charts-kritik: 25. mai 2007.
Es folgt die wöchentliche Kurzkritik der Neueinsteiger in die deutschen Singlecharts. Diesmal überraschenderweise mit keiner Vollkatastrophe – dafür aber mit einem (auch für mich) überraschenden Favoriten, der 8 von 10 Punkten abgestaubt hat. Hier sind sie, die zehn New Entries vom 25. Mai 2007:99: The Ark – “the worrying kind”
Nur Platz 99 für den schwedischen Eurovision-Song-Contest-Beitrag. Das hätte sich die Plattenfirma sicher auch anders vorgestellt. Ich habe ja schon beim Eurovision-Live-Blogeintrag meinen Unmut über den Song geäußert. The Ark hatten mal einen großartigen Song im Repertoire. “calleth you, cometh i” hieß der – und war ein Knaller (http://youtube.com/watch?v=37Zd6pU3Mw0). “the worrying kind” klingt zwar in der Studio-Version besser als live beim Song Contest, dennoch bleibt er ein Versuch, T-Rex und Abba zu verbinden. Ein Versuch mit bitterem Beigeschmack. 3 von 10 Punkten.
89: Kim Frank – “zwei sommer”
Zweite Single des Kim-Frank-Comebacks. Und wieder schöner Breitband-Pop mit viel Pathos und Melodie. Zwar nerven ProSiebens “Topmodels” im Clip ein wenig, weil sie auch völlig deplatziert sind, aber der Song ist nett. Echt. 7 von 10 Punkten.
85: Lexy & K-Paul – “wide road”
Die nächste Charts-Single der Technolektro-Trance-Veteranen. Die zwölfte mittlerweile. Und eine gute. Auch wenn ich dem ganzen elektronischen Genre nicht mehr so verbunden bin, wie ich es mal war, dieser Track hat was. Er klingt absolut cool, baut eine irgendwie bedrohliche, latent agrressive Stimmung auf und passt dennoch perfekt zur Jahreszeit, die nun ansteht. Dazu der beschwörende Gesang, am Ende sogar mit ein paar deutschen Worten. Man stellt sich eine kilometerweite freie Fläche vor, dazu diesen Song in voller Lautstärke. Genial. 8 von 10 Punkten.
77: Amy Winehouse – “you know i’m no good”
Ich kann ja mit Blogger-Liebling Amy Winehouse nicht so viel anfangen. Ohne Zweifel: Sie hat viel Ausstrahlung und macht sicher auch coole Musik. Aber definitiv nicht meine Musik. Soul-Jazz mit rauchig-knarzender Stimme. Wer’s mag, meinetwegen. 5 von 10 Punkten.
76: Booty Luv – “boogie 2nite”
Aus der rauchigen Bar in die Großraumdisco. Zu Booty Luv. In England bereits auf 3 der Charts, startet das Projekt jetzt auch in Deutschland durch – vorerst aber nur im hinteren Viertel der Charts. Die House-Soul-Pop-Nummer ist eine Coverversion, dessen Original von Tweet mir aber nicht wirklich bekannt ist. “boogie 2nite” ist okay, nur etwas peinlich oder trashig. Solide Dancemusik für den Samstagabend im Großraum. 4 von 10 Punkten.
62: Lovex – “anyone, anymore”
Nochmal “Eurovision Song Contest”. Aber nur fast. Die finnische Band Lovex wurde beim Vorentscheid nur Zweiter. In Deutschland gab es schon vor diesem Song einen Top-20-Hit. Musikalisch wird mittelmäßiger Euro-Emo im Stile von Him oder The Rasmus geboten. Nichts Besonderes also. 4 von 10 Punkten.
52: Muhabbet – “schau hin”
Muhabbet hatte in den vergangenen beiden Jahren schon ein paar Hits. Er nennt seine Musik RnBesk, ein Mix aus den Genres “RnB” und “Arabesk”. Das hört sich dann an, als wäre Xavier Naidoo Türke. Gerade die arabisch-türkischen Einflüsse machen das aber durchaus hörbar. Sie geben dem ansonsten eventuell langweilig vor sich hin drömelnden Stück die Prise Originalität, die es als Ohrwurm in den Kopf pflanzt. Der Sommer kann kommen. 6 von 10 Punkten.
45: Gym Class Heroes – “cupid’s chokehold”
Ein US-Top-5-Hit, der mit riesiger Verspätung nun auch nach Deutschland kommt. Die Gym Class Heroes machen ausgeruhten Hip Hop, “cupid’s chokehold” ist dabei eigentlich ein Remake des Supertramp-Klassikers “breakfast in america” – was man übrigens schon nach einer Sekunde merkt. Sie ruinieren das Original allerdings nicht, sondern frischen es mit einigen netten Ideen auf, ohne großartig zu nerven. Meine Musik ist es aber trotzdem nicht wirklich. 5 von 10 Punkten.
