uneingeschränkt empfohlen sei.
Tag 13: Wilderness – Montagu
Um Abwechslung in die Rückfahrt nach Kapstadt zu bringen, fuhren wir den zweiten Teil der Strecke nicht an der Küste entlang, sondern auf der “Route 62”, die oftmals mit der amerikanischen “Route 66” verglichen wird. Sie führt durch die Halbwüstenregion “Little Karoo”, durch wie immer grandiose Bergpanoramen. Bevor wir bei Outshoorn auf die Route 62 einbogen, stand aber noch das Highlight des Tages auf dem Programm: die Cango Caves. Dabei handelt es sich um eines der schönsten Tropfsteinhöhlensysteme der Welt. Die größte der Höhlen war 20 Meter hoch, 150 Meter lang und 60 Meter breit und bestand aus wirklich unglaublichen Formationen von Tropfsteinen. Der Abstecher lohnte sich also definitiv.
Den Rest der Strecke fuhren wir dann aber zügig durch. Viel zu sehen gab es außer der schönen Landschaft nicht, die Orte waren zu klein und verschlafen, um anzuhalten. Ähnliches gilt auch für Montagu, doch dort mussten wir anhalten, denn wir hatten hier unsere Nachtunterkunft gebucht. Ein Bed & Breakfast namens “Airlies”, betrieben von einem älteren Ehepar und vier (sehr freundlichen und verschmusten) Hunden. Auch hier eine Empfehlung von mir!
Tag 14: Montagu – Stellenbosch
Für die beiden nächsten Tage hatten wir einen Besuch in der berühmten Weinregion um Stellenbosch, Franschhoek und Paarl geplant. Der Weg von Montagu war nicht mehr weit und so waren wir schon in der Mittagszeit bereit für die erste Weinprobe. Wir wählten eines der größeren Weingüter, Boschendal. Ich durfte aus der recht langen Weinliste des Gutes fünf ankreuzen (die Liebste fährt ja das Auto und darf daher nur ein bisschen nippen) und bekam dann fünf Gläser mit den Weinen gebracht. So nett das Ambiente bei Boschendal auch ist, aber der Wein hat mich nicht wirklich überzeugt. Einzig der Shiraz und ein Chenin Blanc trafen halbwegs meinen Geschmack.
Das zweite Weingut, das wir besuchten, Cabrière, war etwas spezieller. Betrieben vom deutschstämmigen und offenbar etwas selbstverliebten Achim von Arnim, der nebenbei auch noch Bilder malt und Bücher veröffentlicht, gibt es hier vor allem Champagner, der nicht Champagner heißen darf, weil er ja aus Südafrika stammt und nicht aus Frankreich. Probiert (bzw. genippt, siehe oben) haben wir natürlich auch, doch am überzeugendsten war das Restaurant des Weingutes, das zu einem der besten 100 in Südafrika zählen soll. Exzellentes Essen (ich hatte Ente) zu wie immer in Südafrika unglaublich günstigen Preisen.
Schließlich ging es zu unserer Unterkunft für die beiden Weinland-Nächte, dem kleinen Weingut Lovane bei Stellenbosch, das auch einige Gästeräume mitbetreibt. Sehr modern, da erst im vergangenen Jahr eröffnet, toll eingerichtet und mit einem Blick auf Weinfelder und Berge. Eine der schönsten Unterkünfte auf unserer Tour! Abends ging es noch nach Stellenbosch hinein und hier (endlich mal wieder) in eine Pizzeria. Zu sehr hatte ich angesichts der vielen einheimischen Restaurants eine gute Pizza vermisst. Die Pizzeria, die einer unserer beiden Reiseführer empfohlen hatte, hieß Cal’Cacchio, die Pizza schmeckte der Liebsten allerdings deutlich besser als mir. Meine bekommt von mir auf meiner international anerkannten Skala für Salami-Pizza nur 5,5 Punkte. Salami war zu langweilig und fettig, die Pizza selbst war ebenfalls zu fettig. Der Boden allerdings war recht gut.
Tag 15: Stellenbosch
Gleich nach dem Frühstück ging es zum nächsten Weingut. Wir sind schließlich nicht zum Spaß hier, sondern zum Weintesten. Das erste Weingut des Tages, Blaauwklippen, war für meinen Geschmack ein Jackpot, denn mir schmeckten fast alle fünf Testweine sehr gut. Besonders toll fand ich den Zinfandel und den Sauvignon Blanc. So toll, dass ich auch gleich ein Fläschchen für zuhause mitnahm. Auch Weingut 2, Zevenwacht, gehört zu den größeren, überzeugte mich aber nicht so sehr. Immerhin gab es hier aber auch etwas mehr für die Liebste zu tun, denn neben der Weinprobe gab es auch eine Käseprobe.
Mittags fuhren wir zu einem etwas abseits gelegenen Weingut, dessen Gebäude mit toller, sehr moderner Architektur glänzen und das ein kleines edles Restaurant mit Wahnsinnsblick bis hin zum Tafelberg bietet: Tokara. Mein Straußenfilet war gut, das Minzschoko-Eis ebenfalls und der Wein sowieso. Letzter Anlaufpunkt für heute: Neil Ellis Wines, das für seine Weißweine gerühmt wird. Mir haben sie aber alle maximal mittelmäßig geschmeckt, vielleicht lag es aber auch daran, dass ich inzwischen zu viel Wein für heute getestet hatte und allmählich alle gleich schmeckten.
Zum Abschluss probierten wir auch noch den Wein von unserem Übernachtungsweingut Lovane und kauften auch hier ein paar Fläschchen, denn der Wein war wirklich gut. Das Weingut selbst existiert erst seit ein paar Jahren, der Winzer ist hauptberuflich Klempner und das Weingut dient nebenbei wie gesagt auch noch als Hotel. Sehr charmant und sympathisch hier.