ich kontakt archiv kino-meta-kritik musik-tv southside 2004 popkultur 2003 zukunftsmusik links popkulturjunkies heavy rotation: Coldplay - gravity The Golden Virgins - staying sober The Golden Virgins - i am a camera Ijen Martin - ballyhoo dragoncat The Postal Service - against all odds Kante - zombi The Cure - untitled The Libertines - what became of the likely lads The Libertines - last post on the bugle Interpol - slow hands popkulturjunkie on tour: 19.08. The Crash (Schwimmbad/HD) 07.09. TV on the Radio (Karlstorbahnhof/HD) 21.09. Monsters of Spex: Marr + Girls in Hawaii + Maritime + Jens Friebe (Karlstorbahnhof/HD) 17.10. Keane (Live Music Hall/Köln) |
Mittwoch, Juli 02, 2003
Warum höre ich eigentlich nur noch Radiohead? Nichts anderes mehr. Seit vielen vielen Tagen. Zu Hause, im Auto, in der Redaktion. Ich reagiere fast schon allergisch auf andere Musik. Nur noch Radiohead. Fast nur das neue Album. Maximal noch den Glastonbury-Auftritt. Ist es die Rückbesinnung auf das Wesentliche? Die Erkenntnis, dass der Mensch keine andere Musik mehr braucht, wenn er Radiohead kennt? Oder ist es einfach nur eine seltsame Phase, die vorbeigeht? Wenn ja, was für eine Phase? Und wann geht sie vorbei? Montag, Juni 30, 2003
Heute an dem historischen Tag, an dem die erste Montags-Ausgabe der "Harald Schmidt Show" läuft, fällt das Fernbedienen des Fernsehers mal wieder besonders schwer. Denn: Parallel zu Schmidt gibt's bei "Fast Forward" ein garantiert sehr schönes Interview von Charlotte Roche mit dem großen Thees Uhlmann, Label-Gründer, Buchautor und Chef der besten Hamburger Band Tomte. Zum Glück hat der liebe Gott Videorecorder erfunden... Und dann war ich noch im Kino und habe "Hero" gesehen. Den von allen Kritikern in den Himmel gelobten chinesischen Historien-Film. Er war wirklich gut. Kurz zum Inhalt: 3. Jahrhundert vor Christus. Ein mysteriöser, namenloser Kämpfer erhält eine Audienz beim tyrannischen König Qin. Grund: Er hat angeblich drei böse Qin-Attentäter getötet. Doch war das wirklich so? Oder versteckt unser Held ein kleines Geheimnis? Im Gespräch zwischen Qin und den namenlosen Helden wird die wahre Geschichte in Rückblicken erzählt. Viel wichtiger als die Handlung ist aber die Optik des Filmes. Überwältigende, epische Bilder. Ein wunderschönes Spiel mit Farben. Und dazu eine absolut hörenswerte Filmmusik. Allen, die Schwertkämpfe und asiatische Kampfsport-Auseinandersetzungen nicht von vornherein ablehnen, sei "Hero" ans Herz gelegt. Ein wirklich schöner Film. Und beim Thema Kino fällt mir ein, dass ich mich noch gar nicht am "Matrix Reloaded"-Bashing beteiligt habe. Als großer "Matrix"-Fan konnte ich mir den zweiten Teil der Trilogie natürlich nicht entgehen lassen. Aber auch ich war extremst enttäuscht. Ein schlechter, flacher Action-Film ohne nennenswerte Handlung, dem der Charme des Originals komplett fehlte. Teilweise sackte "Reloaded" sogar ins peinliche ab: Morpheus' Rede in Zion! Das Erste, was mir nach dem Film in den Kopf kam war: Hoffentlich kommen die Wachowski-Brüder nicht in 15 oder 20 Jahren auf die glorreiche Idee: Jetzt machen wir noch drei "Matrix"-Filme, die vor dem ersten spielen. Aber bei aller Enttäuschung: Ende des Jahres rennen wir doch ohnehin wieder alle ins Kino, um Teil 3 zu sehen, oder? Sonntag, Juni 29, 2003
