popkulturjunkie in südafrika. tag 4. 0

Tag 4 stellte uns im Vorhinein vor die Wahl: Entweder mit der Seilbahn auf den Tafelberg und anschließend in den angeblich so berühmten Kirstenbosch National Botanical Garden – oder aber schon die für Tag 5 geplante Kap-Tour machen. Nachdem der Blick ins Internet nach dem Aufstehen zeigte, dass auch heute wie an den vergangenen Tagen die Fahrt zum Tafelberg nicht möglich war, weil es zu windig und wolkig war, blieb also Variante 2. Und so ging es nach dem Frühstück zum Kap der guten Hoffnung.

Schon die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis – zumindest, wenn man den Weg gegen den Uhrzeigersinn nimmt, also erst die Straßen entlang der Westküste. Eine diese Straßen ist nämlich der Chapman’s Peak Drive, eine der berühmtesten Bergstraßen der Welt mit bewegter Vergangenheit. Es ist hier in der Gegend auch die einzige Straße, für die man eine Gebühr zahlen muss, doch diese Gebühr lohnt sich definitiv. Grandiose Ausblicke auf Meer, Buchten, Berge, Strände, Wellen, Felsen, eine großartige Streckenführung, wirklich toll. Auf der ebenfalls tollen Strecke zwischen Scarborough und Kommetije mussten wir dann halten, weil extrem viele Polizeiautos die Strecke versperrten. Wir fragten uns, ob es einen Unfall gab oder Polizeikontrollen, doch ein paar Kilometer weiter wurde das Rätsel gelöst: Dreharbeiten für einen Sportwagen-Werbespot. Man kann sich auch in der Tat kaum eine bessere Kulisse für einen solchen Spot vorstellen.

Am Cape-of-Good-Hope-Nationalpark angekommen nahmen wir erstmal den direkten Weg zu Cape Point, der höchsten Erhebung und dem besten Aussichtspunkt samt Leuchtturm. Wahnsinnswind, Wahnsinnsausblick und dabei die Gedanken, dass nach diesem Punkt Richtung Süden nichts mehr kommt, außer der Antarktis. Ein Ende der Welt also. Das Kap der guten Hoffnung selbst ist etwas tiefer gelegen, lockt aber natürlich ebenfalls alle Touristen an – schon allein wegen des Fotomotivs mit dem Cape-of-good-Hope-Schild. Auf dem Rückweg bogen wir ab und zu nach rechts und links ab und hatten schließlich doch noch Glück, ein paar Baboons (Paviane) zu sehen, die hier so bekannt und berüchtigt sind. Ãœberall wird man gewarnt, Autofenster zu schließen und sogar die Knöpfe des Autos runterzudrücken, weil die Affen mittlerweile sogar gelernt hätten, Autotüren zu öffnen. Die, die wir gesehen haben, saßen aber recht friedlich am Straßenrand, guckten die doofen Autofahrer an und zogen mit ihrem Nachwuchs durch die Gegend.

Außerhalb des Nationalparks gibt es zudem die Cape Point Ostrich Farm, eine nicht zu touristische Straußenfarm. Niemand darf hier tierquälerisch auf den Straußen reiten und die Farm ist noch eine echte Straußenzuchtfarm und kein Freizeitpark mit Vogelabteilung. Ein deutscher Student (Chris aus Hamburg), der nach seiner Zwischenprüfung ein halbes Jahr aus der Zivilisation aussteigen wollte (und wo kann man besser aussteigen als an diesem grandiosen Ort?) führte uns über die Farm, erklärte uns die Straußen (werden bis zu 65 Jahre alt, bleiben ihrem Partner ihr Leben lang treu, legen einen Monat lang ca. 12 Eier, bevor sie anfangen, sie auszubrüten), zeigte uns die frisch geschlüpften Küken und ein paar Wochen alte Minis und erzählte uns von Schutzmaßnahmen gegen die Baboons. Die klauen nämlich gern mal ein Straußenei, bringen ein Küken um, etc. Nicht, weil sie Hunger haben, sondern weil sie offenbar eine kriminelle Hooligan-Ader in sich haben.

