popkulturjunkie on tour: the notwist in düsseldorf. 7
Dass ausgerechnet The Notwist mich dazu inspirieren, mal wieder einen Eintrag in dieses gute, alte Blog zu schreiben… Die Band begleitet mich seit vielen Jahren, ungefähr seit dem 1998er-Album “Shrink” und als eine meiner absoluten Lieblingsbands mindestens seit dem 2002er-Meisterwerk “Neon Golden”. Mit “Neon Golden” werde ich immer auch meine Heidelberger Zeit verbinden, da ich das Album damals rauf und runter gehört habe und die Band auch irgendwo im Rhein-Neckar-Delta live gesehen habe – wie im Ãœbrigen auch Martin Gretschmann aka Console.
Als ich erfuhr, dass The Notwist das charmante New-Fall-Festival in der Düsseldorfer Tonhalle eröffnen würden, zögerte ich nicht, mir ein Ticket zu kaufen. Und was ich für mein Geld bekam, war nichts anderes als eins der musikalisch besten Konzerte meines Lebens. Und das sage ich in einer Zeit, in der mich längst nicht mehr jede tolle Band so euphorisch werden lässt wie einst.
Das was das Notwist-Konzert so grandios gemacht hat, ist diese unglaubliche musikalische Qualität der Band. Ich glaube, die einzigen Künstler, die live einen so talentierten, intelligenten Eindruck auf mich gemacht haben, waren Radiohead. Die Songs sind live noch um ein Vielfaches komplexer als die Studio-Aufnahmen – und dennoch passt alles zusammen, jeder Sample, jeder Ton, jedes Detail.
Es macht einfach unheimlichen Spaß, die je nach Song sechs bis neun Musiker auf der Bühne zu beobachten. Sei es der unscheinbare Drummer Andi Haberl, der bei manchem Song zum absoluten Tier wird – oder Martin Gretschmann, der seine Musik teilweise mit zwei Wii-Remotes in den Händen steuert. Und dazu die immer so melancholisch-zerbrechlich wirkende Stimme von Markus Acher. Mir fällt keine andere Band ein, die so viele Stilrichtungen, so viele Ideen in ihre Songs packt. Elektro-Elemente, Pop-Melodien, Jazz-Fragmente und selbst Krautrock-Töne. Und auch wenn einige der legendären Songs wie “Pick up the Phone”, “Pilot” oder “Consequence” vom “Neon Golden”-Album nun schon zehn Jahre alt sind – live wirken sie wie Musik, die nicht moderner sein könnte, die nicht besser in eine Zeit passen könnte, in der Eindrücke, Bilder und Töne in einem Tempo auf uns nieder prasseln wie in keiner Zeit zuvor.
Und dann die Tonhalle. Eine Halle, in der vornehmlich klassische Konzerte stattfinden, nicht nur architektonisch ein Glanzpunkt der Stadt. Das Notwist-Konzert war das erste Rock-Konzert, dass ich hier miterlebt habe – und in mir kamen schon nach wenigen Minuten Gedanken auf, wie “Warum kann nicht jede Konzerthalle einen solchen Klang haben?” oder “Kann ich jetzt überhaupt noch in diese Mehrzweck-Schuppen gehen, in denen der Sound für DSDS-Gewinner vielleicht ausreicht, nicht aber für komplexe Bands wie The Notwist?”.
Ich könnte noch so viele schreiben, aber ich lass es. The Notwist live. Auch 2012 ein Ereignis.