und als Extra-Service noch die Setlist des besten Southside-2003-Konzertes, dem von Radiohead: 01 there there 02 2+2=5 03 my iron lung 04 lucky 05 morning bell 06 scatterbrain 07 national anthem 08 the gloaming 09 where i end and you begin 10 just 11 exit music 12 go to sleep 13 sail to the moon 14 i might be wrong 15 paranoid android 16 idioteque 17 everything in it's right place zugaben: 18 fake plastic trees 19 sit down. stand up 20 karma police (Quelle: At Ease / Radiohead) Diejenigen, die hören wollen, wie Radiohead im Sommer 2003 klingen, sollten mal in den dunklen Ecken des Internets suchen. Da gibt's nämlich einen qualitativ absolut empfehlenswerten Mitschnitt des Glastonbury-Auftritts vom 28. Juni. Aber von mir habt Ihr den Tip nicht ;-) Höchste Zeit für das persönliche popkulturjunkie-Southside-Fazit. Freitag. Nachdem unsere Zelte um ca. 1815 aufgebaut waren, ging es für die letzten Songs von Union Youth vor die Hauptbühne. Kleine Nirvana-Möchtegerns, die aber durchaus nette Musik machen. Am Ende des Gigs haben die kleinen Jungs auch ganz brav all ihre Instrumente kaputtgemacht ;-) Schade, dass ich nicht das gesamte Konzert gesehen habe. Da Asian Dub Foundation so gar nicht mein Ding ist, gab es eine kleine Pause, bis um 2015 die Counting Crows auftraten. Die Band existiert ja schon ewig und sie haben in der langen Zeit einige absolute Perlen auf den Markt gebracht. Ich erinnere nur an das wunderschöne "Colorblind" aus dem "Eiskalte Engel"-Soundtrack (das bei Southside leider nicht gespielt wurde). Mir hatte das Konzert eindeutig zu viele Längen. Zwischen den wenigen Melodien hat die Band immer wieder minutenlange Belanglosigkeiten gespielt. Um 2145 folgte dann der erste große Höhepunkt des Festivals: Underworld. Sämtliche hohen Erwartungen wurden komplett erfüllt. Auch wenn das neuere Album nicht der Ober-Reißer war, Underworld sind eine absolut geniale Live-Band. Rick Smith spielte den Schüchternen hinter den Computern und Karl Hyde flippte auf der Bühne aus. Er genoss es absolut, das Publikum hinter sich zu bringen und nutzte die komplette Breite der Bühne für seine Show. Klarer Höhepunkt des 75 Minuten langen Auftritts: der Klassiker "Born slippy", der auch nach 100mal Hören noch Gänsehaut verursacht. Um 2330 folgte mein persönliches Southside-Highlight: Radiohead. Nachdem ich zuerst Probleme mit dem neuen Radiohead-Werk "Hail to the Thief" hatte, hab ich nach ein paar mal Hören die Großartigkeit erkannt und höre seitdem kaum etwas anderes. Mittlerweile denke ich, dass "Hail to the Thief" dem Meisterwerk "OK Computer" in Nichts nachsteht. Dementsprechend war meine Neugierde auf das Konzert. Schließlich hatte ich vorher noch nie das Vergnügen, Radiohead live zu sehen. Der Auftritt war wirklich richtig gut. Auch dank der Dunkelheit war die Stimmung extrem intensiv. Der kleine, eigentlich schüchterne Thom Yorke war richtig gut drauf, flippte bei einigen Songs komplett aus und sprang über die Bühne. Radiohead haben neben vielen Songs aus dem neuen Album auch Sachen aus den Vorgängern "Amnesiac", "OK Computer" und "The Bends" gespielt. Zu den Highlights gehörten meiner Meinung nach vor allem der Opener "There there", das wunderschöne "Scatterbrain" aus "Hail to the Thief" und "Paranoid Android" aus "OK Computer". Endgültig gewonnen hatte die Band im popkulturjunkie-Southside-Ranking, als sie als letzte Zugabe noch "Karma Police" spielten. Was für ein krönender Abschluss für den ersten