Also. Der Donnerstag. Nach einer fünfstündigen Autofahrt zurück nach Heidelberg und einer halben Stunde Schlaf bin ich nach Mannheim gefahren. Melissa Auf der Maur in der Alten Feuerwache. Darf man sich schließlich nicht entgehen lassen, wenn solch fabelhafte Musiker in der Gegend sind. Auch wenn ich wieder allein fahren musste, weil Freunde nicht zu überzeugen waren.
Die Alte Feuerwache war leider nur mittelmäßig besucht, keinesfalls voll. Von wegen Mannheim sei “die heimliche Hauptstadt des Pop”, wie es in der blöden aktuellen Mannheim-Anzeige heißt. Selten genug, dass es ein lohnenswertes Konzert in der Stadt gibt – und dann kommt kaum jemand. Los ging der Abend mit einer Band, de mir zuvor völlig unbekannt war: den Living Things aus St. Louis. Das Debüt-Album der Band wird, wie ich inzwischen weiß, von Steve Albini (Nirvana, Breeders, PJ Harvey) produziert. Eine Band auf dem Weg nach oben also. Musikalisch sind die Living Things in der Schublade Punk-Rock angesiedelt. Vier dürre Typen mit schwazen Lederjacken – der Sänger erinnert etwas an die Ramones. Und auch die Musik geht in die Richtung. Das Konzert war laut und richtig gut. Am Ende wurde übrigens noch ein Foto von George W. Bush verbrannt. Die Living Things waren eine absolut positive Überraschung, nach der mir die Gedanken in den Kopf sprangen: “Wow. Frau Auf der Maur wird es schwer haben, sich nicht von der Vorband an die Wand spielen zu lassen”. Aber es gab keinen Grund für diese Angst.
Nach einer viel zu langen Umbaupause erklangen dann endlich vertraute Klänge aus den Boxen: “Auf der Mauer, auf der Lauer, sitzt ‘ne kleine Wanze…”. Seit Melissa Auf der Maur erfahren hat, dass es im deutschsprachigen Raum ein Kinderlied gibt, das mit ihrem Namen zu tun hat, setzt sie es als Intro ihrer Konzerte hierzulande ein. Durchaus lustig. Anschließend betrat die Band die Bühne und von Sekunde 1 an war klar, warum die Band Auf der Maur heißt. Melissa hat eine unheimlich große Bühnenpräsenz. Sie ist selbstbewusst, unheimlich sympathisch, vollkommen enrgiegeladen und sooo charmant – Sex pur. Los ging’s mit “lightning is my girl”, einem meiner drei Lieblingssongs des Albums “auf der maur“. Das Set bestand aus dem kompletten Album und vier oder fünf weiteren Songs. Heimlicher Höhepunkt der Konzerts war das perfekt vorgetragene langsame “overpower thee”, aber auch die beiden Singles “real a lie” und “followed the waves” (incl. des Wolf-artigen Heulens zu Beginn des Songs) waren großartig. Die Zugabe bestand aus zwei Non-Album-Songs, beim letzten stand Melissa allein mit ihrem Bass auf der Bühne. Als ich das Album damals bekam, fand ich es nicht durchgehend brillant. Die etwas uncoole Mischung aus Post-Grunge, Rock und Metal-Elementen plätscherte ab der Mitte des Albums etwas dahin. Aber live überzeugte Melissa Auf der Maur mich komplett. Ein absolut lohnenswertes Konzert-Ereignis – nicht nur für Männer ;-)
Leave a Reply