Mittwoch, März 17, 2004
 
Und wie der ein oder andere schon bemerkt haben dürfte, hab ich es bisher noch nicht geschafft, die meta-kritik-Seiten mit den Kinostarts von morgen online zu stellen. Und ich werde es wohl vor Montag auch nicht mehr schaffen. Aber damit ihr wisst, was ihr ab morgen sehen solltet und was definitiv nicht, gibt's hier als Preview schonmal das Ranking:

1. (80/100) Frühling, Sommer, Herbst, Winter und... Frühling
2. (62/100) Back to Gaya
3. (58/100) Bärenbrüder
4. (55/100) Drumline
5. (42/100) Die Passion Christi

Und Mel Gibsons "Passion Christi" ist sowas von gerechterweise auf dem letzten Platz gelandet. Dieser Film ist wirklich so unglaublich kacke. Einer der schlechtesten Filme, die ich je gesehen habe. Brutale Gewaltorgien ohne irgendeine Handlung. Mehr dazu nach dem Wochenende an dieser Stelle.

 
Dieser eben erwähnte verdammt gute Freund hat übrigens eine sehr praktische neue Internet-Seite gebastelt. Ein Rundum-sorglos-Paket für Freunde von Fernsehserien, -dokus und -filmen, die auf DVD erhältlich sind. Es gibt eine riesige Komplett-Liste mit allen DVDs, die auf dem Markt sind, News, eine Release-Vorschau und einiges mehr. Ein Klick auf tvondvd.de lohnt sich!

 
Berlin, Berlin, ich fahre nach Berlin. Ein Extrem-Stress-Tag hinter mir - ein grandioses Wochenende vor mir. Ich werde einen verdammt guten Freund besuchen, mir die volle Werber-Dröhnung geben und bei Leuten vorbeischauen, die ich nur vom Telefon kenne. Morgen früh geht's los. Und ich freu mich total drauf. Endlich mal wieder Großstadt.

 
Und wieder läuft "somewhere only we know" von Keane bei "Fast Forward". Und wieder fasse ich nicht, wie unglaublich gut diese Milchbubis sind...

Dienstag, März 16, 2004
 
Typisch ZDF übrigens. Sich heute um 19 Uhr in den "heute"-Nachrichten noch damit rühmen, einen Grimme-Preis für die Wigald-Boning-Sendung "W.I.B. Schaukel" zu bekommen. Dabei aber natürlich verschweigen, dass man die Sendung nicht fortsetzen wird und Boning nun nach einem neuen Sender suchen muss.

 
Was soll bloß seit Wochen immer wieder dieser Porno-Hype bei "Fast Forward"?

 
Wut. Riesige Wut. Schön, dass dieses Gefühl noch in mir steckt. Und der Soundtrack zur Wut: Ash mit "clones". Auf Dauer-Rotation.

 
Breaking news: Charlotte Roche kriegt endlich einen Grimme-Preis! Für die Moderation von "Fast Forward".

Hier die etwas strange Begründung der Jury:

So jung ist der Pop gar nicht. Und so frech, subversiv und ironisch erst recht nicht. So jung wie die Moderatorin ist die populäre Kultur nicht, die in ihrer primären, musikalischen Gestalt bei "Fast Forward" über den Sender geht. Es ist viel geklaut, kopiert, ererbt in jedem Videoclip, und das kann auch nicht anders sein. Die Durchbrechung der Hörgewohnheiten im Dreiminutentakt wäre im Kopf nicht auszuhalten. Trotzdem muß die Zeremonienmeisterin eines Popmusikdurchlaufs allen Wiederholungen etwas Neues abgewinnen.

Und wie gelingt Charlotte Roche das? Sie fügt es aus eigenem Munde hinzu. Hätten im Mittelalter die Nonnen die Kirchenväter kommentieren dürfen, wäre dabei vielleicht etwas herausgekommen wie die glossa continua der laufenden Musikbilder, zu der Charlotte Roches Ansagen sich summieren.

Ungetüme des Wortwitzes purzeln ihr bisweilen von der Zunge, phantastische Sprachkreaturen, die an die Drachen denken lassen, zu denen sich unter der Hand der mönchischen Abschreiber die Großbuchstaben der heiligen Schriften auswuchsen. Und doch ist an Charlotte Roches Randbemerkungen zuerst die Textnähe zu loben.