Auf dem Weg nach Kapstadt zurück hielten wir natürlich kurz vor Simon’s Town auch noch an der bekannten Kolonie der afrikanischen Pinguine. Leider waren aber nur ca. 100-200 der angeblich 3000 Tiere zu sehen, weil sie wohl gerade in der Federverlier-Phase steckten, dabei frieren und sich deswegen lieber vom Wind geschützt in den Büschen verstecken. Gegessen haben wir schließlich in Kalk Bay – im “Brass Bell”, wo es direkt am Meer solides Pub-Food gibt. Oder anders formuliert: Am Ende des Tages fuhren wir in den bekannten Fischerort Kalk Bay, um Schweine-Ribs und Chicken-Schnitzel zu essen.

popkulturjunkie in südafrika: die medien (1), tageszeitungen. 0

Als kleine Einschübe präsentiere ich zwischen meinen Tagesberichten mal ein paar Beobachtungen zu den Medien in Südafrika. Ich bin schließlich Medienjunkie, vergewissere mich in Hotels meist zuerst, welche TV-Sender es gibt und decke mich täglich mit zahlreichen Tageszeitungen des jeweiligen Landes ein (sofern ich die Sprache des Landes spreche) und weiß natürlich auch, welches die populärsten Websites des Landes sind.

Beginnen wir heute mit den Zeitungen. Hier in Südafrika gibt es eine blühende Zeitungslandschaft, in wie fern das Wort Zeitungskrise hier schon eine Bedeutung hat, weiß ich nicht. Die meisten Zeitungen, die ich bisher gelesen habe, waren aber zumindest noch voll mit Anzeigen. In Kapstadt besonders verbreitet sind das überregionale Boulevardblatt “Daily Sun”, sowie vor allem die Regionalzeitungen “Cape Times” (erscheint morgens) und “Cape Argus” (erscheint nachmittags), die beide zum irischen Konzern Independent News & Media gehören, der z.B auch den englischen “Independent” herausbringt. Ebenfalls bei INM erscheint die neben der “Daily Sun” größte Zeitung des Landes “The Star”, die vor allem in Johannesburg gelesen wird. Hier ein paar Gedanken zu den Zeitungen:

“Daily Sun”: Eine Boulevardzeitung, die vor allem von den Schwarzen gelesen wird. Schlimmer als “Bild”, denn Politik fand in den beiden Ausgaben, die ich gelesen habe, überhaupt nicht statt. Stattdessen: Sex (23-Jährige zeigt Männern auf offener Straße gegen 20 Rand ihre “Most Private Parts” und wird dafür von 45-jähriger Mama verhauen), Crime (die “Daily Sun” zeigt auch gern mal Leichen), Sport (vor allem Fußball) und ein bisschen Klatsch. Für diese Mischung zahlt man aber auch nur 2 Rand, also umgerechnet ca. 18 Cent.

“The Star”: auf Seite 1 ebenfalls recht boulardesk, aber im Gegensatz zur “Daily Sun” im normalen Zeitungsformat erscheinend und durchaus längere Artikel enthaltend. Als zweites Buch enthält das Blatt wie seine Schwesterzeitung “Cape Times” den “Business Report” mit einer umfangreichen Wirtschafts- und Finanzberichterstattung und Börsenkursen. Zudem gibt es eine offenbar tägliche Beilage mit Kultur- und Ausgehtipps namens “Tonight”. Die “The Star”-Leser sind ebenfalls mehrheitlich schwarz. Herausgegeben wird “The Star” vom Medienkonzern Naspers, bzw. seinem Print-Arm Media 24.