Festival-Tag. Samstag. Die erste Festival-Nacht war extrem kalt. Höchste Zeit also, am Samstagmittag mit warmer Musik wieder Normal-Temperatur zu erlangen. Erster Programmpunkt für mich: Pinkostar um 1250 auf der Hauptbühne. Ich kannte bis dahin nur den kleinen Hit "Too many Scars", der Lust auf mehr machte. Pinkostar waren auch nicht schlecht. Der Sänger war zwar etwas etwas prollig, aber egal, die Musik zählt und die war absolut okay. Danach ging es zu Kettcar vor die Zeltbühne. Und da begann der zweite Festival-Tag dann richtig. Was für eine großartige Stimmung um 1320 mittags. Dass die Band aus Hamburg viele Fans hat und live äußerst gut ist, hatte ich vorher schon gewusst. Aber diese Stimmung zu dieser Tageszeit war wirklich der Hammer. Richtig gute Musik (Höhepunkt: "Landungsbrücken raus"). Und ich werde Kettcar demnächst unbedingt mal bei einem Einzel-Konzert sehen müssen. Noch größer war die Stimmung dann bei Nada Surf. Das Zeltbühnen-Publikum ging richtig mit und feierte die New Yorker Band von Beginn bis zum letzten Ton. Besonders cool war, dass Nada Surf am Ende des Konzertes gebeten wurden, noch etwas länger zu spielen. Aus welchen Gründen auch immer. So kam das Southside-Publikum dann sogar noch in den Genuss des sieben Jahre alten Klassikers "Popular", der damals bei MTV rauf und runter gespielt wurde. Nach diesen beiden gelungenen Konzerten verließ ich mit einem Grinsen im Gesicht die Zeltbühne. Danach fiel die Entscheidung schwer: die lustigen International Pony oder die mir musikalisch näher stehenden Starsailor? Ich entschied mich für Starsailor. Vielleicht ein Fehler. Die Musik war zwar schön, aber in brütender Hitze kam bei den ab und zu melancholischen Songs keine wirkliche Stimmung auf. Schade. Um 1740 stand dann der nächste große Höhepunkt des Festivals an: Turbonegro. Den ganzen Tag lang hatte ich schon Mitglieder des sagenumwobenen Turbonegro-Fanclubs Turbojugend (zu erkennen u.a. an den Jeansjacken) gesehen, die in Massen zum Southside geströmt waren, um ihre Helden zu sehen. Und sie sind nicht umsonst gekommen: Turbonegro haben eine Show vom Feinsten geboten. Einen Kracher nach dem Anderen. Dazwischen immer lustige Ansagen vom Sänger. Alle, die Turbonegro noch nicht live gesehen haben, sollten das nachholen. So schnell wie möglich. Nach Turbonegro ging es für ganz andere Musik zurück zur Zeltbühne. Goldfrapp standen auf dem Programm. Und auch das hat sich gelohnt. Wenn auch aus ganz anderen Gründen. Sängerin Alison Goldfrapp hat sich mit ihrem Verhalten zur Top-Favoritin für den Titel Oberzicke des Festivals qualifiziert. Anscheinend gab es am Anfang des Konzertes Probleme mit den Monitor-Lautsprechern auf der Bühne. Frau Goldfrapp hat das dazu bewogen, auszuflippen und das Konzert erstmal abzubrechen. Nach einer Pause ging es dann weiter. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich mag die Musik von Goldfrapp wirklich sehr, aber diese Zicke auf der Bühne konnte ich absolut nicht ertragen, sodass ich mich dann irgendwann an die Seite gesetzt habe, um sie nicht sehen zu müssen. Danach ging es weiter mit Console. Die hab ich vor einiger Zeit ja schon in Heidelberg live gesehen und war damals komplett begeistert über die riesigen Unterschiede zwischen Album und Liveshow. In den 60 Minuten Southside-Gig gab es davon auch einen großartigen Aussschnitt zu hören. 