Sie greift aus den vorüberflimmernden Filmchen beiläufige Details heraus, die blitzhaft das Künstliche der ganzen Popwelt beleuchten und damit zugleich ihr Wundersames erhellen. Wie kann das angehen, daß Millionäre nie ihren schäbigen Probenraum gegen ein sauberes Studio eintauschen? Im Pop mag kein Ding unmöglich sein, aber man wird ja wohl noch einmal nachfragen dürfen und ist es seinen Schöpfern, die sich bei ihrer Schöpfung doch etwas gedacht haben müssen, geradezu schuldig - auch wenn es in der Natur des monologischen Formats von "Fast Forward" liegt, daß Charlotte Roche nie eine Antwort bekommen wird. Mit ihrer kindlichen Freude an der Wiedervorlage der uralten Popwelträtsel spricht sie Zuschauern aus der Seele, die wissen, daß ihnen in der Heilsökonomie die Rolle des Schäfchens, die Funktion des Konsumenten, zugemessen ist, und die gleichwohl nicht für dumm verkauft werden wollen.

Bei dieser ihrer listigen Naivität handelt es sich nun nicht um eine Pose selbstherrlicher Distanz, wie sie in jüngst vergangener Zeit in der Ästhetik jenseits der Musik als Leitbild der Popkultur gepflegt wurde. Charlotte Roche betet nichts nach.

Betet sie auch niemanden an? Sie waltet eines liturgischen Amtes, für das man Begeisterung mitbringen muß. Es gibt ein Mysterium im Herzen des Lärms. Ihr Spott ist eine Form der Hingabe, die Ketzerei ihre Art der Verehrung. Kollegen von Hochkultursendungen sollten sich ein Beispiel nehmen an solcher Geistesgegenwart, die sich alle Freiheit der Welt nehmen kann, weil sie das Gewicht ihrer Gegenstände stillschweigend voraussetzt. Die religionssoziologische Metapher ist hier einmal tatsächlich am Platz: Kein Wunder, daß "Fast Forward" Kult ist.

Montag, März 15, 2004
 
Und neben dieser tollen Meldung von eben rettet gerade eine DVD meinen Tag. Der blöde Mediamarkt gegenüber unseres Büros hatte tatsächlich die neue Placebo-DVD. Am Erscheinungstag! Selten genug, so ein Ereignis. Und diese DVD ist ein Hammer. Das brillante Konzert vom vergangenen Oktober in Paris. Frank Black als Special Guest bei "where is my mind?". "protect me from what i want" mit französischem Text als "protège-moi". Genial gefilmt und geschnitten, perfekter Sound. Ein Ereignis.

 
THE CURE! Ich werde The Cure sehen! Großartigst! The Cure sind nämlich eine der neuesten Southside-Hurricane-Bestätigungen. Damals in den 80ern war das eine der Bands überhaupt für mich. Und irgendwie ist es immer noch eine Band, die ich unbedingt mal live sehen wollte. Und das jetzt auch noch auf einem Festival neben den Pixies, Placebo, David Bowie und so vielen anderen gigantischen Bands. Was kann es besseres geben?
Und hab ich nicht noch vor 14 Tagen geschrieben, ich müsse Air in diesem Leben nicht mehr öfter als die zwei Male sehen? Tja, es wird wohl ein drittes Mal geben. Southside 2004. The Cure, Air, Jet, Ill Nino und Fireball Ministry sind die gesamten 5 Bestätigungen des heutigen Tages. Was für ein brillantes Festival das wird.

Das gesamte Line-Up bis jetzt:
DAVID BOWIE - THE CURE - DIE FANTASTISCHEN VIER
PLACEBO - PIXIES - THE HIVES - PJ HARVEY
MONSTER MAGNET - BEGINNER - AIR - SPORTFREUNDE STILLER
GENTLEMAN & THE FAR EAST BAND - BEATSTEAKS
THE MARS VOLTA - LIFE OF AGONY - ILL NINO - JET
BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB - DIE HAPPY - ASH
FÜNF STERNE DELUXE - DROPKICK MURPHYS - ANTI FLAG
FRANZ FERDINAND - THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY
WILCO - DANKO JONES - ECHO & THE BUNNYMEN - BRIGHT EYES
TOMTE - MCLUSKY - THE BONES - THE SOUNDS
HAWKSLEY WORKMAN - FIREBALL MINISTRY

Ich seh es schon kommen - da werden viel zu viele gute Bands parallel spielen, sodass es schwierige Entscheidungen zu fällen gibt.

Southside und Hurricane finden diesmal vom 25. bis 27. Juni statt. Der Ticket-Vorverkauf läuft.