“Cape Times”: Deutlich seriöser als Schwesterblatt “The Star”. Enthält auch den “Business Report”, im ersten Buch aber vor allem Themen aus der Politik und nahezu keine bunten Themen. Scheint ein eher konservatives Blatt zu sein. Interessant fand ich einen Artikel darüber, dass in Südafrika wohl gerade diskutiert wird, ob die Fernsehgebühren durch ein Steuermodell ersetzt werden sollen, weil viel zu wenige Leute ihre Gebühren (ca. 20 Euro pro Jahr) zahlen. Die “Cape Times” wird vor allem von Weißen gelesen.

“Cape Argus”: Wird vor allem von den Coloureds (so werden hellhäutigere Afrikaner (Khoisan), Nachfahren der Sklaven aus dem damaligen niederländischen Ostindien und alle Menschen mit gemischten Vorfahren genannt) und Weißen gelesen. Sieht deutlich populärer aus als die etwas dröge “Cape Times”, ist dabei aber nicht so boulevardesk wie “Daily Sun” und “The Star”. Deutlich weniger Wirtschaftsberichterstattung, dafür gibt’s aber eine Kulturseite namens “Life”.

Insgesamt sind die vier Zeitungen, die ich bisher gelesen habe, deutlich dünner als deutsche oder englische Blätter. Sie bestehen im Normalfall nur aus zwei Büchern, selbst die Sportteile sind in diesem recht sportverrückten Land überraschend dünn.

popkulturjunkie in südafrika. tag 3. 0

Nach den gestrigen Fortbewegungsmitteln Bus und Boot folgte heute das Auto. Darin erkundeten wir nämlich etwas die Stadt. Zunächst führte uns der Weg zum Two Oceans Aquarium. “Two Oceans” deswegen, weil an der südlichen Küste von Südafrika Atlantik und indischer Ozean zusammenfließen. Da ich gern solche Aquarien besuche und mir die Meeresbewohner anschaue, wollte ich mir auch das in Kapstadt anschauen. Ich hätte es lassen sollen, denn richtig gut ist es nicht. Viele Fische sind in viel zu kleine Aquarien eingesperrt, richtig viel zu sehen gibt es auch nicht. Wenn man schonmal ein halbwegs gutes Aquarium besucht hat, kann man sich das Two Oceans Aquarium also sparen. Kleiner Gimmick am Rande: Im Aquarium gab es einen Bildschirm mit Selbstauslöser für kostenlose Fotos, die man sich im Internet anschauen kann. Ich konnte natürlich nicht widerstehen

Danach ging es in den recht netten, entspannten und leicht alternativen Stadtteil Observatory, in dem viele Studenten leben, und dort auf die Lower Main Street. Es gab etwas zu essen (leckere Meatballs mit Spaghetti in einem kleinen Café/Restaurant, dessen Namen ich mir leider nicht gemerkt habe). Anschließend fuhren wir in eine Art Parallelwelt, das Canal-Walk-Einkaufszentrum. Hunderte Shops, Fast-Food-Restaurants, Kinos, etc. in einer Pompösität, wie ich sie selbst in Deutschland noch nirgends gesehen habe. Anschließend fuhren wir dann noch einen Teil der Bustour von gestern mit dem Auto nach, weil man sich an der Gegend um den Tafelberg und an der Küste entlang einfach nicht satt sehen kann. Im Schicki-Vorort Camps Bay haben wir keinen Parkplatz gefunden (was letztlich nicht so schlimm war), sodass wir zum Abendessen wieder in Kapstadt landeten.

Wir entschieden uns für die Bar/Kneipe Mama Africa auf der Long Street, die fast ausschließlich von Touristen besucht wird, aber durchaus seinen Charme hat. Wegen fehlender Reservierung blieb uns nur ein Platz an der Bar, die die Form einer viele Meter langen Schlange hat. Ebenfalls nett: Ein riesiger Kronleuchter aus Cola-Flaschen und die afrikanische Livemusik, die es wohl an jedem Abend gibt. Das Essen ist günstig, das Bier gut – ein netter Abschluss des dritten Kapstadt-Tages.

