13 Kurzfilme von zum Teil sehr namhaften und tollen Regisseuren, zahlreiche großartige Schauspieler, was soll da schon schief gehen? Der Gang ins Kino, um “Deutschland 09” zu sehen, war daher keine schwierige Entscheidung. Leider.
“13 kurze Filme zur Lage der Nation” heißt das Projekt, in dem Tom Tykwer, Fatih Akin, Dominik Graf, Dani Levy, Nicolette Krebitz, Hans Weingartner und andere in wenigen Minuten etwas über Deutschland erzählen. Mal als Dokumentar- mal als Spielfilm, aber immer kurz und sehr individuell. Romuald Karmakar porträtiert beispielsweise einen älteren Perser, der eine Rotlichtbar in Berlin besitzt, Nicolette Krebitz zeigt ein fiktives Aufeinandertreffen von Susan Sontag und Ulrike Meinhof, Tom Tykwer begleitet einen von Benno Fürmann gespielten Mode-Vertriebschef auf einer Dauer-Jetlag-Reise um die Welt, usw.
Das, was am Ende dabei heraus gekommen ist, ist leider von sehr sehr unterschiedlicher Qualität. Zwischen den wenigen netten Filmen – richtig grandios ist keiner der 13 – gibt es extrem viel Schrott, der im besten Fall langweilig oder verkopft, im schlechtesten Fall aber völlig indiskutabel ist. So dürfte der Kurzfilm “Krankes Haus”, der eine nicht zu überbietende Zahl an Peinlichkeiten und Flachheiten bietet, der Tiefpunkt in der Karriere des Regisseurs Wolfgang Becker sein, der in der Vergangenheit immerhin “Das Leben ist eine Baustelle” und “Good Bye, Lenin!” drehte. Der Murat-Kurnaz-Film von Fatih Akin ist langweilig und eindimensional, weil das Thema hundertfach durch alle Talkshows geprügelt wurde, Nicolette Krebitz muss für ihren Film mit Susan Sontag und Ulrike Meinhof irgendwas genommen haben und Dani Levy bietet immerhin Gaga-Humor.
Die wenigen kleinen Highlights sind der Film von Tom Tykwer, der nicht nur wegen seiner tollen Optik aus dem Rahmen fällt und nicht so richtig zum Rest passt, der Film “Gefährder” von Hans Weingärtner über die Geschichte von Andrej Holm, und Hans Steinbichlers “Fraktur”, der einen Industriellen vom Obersalzberg zeigt, der sich unglaublich darüber aufregt, dass seine “F.A.Z.” die Frakturschrift abschafft, kurzerhand nach Frankfurt fährt und dort in der Redaktionskonferenz Amok läuft. Leider kommt auch dieser Film nicht ohne Fremdschäm-Moment aus, denn eine Vorzimmerdame meldet sich am Telefon mit dem Namen “Schäfer-Gümbel”. Was haben wir gelacht.
Für diese drei kleinen Filme lohnt es definitiv nicht, ins Kino zu gehen. Ich kann nur jedem davon abraten, sich für “Deutschland 09” ins Kino zu setzen, es sei denn er will unbedingt zweieinhalb Stunden (so lang ist das Werk) wertvolle Lebenszeit vergeuden. 3 von 10 Punkten.