11: Maroon 5 – “makes me wonder”
Jetzt klingen Maroon 5 endgültig wie die Jackson Five. Oder die Bee Gees. Und damit ekelhaft klebrig. Ich hab die Band noch nie gemocht, aber dieser Disco-Soul-Schmonz setzt wirklich allem bisherigen die Krone auf. Kleine Mädchen in Vorstadt-Tanztempeln werden’s mögen. Aber mir sollte man mit dieser Musik lieber fern bleiben. 2 von 10 Punkten.
01: Mark Medlock – “now or never”
Da ist er, der “Superstar”-Gewinner. Mit seinem ersten – und womöglich auch letzten – Nummer-1-Hit. Ich hab’ noch seine Worte im Ohr, er würde sich nie verändern – trotz der jetzt anstehenden Karriere, er würde sich nicht verbiegen lassen, immer bleiben, wie er ist. Und dann kommt er raus und singt eine Bohlen-08/15-Schnulze, die seine Stimme komplett unterfordert und die kein bisschen zu ihm passt. “now or never” ist kein grausamer Schrott, es ist ein halbwegs gefälliges harmloses Liedchen, wie es schon tausende Male da war – auch von Alexander Klaws. Aber ich hatte von Medlock einen etwas anderen Weg erwartet als diesen. Ich sollte auch aufhören, mir in Verbindung mit Castingshows Illusionen zu machen. 4 von 10 Punkten.
Die Top Ten vom 25. Mai 2007:
01 (—) Mark Medlock – “now or never”
02 (01) DJ Ötzi & Nik P. – “ein stern (der…)”
03 (02) Nelly Furtado – “say it right”
04 (03) Beyoncé & Shakira – “beautiful liar”
05 (05) Timbaland/Nelly Furtado & Justin Timberlake – “give it …”
06 (09) Pink – “dear mr. president”
07 (06) Ville Valo & Natalia Avelon – “summer wine”
08 (07) Mika – “grace kelly”
09 (04) Linkin Park – “what i’ve done”
10 (08) Avril Lavigne – “girlfriend”
Ebenfalls erschienen, aber gefloppt:
– Nichts aufregendes diesmal
Vorschau:
In der nächsten Woche lesen Sie in der Charts-Kritik aller Voraussicht nach Beiträge zu den neuen Singles von Sandra, Nevio, LaFee und The Fray. Wenn die Verkaufszahlen keinen Strich durch die Rechnung machen.
Dieses Mal kommen wir nicht wirklich ins Geschäft: Auf Maroon 5 lasse ich nichts kommen. Super Song. Super Album.
Da hatte aber jemand gute Laune =)
Sieht aus, als war das mal eine richtig positive Charts-Woche: Keine einzige echte Katastrophe, keinn eziges Mal 0 Punkte. Aber das wird sich nächste Woche sicherlich ändern, bei dem, was uns da bevorsteht…
davon geh ich auch aus ;-)
Also La Fee und Nevio machen mir Angst. Sandra nicht so wirklich – aber vielleicht hat die Zeit da schon alle Wunden geheilt. Hat die vielleicht auch wieder die schönen Sechseck-Digi-Drums am Start?
Wenn ich Lexy und K Paul höre, muss ich immer noch an einen den Auftritt beim ECS Vorentscheid 2004 denken. auf der Bühne, Stuckrad-Barre, Lexy und K Paul als Groupies im Publikum.
Die vom NDR herausgearbeiteten Bilder sind wunderbar geeignet für Arbeit im Bereich der Drogenprävention, gleichzeitig aber auch Grund für meine seitdem andauernde mentale Blockade.
Es gibt sogar drei Eurovisionsact in den Charts: Dieses BootyLoveDings war auch in der englischen Vorentscheidung – zumindest die weiblichen Sängerinnen als Teil der BigBrovas!
BTW: Deine Chartsquelle schreibt jede Woche den Beyonce/Shakira-Track falsch. “Beautiful Liar” heißt der.
der fehler lag wohl eher bei mir. einmal falsch abgetippt und danach den fehler immer weiter ge”copy & paste”t. danke für den hinweis.
Oha.
Eine Freundin gab mir The Ark. Ich tat mir den Eurovision Song Contest nicht an, aber nun weiß ich ja, woher sie die kennt.
Ich kenne auch sonst nichts von The Ark, aber “Hey, Modern Days” finde ich sehr klasse.
Netter Ohrwurm bei mir.
Mark Medlock vertut sein Talent damit genauso, wie Barbara bei Germany’s Next Topmodel.
So ist das nun mal. Selbst schuld, würd ich da mal sagen.
Blauäugig, wer glaubt, so TATSÄCHLICH seine große Kariere starten zu können. Besser gesagt eine, die länger als ein Jahr hält.