Ich habe noch gar nichts zu unserem Hotel geschrieben: Wir schlafen im Protea Hotel Fire & Ice, einem relativ hippen, aber bezahlbaren Hotel, nicht weit entfernt von der Long Street. Zimmer sind okay, Betten komfortabel, Frühstück ist gut und es gibt kostenloses Internet. Doof ist bloß, dass man sich dafür ständig neue Zugangsdaten an der Rezeption holen muss, weil ein Passwort nur 35 MB lang hält. Hallo? 35 MB? Im Jahr 2009? Fotos werde ich daher auch erst dann nachliefern, wenn wir Kapstadt verlassen und auf unserer Tour hoffentlich mehr Internet-Freiraum haben. Aber egal, ich kann das Protea Hotel Fire & Ice auf jeden Fall empfehlen.

Und sonst? Leide ich als Eincreme-Legastheniker seit gestern an gemeinem rechtsseitigem Hals-Sonnenbrand.

popkulturjunkie in südafrika. tag 2. 0

Der zweite Tag in Kapstadt. Ein Tag ohne viel Rumlaufen, dafür mit viel Rumfahren. Nach elf Stunden Schlaf (ich war nach 90 Minuten Mailand vs. Madrid im Fernsehen und 90 Minuten Bayern vs. Bordeaux am kicker.de-Ticker sofort eingeschlafen) ging es erstmal Frühstück im Supermarkt besorgen und dann in die Innenstadt, von wo aus wir unsere Bus-Hop-on-hop-off-Tour starten wollten. Los ging es an Ulrich Naumanns Buchhandlung, in der es deutsche Bücher und Zeitschriften zu kaufen gibt. Praktischerweise auch die “Süddeutsche” und die “F.A.Z.” – und zwar die aktuellen Ausgaben vom selben Tag. Geschafft wird das, indem es nicht die Originalausgabe gibt, sondern eine auf kleinerem Format ausgedruckte. Eine Firma namens “Newspaper Direct” sorgt für diesen praktischen Service. Eine “Süddeutsche” kostet dafür aber auch ca. 4-5 Euro.

Zum Bus: Ich bin mittlerweile großer Fan dieser Touren geworden, weil sie einem einen perfekten ersten Überblick über eine Stadt bieten und einem trotzdem die Freiheit lassen, an der einen oder anderen Stelle auszusteigen um mit dem nächsten Bus weiterzufahren. Wir machten die blaue Tour, die ich jedem nur empfehlen kann. Es ist keine echte Stadtrundfahrt, sondern eher eine Rundfahrt um Kapstadt herum. So ging es von der Innenstadt aus an District Six vorbei, an den Hängen des Tafelberges herum bis Bakoven und dann an der Küste entlang über Camps Bay, Clifton und Bantry Bay zurück Richtung Innenstadt. Kurz vor der Victoria & Alfred Waterfront erblickte ich dann auch das unglaublich schön zwischen Berg und Meer gelegene WM-Stadion Kapstadts, in dem 2010 u.a. ein WM-Halbfinale stattfinden wird. Fertig ist das Stadion noch nicht ganz, lang wird es aber sicher nicht mehr dauern, denn der Bau sieht schon sehr fortgeschritten aus.

Großartig an der Tour war die wirklich unbeschreibliche Landschaft. Der Tafelberg, von dem man seine Blicke kaum wegwenden kann, das Meer mit seinen heftigen Wellen, wirklich toll. Das einzig unschöne war das gesamte Gebiet zwischen Bakoven und Sea Point, das wirklich überhaupt nicht mehr nach Afrika aussieht, sondern nur noch nach Marbella. Die gesamte Küste wurde (und wird) mit Millionärs-Appartments zugepflastert, die für den Blick aufs Meer Millionen Zahlen, damit die Orte aber zu hässlichen und künstlichen Gebilden werden lassen.