60 Minuten Elektro-Heavy-Metal vom Feinsten ;-) Und außerdem gewinnen Console immer und überall den Preis für die hübscheste Sängerin. Noch mehr Elektro gab es um 2130 von Röyksopp. Und auch die beiden Jungs rocken live so dermaßen los, dass man denkt, man sei im falschen Film. Leider haben Röyksopp zu viel unbekanntes Material gespielt, das womöglich auf dem lang erwarteten nächsten Album erscheinen wird, leider aber viel zu flächig und melodien-arm war. Zum Headliner des Tages ging es danach wieder zurück zur Hauptbühne. Coldplay. Kleine Anmerkung vorher: ich habe bewusst darauf verzichtet, auch nur eine Sekunde Guano Apes zu sehen. Ich hasse die Guano Apes. Aber das nur nebenbei. Zurück zu Coldplay: Superschönes Konzert voller toller Melodien. Und sehr passend zu der späten Uhrzeit. Coldplay bei Dunkelheit gehört wirklich zum Schönsten, was man erleben kann. Mein persönliches Highlight natürlich "Clocks" vom letzten Album. Leider war ich nach Coldplay zu müde, so dass ich auf Sigur Ros im Zelt verzichtet habe. Leider. War bestimmt brilliant. Aber Sigur Ros werde ich mir dann mal in voller Konzertlänge ansehen. Sonntag. Der größte Skandal des Festivals erwartete mich dann am Sonntag. Warum zur Hölle spielt eine Band wie Blackmail um 12 Uhr mittags??? Und so ein Müll wie Apocalyptica viel später? Selbst die blöden Good Charlotte durften nach Blackmail ran. Unfassbar. Zumindest war für die frühe Uhrzeit sehr viel los vor der Hauptbühne und Blackmail haben ihr Bestes getan. Aber wenn man die Herren mal in einem kleinen Club gesehen hat, weiß man, welches Potenzial sie haben und wie wenig davon um 12 Uhr mittags ausgeschöpft werden kann. Schade. Sehr schade. Positiv überrascht war ich von MTV-Moderator Markus Schultze und seiner Band Underwater Circus. Ich kannte bis dahin nur die Single "Not you". Aber auch der gesamte Rest war richtig gut. Muss mir wohl mal das Album "Grace under Pressure" besorgen. Und Underwater Circus sind eine weitere Band auf der langen Liste der Bands mit gut aussehenden Bassistinnen. Der Nachmittag war für mich dann eher musikfrei. Kurz in Skin reingesehen und bemerkt, dass die Frau auf der Bühne auch ohne Skunk Anansie abgeht, dass es eine Freude ist, und danach ausgeruht. Pünktlich zu Seeed war ich dann wieder dabei. Ein weitere Höhepunkt des Festivals. Zwar keine Musik, die ich jeden Tag hören muss, aber live eine absolute Party. Und eine perfekte Band für ein Sommer-Festival. Der Abschluss von Southside 2003 war dann eine ziemliche Enttäuschung. Massive Attack fand ich von Anfang bis Ende, um es mal etwas heftiger auszudrücken: scheiße! Kaum Melodien, Flächen ohne Ende, Sänger, die zwar ganz gut waren, aber die Original-Sänger von den CDs nicht ersetzen konnten. Glücklicherweise hatten Massive Attack eine großartige LED-Leinwand dabei. Und das, was da abging war überaus sehenswert. Sehr schöne Effekte, dazwischen immer wieder nette Informationen (z.B. die Rüstungs-Etats aller relevanten Staaten). So war das Konzert dann trotz der schlechten Musik doch kurzweilig ;-) Was soll ich zum Schluss anderes sagen als: Southside 2003 hat sich gelohnt und ich freue mich schon auf's nächste Jahr. Und ganz zum Schluss noch ein paar Links zu Websites mit Southside-Foto-Galerien: http://www.dasding.de/community/events/archiv/ssflive/content/galerie/index.html http://www.netradioactive.de/partypic-archiv/categories.php?cat_id=86 http://www.southside.de |