Sonntag, März 14, 2004
 
Horst Köhler führt den Euro in Amerika ein, in Heinos Café in Bad Münstereifel sind die Torten schlecht, weil Heinos Perückenhaare da reinfallen und das Weißwurst-Stadion muss wieder abgerissen werden, weil es illegal gebaut wurde. Dittsche ist grandios!

 
Und noch 3 popkulturjunkie-TV-Neustart-Kritiken:

"Im Bann der grünen Götter" / ZDF / CineCentrum / sonntags, 19.30 Uhr - Start: 7. März 2004
Eine weitere Doku-Reihe auf dem traditionellen "ZDF Expedition"-Sonntagvorabend-Sendeplatz. Sehr interessante Berichte über die Medizin der alten Pharaonen, Maharadschas, Maya und Perser. Das alles wird natürlich in üblicher sehr populärwissenschaftlicher Form erzählt, um ein größeres Publikum zu erreichen. Meiner Meinung nach aber eine äußerst sehenswerte Sendereihe, die sehr interessante Einblicke in medizinische Welten ermöglicht, die in den westlichen Zivilisationen zu Unrecht längst vergessen sind. 8 von 10 Punkten.

"n-tv YachtVision" / n-tv / IdtV Cumulus + Waterbeek / samstags, 17.10 Uhr - Start: 6. März 2004
Uaaah, was unangenehme Moderatorin. Eine näselnde Klischee-Blondine namens Corinna Hilss zeigt dekadente Yachten mit allen technischen Details, Herstellerfirmen, irgendwelche Tipps für Yachten-Besitzer und sonstigen Quatsch - das alles garniert mit erbärmlich nervender Musik. Ich hab ja eigentlich nichts gegen Minderheitenfernsehen. Diese extrem langweilige, äußerst amateurhaft produzierte Dauerwerbesendung ist allerdings nur etwas für extrem kleine Minderheiten. Finanziert ist sie durch die vier Sponsoren sicher, sonst würde man sie auch nicht ausstrahlen - denn für irgendein Image von n-tv bringt solches Fernsehen sicher nicht viel. 0 von 10 Punkten.

"Arjuna" / Viva / TV Tokyo + Sotsu Films + Bandai Visual / sonntags, 21 Uhr - Start: 29. Februar 2004
Noch vor einiger Zeit konnte ich überhaupt nichts mit japanischen Anime-Serien anfangen. Inzwischen hab ich aber in ein paar reingeschaut, die durchaus sehenswert waren. Die neue Serie "Arjuna" gehört auch zu den Vertretern des Genres, bei denen man einen Blick riskieren kann. Ein Mädchen namens Arjuna bekommt nach einem tödlichen Unfall eine zweite Chance. Ihr wird die Zukunft der Erde gezeigt - eine Zukunft, in der die Umwelt so zerstört ist, dass das Leben unmöglich geworden ist. Arjuna bekommt eine zweite Chance - sie soll als eine Art Superheldin diese düstere Zukunft verhindern. Die Serie ist größtenteils wahnsinnig gut gezeichnet, die Erzählweise ist aber ab und zu etwas sehr langatmig. 6 von 10 Punkten.

 
Ein Spaziergang am Neckar. Endlich mal wieder die kräftige Sonne im Gesicht spüren. Und auf dem Rückweg, pünktlich als ich in meine Straße einbiege und an der Thoraxklinik vorbeifahre, dröhnt "fuck the world" von den Vines aus meinem Auto. Und ein kleines, gemeines Grinsen zeichnet sich in meinem Gesicht ab. Manchmal muss man auch mal ein bisschen böse sein dürfen ;-)

 
Und bevor mich der sommerliche Tag gleich noch nach draußen zieht, gibt's hier noch 3 popkulturjunkie-TV-Neustart-Kritiken. Nochmal der Hinweis: diese Kritiken basieren nahezu auf keinerlei objektive Kriterien (wenn es die überhaupt gibt), sondern nur auf subjektiven Gedanken. Here we go:

"Koalas und andere Verwandte" / Das Erste / Southern Star / samstags, 11.03 Uhr - Start: 13. März 2004
Wieder eine dieser vielen australischen Serien, die vornehmlich von den Öffentlich-Rechtlichen eingekauft werden (wahrscheinlich, weil ihnen US-Ware zu teuer ist). "Koalas..." ist eine Comedyserie - vornehmlich für Kinder. Irgendeine englische Familie erbt einen Zoo in Australien und geht dorthin um das Teil zu verkaufen. Für Kinder ist das vielleicht alles lustig, aber durch die nervigen optischen Effekte ist es für alle anderen wohl nur schwer erträglich. 2 von 10 Punkten.