Ausgestiegen sind wir dann an der Victoria & Alfred Waterfront, weil von dort die Boote nach Robben Island ablegen, der ehemaligen Gefängnisinsel, auf der viele führende Anti-Apartheid-Köpfe wie Nelson Mandela lange Jahre inhaftiert waren. Der Besuch auf Robben Island ist komplett durchorganisiert. man fährt mit einem Schiff hin, macht dann eine Bustour über die Insel und endet am Gefängnis, durch das man ebenfalls geführt wird. Was den Besuch der Insel so besonders macht, sind die Guides, die einem alles erklären. Im Bus war das bei uns ein ehemaliger Generalsekretär des Pan Africanist Congress, einer der wichtigsten Freiheitsbewegungen im damaligen Südafrika, durch das Gefängnis führte uns ein ehemaliger Insasse namens Kgotso, der ohne das Ende der Apartheid (und seine Freilassung Anfang der 90er) in diesem Monat seine Strafe als politischer Gefangener abgesessen hätte.

Gerade diese direkten Gedanken und Erfahrungen machten die Tour zu einem bedrückenden Erlebnis, das ich jedem Kapstadt-Besucher ans Herz legen möchte, weil man das Zusammenleben der Südafrikaner verschiedener Herkunft, das natürlich immer noch nicht völlig normal ist, dann viel besser versteht. Der Bus-Guide sorgte rund um die schreckliche Vergangenheit der Insel aber immer wieder für Auflockerung, indem er kleine amüsante Geschichtchen erzählte, Witze über die Länder machte, aus denen wir Touristen kamen und erzählte, wen er schon als Guide über die Insel führen durfte (z.B. Obama, als er noch Senator war).

Zurück auf dem Festland hatten wir inzwischen so viel Hunger, dass wir wieder in der Victoria & Alfred Waterfront aßen – diesmal im Karibu Restaurant, das damit wirbt, “echtes” südafrikanisches Essen zu verkaufen, das Südafrikaner auch zu Hause essen. Ich hatte gegrilltes Fleisch (also “Braaivleis”) – und zwar eine “Boerewors” (das ist eine Art Bratwurst) und erneut ein Straußensteak. Lecker war’s, aber mehr Strauß brauche ich jetzt erstmal nicht. Der Wein (wieder ein Shiraz) war auch wieder exzellent.

popkulturjunkie in südafrika. tag 1. 0

Ich war noch nie auf dem afrikanischen Kontinent, sogar noch nie auf der südlichen Erdhalbkugel. Bis heute. Denn heute begann mein Urlaub in Südafrika, an dem ich Euch mit meinem Blog teilhaben lassen will (wird ja auch mal Zeit, dass hier mal wieder regelmäßig gebloggt wird).

Spannend begann es schon am Frankfurter Flughafen. Die Lufthansa hatte den Flug leicht überbucht und suchte nun mit interessanten Angeboten Freiwillige, die ihren Flug um einen Tag verschieben konnten. Wir fielen aus, da Hotel und Mietwagen in Kapstadt gebucht waren und es zu viel Trara gewesen wäre, das alles aus der Ferne umzubuchen. Doch das Angebot war nicht schlecht: Die Freiwilligen bekamen eine Nacht in einem Frankfurter Top-Hotel und 600 Euro geschenkt. Noch heftiger wurde um einen Freiwilligen geworben, der statt Business nur Economy-Class fliegen wollte. 1500 Euro sollte er bekommen. 1500 Euro dafür, dass er im selben Flieger ein paar Reihen weiter hinten Platz nimmt. Kein Wunder, dass sich genügend Freiwillige fanden, sodass keine Dramen am Flughafen stattfanden.

