Ein aufregender Tag in der Redaktion ist zu Ende. Ich bin nur bedingt klüger als heute morgen um 11.45 Uhr, als die zweite Schock-Pressemitteilung innerhalb einer Woche aus dem Hause ProSiebenSAT.1 in meine mailbox flog. Nach dem Hoffmann-Ende nun also das Schmidt-Ende. Ich bin immer noch fassungslos. Die Lebensplanung von einer Million Deutschen ist nun über den Haufen geworfen worden. Was tun um 23.15 Uhr? Wird es im Herbst 2004 einen Babyboom geben? Meine Recherchen und Telefongespräche des Tages führten zu abstrusesten Gerüchten. “Ich habe gehört, er wechselt zur ARD.” “Der geht doch zu RTL – da laufen doch schon Gespräche.” Über eins waren sich aber alle Leute, mit denen ich sprach einig: eine lange Pause wird Schmidt nicht einlegen. Schließlich hat er auch eine Firma von 100 Leuten. Und die alle auf die Straße setzen? Schmidt selbst wollte sich heute außerhalb der dünnen Sätze der Pressemitteilung nicht mehr äußern. Und auch bei seiner Firma Bonito gab es anscheinend einen selbst auferlegten Maulkorb. Niemand zu erreichen. Blöd, dass dort heute auch noch ziemlich viel gearbeitet werden muss. Nach der Aufzeichnung der heutigen Show, die um 23.15 Uhr sicher Rekordquoten holen wird, steht auch noch die Aufzeichnung der zweiten “20 Jahre SAT.1”-Show an, die im Januar gesendet wird. Was also nun tun? Die letzten Shows des Jahres auf Video aufnehmen, um sie 2004 immer mal wieder zu sehen und sich an die alten Zeiten zu erinnern? Aber vielleicht wird ja doch noch alles gut und wir sehen ihn bald bei einem anderen Sender wieder. Bis dahin noch das, was ich heute bei kress zusammenfassend zu diesem Thema geschrieben habe. Ist ja eigentlich paid content, aber für popkulturjunkie-Leser gibt’s heute mal eine Ausnahme:

Unglaublich
ist das, was von ProSiebenSAT.1 am Montag um 11.45 Uhr per Pressemitteilung in die Welt hinausgeschickt wurde: “Die Harald Schmidt Show” wird 2004 nicht fortgesetzt. Schmidt wolle eine Kreativpause einlegen. Sein Vertrag mit SAT.1 läuft bis zum 31. Dezember 2003, in den vergangenen Tagen führte Schmidt Gespräche mit ProSiebenSAT.1-Chef Urs Rohner über eine Verlängerung des Vertrags. “Nach acht Jahren, in denen ich ununterbrochen mit der ‘Harald Schmidt Show’ auf Sendung war, ist es für mich Zeit für eine Bildschirmpause”, wird Schmidt in der Pressemitteilung zitiert. Laut ProSiebenSAT.1 habe dieser Entschluss aber nichts mit der Ablösung von Martin Hoffmann als SAT.1-Geschäftsführer zu tun. Dass genau diese Ablösung aber doch eine Rolle in Schmidts Entscheidung gespielt haben dürfte, lässt sich an wenigen Fingern abzählen. Schließlich nutzte Schmidt seine Show sogar dazu, dem Publikum mitzuteilen, dass er mit Martin Hoffmann befreundet sei. Wer weiß, ob Schmidt nicht schon weitergehende Pläne ausgeheckt hat und 2004 zu einem anderen Sender wechselt. Schließlich kann auch eine Produktionsfirma wie Bonito mit etwa 100 Mitarbeitern nicht dadurch finanziert werden, dass man ein paar Folgen “Was guckst Du?!” im Jahr herstellt. Schmidt selbst wollte am Montag keine weiteren Stellungnahmen, die über die Pressemitteilung hinausreichen, abgeben. Schmidts Entscheidung muss sehr spontan gefallen sein, bei der Aufzeichnung zur ersten “20 Jahre SAT.1”-Show am vergangenen Dienstag hatte er sich noch einem Lügendetektortest von Margarethe Schreinemakers gestellt und die Frage, ob er seine Show noch bis zum Rentenalter machen wolle, wahrheitsgemäß mit “Ja” beantwortet. Aus Schmidts Umfeld ist zu hören, dass sich die Verhandlungen mit Rohner schwierig gestaltet haben und Schmidt spätestens nach dem Abgang von Martin Hoffmann nicht mehr bereit war, einen neuen Vertrag mit SAT.1 zu unterschreiben. Die Streitpunkte sollen nicht nur finanzieller, sondern auch inhaltlicher Natur gewesen sein.(js) +++

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