"Die neue Addams Familie" / RTL / Shavick Entertainment / samstags, 15.25 Uhr - Start: 28. Februar 2004
Noch ein Aufguss der legendären "Addams Family". Diese Version lief zwischen Oktober 1998 und August 1999 beim amerikanischen Cable-Network Fox Family Channel und kam immerhin auf 65 Folgen, bevor sie abgesetzt wurde. Insgesamt ist "Die neue Addams Familie" die vierte Serie, die sich mit der Addams Family beschäftigt. Ich konnte ehrlich gesagt schon mit dem Original nicht viel anfangen, aber dieser "neue" Serie ist endgültige Zeitverschwendung. Die Original-Charaktere besetzt mit mittelmäßigen Darstellern, übertrieben witzig gemeinte Storys, etc. Immerhin sieht die Optik der Serie für eine 30-Minuten-Comedy-Serie recht annehmbar aus, aber das rettet die ansonsten völlig überflüssige Serie auch nicht. 1 von 10 Punkten.

"Meine wilden Töchter" / ProSieben / Touchstone Television / samstags, 16 Uhr - Start: 21. Februar 2004
ProSieben zeigt nun die in den USA äußerst erfolgreiche Comedyserie "8 Simple Rules For Dating My Teenage Daughter", die seit Herbst 2002 bei ABC läuft und sich derzeit in der zweiten Staffel befindet. Der Hauptdarsteller der ersten Staffel, John Ritter, starb während der Dreharbeiten der zweiten Staffel. Ritter spielt einen Zeitungs-Redakteur, der sich mit seinen beiden pubertierenden Töchtern und deren Erwachsenwerden rumschlagen muss und dabei in amüsante Situationen schliddert. "Meine wilden Töchter" ist eindeutig eine der besseren US-Comedy-Serien, aber für Leute wie mich, die US-Comedyserien an einer Hand abzählen können, die ihnen gefallen haben, bedeutet das noch lange nicht, den ProSieben-Knopf zu drücken, wenn "8 Simple Rules" läuft. Zumal die Handlung und die Dialoge oft ein bisschen sehr hektisch geraten sind. 5 von 10 Punkten von mir.

 
Die Sonne scheint. In den nächsten Tagen gibt's über 20 Grad. Ich bin gut gelaunt. Und was braucht man in solchen Phasen? Gute-Laune-Musik. Und so hör ich gerade das nicht sonderlich intelligente, aber auch gar nicht so schlechte neue Beatsteaks-Album "smack smash" rauf und runter und singe mittlerweile sogar schon die ein oder andere Passage mit. Genau das richtige für solche Tage :-)

 
Eine gewisse, sicher schnell wieder vergessene, Elli Erl hat die zweite "Deutschland sucht den Superstar"-Staffel gewonnen. Die Show, die das Wort "Superstar" auf Jahre hinaus so negativ belastet hat, dass man es nichtmal mehr dann benutzen kann, wenn von wirklichen Superstars wie Madonna die Rede ist. Sicher, Frau Erl wird mit ihrer ersten Single sehr wahrscheinlich von 0 auf 1 in die Charts einsteigen. Aber ist das in Zeiten, in denen dreistellige Verkaufszahlen ausreichen, um in die Top 100 zu kommen, noch etwas wert?
Was mir angesichts des neuerlichen Bohlen-Siegersong-Machwerks wieder in den Kopf kam: Dieser Typ muss eine Software haben, die ihm die Arbeit komplett abnimmt, die immer gleichen Textbausteine den leicht unterschiedlichen Melodien anpasst. Bohlen drückt nur auf einen Knopf und schon kommt wieder ein Fließband-Pseudo-Hit unten raus.
Was ich mich noch frage: Wird es eine dritte "Superstar"-Staffel geben? In den USA ist die dritte "American Idol"-Staffel die erfolgreichste überhaupt, aber hier hat RTL alles drangesetzt, die Show kaputtzumachen - die Quoten lagen weit unter denen des Originals. Wenn eine dritte Staffel Erfolg haben soll, muss man einiges anders machen. Bohlen ist durch, Bohlens Musik ist durch. Ein Großteil des Publikums hat anscheinend keine Lust mehr auf diese Fließband-Ware. Ohnehin könnte man bei der Gelegenheit gleich die gesamte Jury auswechseln. Und die Moderatoren, die nur noch nerven. Und wie wäre es, wenn man mal Kandidaten aussucht, die wirklich singen können, Talent haben. Und nicht welche, die man nur potenziell gut verkaufen könnte? Aber zu alldem wird es wohl nie kommen. Auch egal, irgendwie.