Im Flieger hatte ich dann zum ersten Mal das Vergnügen am Platz ein Touchscreen-Monitor mit Entertainmentprogramm zu haben. Leider war das Filmangebot aber so mittelmäßig, dass ich nur einen Film sah – “Die Entführung der U-Bahn Pelham 123” – ein komplett überraschungsfreier Entführungs-Thriller mit John Travolta und Denzel Washington. Den Rest der Zeit flimmerte die Landkarte auf meinem Bildschirm, auf der sich verfolgen lässt, über welcher afrikanischen Region der Flieger nun gerade unterwegs ist. An Schlafen war trotz der nächtlichen Flugzeit von 22.55 Uhr bis 11 Uhr kaum zu denken. Die Länge meiner Beine verhindert ein komofortables Sitzenstellenlegen. Was ich im Ãœbrigen auch nicht kapiere, ist warum um 2 Uhr nachts ein warmes Essen gereicht wird (Geht Schnäppchen-Deutschland sonst auf die Barrikaden, wenn es kein Essen bei der Lufthansa bekommt?) und warum die Stewardessen diese rauen Mengen an Alkohol ausschenken. Hier ein Whiskey, da ein Campari, noch ein Gläschen Wein, morgens dann schon ein Bier. Saufen auf Kosten aller anderer Fluggäste (die den Spaß ja letztlich mitbezahlen).

Aber wollte ich nicht eigentlich von Südafrika erzählen? Na gut. Unsere erste Etappe führt uns nun also ein paar Tage lang nach Kapstadt, eine Stadt, die schon deswegen atemberaubend ist, weil sie zwischen grandiose Berge und das Meer eingekeilt liegt. Eine tollere Lage kann man sich kaum vorstellen. Viel über Kapstadt kann ich noch nicht berichten, außer dass die Long Street eine ziemlich nette, junge Straße mit vielen Cafés, Bars, Surfer- und Klamottenläden ist, die Pizza im Long Street Cafe aber nicht empfehlenswert ist.

Danach gingen wir dann in Richtung Victoria & Albert Waterfront, wo wir den Rest des Nachmittages verbrachten. Das Teil ist eine Art Parallelwelt, in der massenhaft Security-Leute aufpassen, dass wohlhabende Südafrikaner und vor allem Touristen ihr Geld in 200 bis 300 Shops und Restaurants lassen. Trotzdem hat mir diese Parallelwelt irgendwie gefallen, denn die Lage im Hafen ist wirklich toll. Gegessen haben wir dann im “Belthazar”, wo es vor allem Gegrilltes, Seafood und die angeblich “biggest Wine Bar in the World” gibt. Und in der Tat hatte ich eine solche Weinkarte bisher noch nicht gesehen. Ich bin schon gespannt auf die Weinregion, die wir im Laufe des Urlaubs auch noch besuchen werden.

Gegessen habe ich übrigens das erste Straußensteak meines Lebens. Ein bisschen traurig bin ich zwar, dass einer dieser lustigen Vögel sterben musste, damit ich ihn essen kann,aber letztlich gibt es ohnehin keine wildlebenden Straußen mehr (wenn ich mich nicht irre), sodass sie vollkommen zu Nutztieren geworden sind. Geschmeckt hat es recht lecker. Kein bisschen nach Geflügel, eher nach Rindfleisch, aber deutlich faseriger. Dazu gab es einen sehr leckeren Shiraz aus Stellenbosch – ich mag schwere Rotweine ja sehr gerne.

Essen ist hier übrigens (wie auch das Taxifahren) extrem günstig. Für einen Viertelliter 100%igen Orangensaft zahlt man im Supermarkt umgerechnet 35 Cent und meine Pizza im Long Street Cafe hat auch keine 5 Euro gekostet. Die Geldscheine sind aber fast zu schade zum Ausgeben, weil sie so nett aussehen. Auf jedem ist ein Tier abgebildet. Auf dem 20-Rand-Schein ein Elefant, auf dem 50er ein Löwe und auf dem 100er einer dieser Büffel.

Tja. Und dann war da noch der unerfreuliche Teil des Tages. Perfekt dem Klischee entsprechend begegnete uns nämlich ein Typ, der Geld wollte, uns Bedrohte und minutenlang nicht von der Seite wich. “i’m not a bad man, please don’t make me take all your money, i don’t want to be a criminal…” Ich habe mich selten in meinem leben so unwohl gefühlt wie in dieser bedrohlichen Situation (die zum Glück gut ausging, weil er am Ende doch ohne Gewalt und Geld von uns abzog). Am meisten ärgert mich diese Situation (die mitten am Tag in der Nähe der Victoria & Albert Waterfront stattfand, also keineswegs in einer dunklen Ecke der Stadt und auch nicht am Abend)… am meisten ärgert mich also, dass ich vorher so begeistert von den sympathischen Südafrikanern war, und dann kommt so ein Arschloch und macht alles kaputt. Ich hoffe, dass ich die Situation schnell vergessen kann und stattdessen wieder sympathische Südafrikaner treffe. Letztlich hat es aber vielleicht auch etwas Gutes an sich, dass und das gleich am ersten tag passiert ist, denn so werden wir nicht leichtsinnig und lassen ein paar Euro beim Taxigewerbe.

the parlotones. 2

Bevor ich in Urlaub fahre, beschäftige ich mich vorher meist auch mit der Musik des Landes. Und so sind mir bei meinen Recherchen zu meinem nächsten Reiseziel Südafrika die Parlotones aus Johannesburg aufgefallen. Hört man die Musik der Band, denkt man allerdings nicht wirklich an Afrika, sondern eher an London, Manchester oder so. Schönster britischer Indiepoprock tönt aus den Lautsprechern. In Südafrika sind The Parlotones wohl ziemliche Stars, haben Preise gewonnen, etc. Nach Europa ist die Band in diesem Jahr auch schon gekommen. Am Montag lässt sich die Band noch in Nürnberg live sehen und am Donnerstag in Berlin. Ich werde dann allerdings schon in Südafrika sein, vielleicht ja ab und zu mit den Parlotones in meinem Ohr…

meine drei lieblingsplatten der vergangenen monate. 2

– Everlaunch – “suburban grace”

Everlaunch sind mir zum ersten Mal über den Weg gelaufen, als sie Oasis beim Konzert in Düsseldorf unterstützten. Ich war damals so begeistert, dass das neue Album ein Pflichtkauf war – und zwar einer der Marke “am Erscheinungstag unbedingt schon um 0 Uhr als Download kaufen”. Und der Kauf hat sich definitiv gelohnt – so sehr, dass die Platte eine meiner Lieblingsplatten der vergangenen Monate geworden ist. Live erkannte ich damals Einflüsse von Placebo und My Vitriol in der Musik der Band, auf dem Album erinnern sie mich zudem irgendwie an die leider irgendwann aufgelöste Band Readymade, deren Gesamtwerk man ohnehin mal wieder öfter hören sollte. Aber zurück zu Everlaunch: “suburban grace” ist ein Muss für Leute, die melodiösen Indierock lieben und dabei einen gewissen Hit-Faktor nicht abschreckend finden. Denn eingängig ist fast alles auf dem Album. “run run run”, “seesaw”, “picturefreak”, “gravity”, ach eigentlich gibt es maximal einen oder zwei Tracks, die nicht grandios, sondern “nur” gut sind. In meiner Endabrechnung des Musikjahres 2009 wird “Suburban Grace” ganz weit oben stehen.

– Jochen Distelmeyer – “heavy”

Auf “heavy” war ich sehr gespannt. Ich war ja einer der Glücklichen, die eins der kleinen Vorab-Club-Konzerte erleben durfte und wusste daher schon, dass der Name des Albums tatsächlich Programm ist. Distelmeyer klingt durchaus härter, rockiger als zuletzt bei Blumfeld. “wohin mit dem hass?”, “er” und “hinter der musik” sind hier einige Beispiele. Doch “heavy” bietet mehr: Distelmeyer gelingt eine perfekte Mischung aus den rockigen Klängen und der Melancholie, für die ich seine Musik schon zu Blumfeld-Zeiten so geliebt habe. “jenfeld mädchen”, “bleiben oder gehen” und natürlich “murmel” sind Songs, die ich auch noch in vielen Jahren an verregneten Herbstabenden hören werde – in einer Playlist mit “graue wolken” und “tausend tränen tief” und all den anderen Songs. Es ist schön, dass Jochen Diestelmeyer wieder da ist.

– Editors – “in this light and on this evening”

Was für ein Album. Als ich “in this light and on this evening” zum ersten Mal hörte, dachte ich bei jedem weiteren Song “Meine Fresse, ist das düster”. Allein der Titeltrack, der das Album eröffnet, dürfte so manchen Fan ziemlich verstört haben oder ihn gleich in Depressionen geschickt haben. Und bis zu “walk the fleet road” geht es fast ununterbrochen so weiter. Düsternis, Melancholie, apokalyptische Depri-Stimmung. Einzig “papillon” ist ein fünfminütiger Stimmungsaufheller – weil der Song so grandios kraftvoll ist. Für mich ist die neue Düsternis der Editors aber eine logische Weiterentwicklung. Die Gitarre ist weitgehend weg, dafür gibt es mehr Synthesizer-Klänge, doch die Editors erkennt man in eigentlich allen Songs sofort wieder. Es erfordert Mut, einen solchen Weg zu gehen, nicht einfach noch zwölf Alben zu produzieren, die alle gleich klingen wie es all die Stadionrock-Bands tun, die irgendwann nicht mehr aus ihrer Komfort-Zone herauskommen und sich mit Stillstand zufrieden geben. Die Editors haben etwas gewagt – und dabei herausgekommen ist eine der besten Platten des Jahres.

(kein) video: the bravery – “hatefuck”. 1

Ich war ja von den ersten The-Bravery-Songs (z.B. “an honest mistake”) damals recht begeistert. Sehr netter Indie-Poprock. Die zweite Platte war dann 2007 allerdings ein ziemlicher Witz und klang in etwa wie eine Karikatur einer Band, die krampfhaft Erfolg haben will. Eingängig ist auch der neueste Song, “hatefuck” – aber irgendwie wieder wesentlich besser. Und wenn das beschissen-peinlich-pubertäre Video (mit dem ich mein Blog nicht verschandeln will) nicht wäre, dann hätte ich noch mehr Spaß daran…

trailer: “paranormal activity”. 3

Ich hab schon lange keinen so gruseligen Filmtrailer mehr gesehen. Obwohl es nichts Gruseliges darin zu sehen gibt…

video: bad lieutenant – “sink or swim”. 3

Es ist nicht New Order. Und Bernard Sumners Stimme ist ohne Peter Hooks Bass nur die Hälfte wert. Aber hey, es ist ein netter, etwas herbstlicher Popsong. Und ich freue mich auch ohne Peter Hook auf die neue Platte der Herren Sumner, Morris und Cunningham, die am 9. Oktober erscheint…

[UPDATE: Huch! Ein Versehen? Bei amazonmp3.de gibt’s das Bad-Lieutenant-Album schon heute. Neben dem Eintrag mit dem korrekten Veröffentlichungsdatum (9. Oktober) gibt es eine frei geschaltete Version mit dem Releasedatum 2. Oktober. Und die hab ich eben für 7,99 Euro gekauft. Eine Art legaler Leak?]

[2. UPDATE: Kein Versehen, sondern wohl eine offizielle Verkaufsaktion für einen Tag. In den USA kostet der Download sogar nur 2,99 US-Dollar (!) (Danke an Torsten Beeck)]

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